Das deutsche Auslandsvermögen Ende 2024
Das deutsche Netto-Auslandsvermögen betrug Ende 2024 3 452 Mrd €. Das entsprach rund 80 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Deutschlands. Insgesamt stiegen sowohl die Aktiva als auch die Passiva gegenüber dem Ausland im Jahr 2024 weiter an. Dies galt für alle Positionen der Teilbilanzen des Auslandsvermögensstatus. Deutliche Anstiege verzeichneten die Forderungen und Verbindlichkeiten aus grenzüberschreitenden Wertpapieranlagen und aus den übrigen Kapitalanlagen. Zusätzlich erhöhten sich auch die Unternehmensverflechtungen durch Direktinvestitionen mit deutscher Beteiligung, die Währungsreserven der Bundesbank wie auch die Bestände der Finanzderivate und Mitarbeiteroptionen im vergangenen Jahr. Alles in allem war das deutsche Netto-Auslandsvermögen Ende 2024 um 555 Mrd € höher als ein Jahr zuvor. Knapp die Hälfte dieses Betrags entfiel auf Transaktionen, die in der Zahlungsbilanz zu Netto-Kapitalexporten führten. Der verbleibende Zuwachs war Bewertungseffekten und anderen Anpassungen zuzuschreiben.
Starke Zunahme des Netto-Auslandsvermögens gegenüber dem Vorjahr
Das deutsche Netto-Auslandsvermögen belief sich Ende 2024 auf 3 452 Mrd €. Das entsprach gut 80 % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Deutschlands von 2024. Damit stieg diese Relation im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozentpunkte an. In absoluten Werten erhöhte sich die deutsche Netto-Vermögensposition gegenüber dem Ausland 2024 um rund 555 Mrd €. Die in der Kapitalbilanz erfassten grenzüberschreitenden Transaktionen führten im letzten Jahr zu Netto-Kapitalexporten von 262 Mrd €. Sie lagen damit etwas über dem deutschen Leistungsbilanzüberschuss. Nicht transaktionsbedingte Veränderungen erhöhten den Anstieg um weitere 293 Mrd €. Dazu trugen im Ergebnis hohe andere Anpassungen und etwas geringer die Effekte von Wechselkurs- und Marktpreisentwicklungen bei. 1
Die deutschen Forderungen gegenüber dem Ausland legten im Vorjahresvergleich um 1 248 Mrd € oder 9,9 % auf 13 852 Mrd € zu; die Verbindlichkeiten stiegen um 693 Mrd € oder 7,1 % auf 10 399 Mrd €. In den Forderungen schlugen sich vor allem transaktionsbedingte Veränderungen (502 Mrd €), also der Erwerb von Vermögenswerten, sowie ähnlich hohe Marktpreiseffekte (495 Mrd €) nieder. Zusätzlich erhöhten Wechselkurseffekte und andere Anpassungen den Bestand an Aktiva. Der deutliche positive Wechselkurseffekt insbesondere bei Wertpapieren und Direktinvestitionen war vor allem den Aufwertungen des US-Dollars und des britischen Pfundes im Berichtsjahr geschuldet, welche die Effekte der Abwertungen einzelner anderer Währungen gegenüber dem Euro überwogen. Der nominale effektive Wechselkurs des Euro2 sank im Jahresverlauf 2024 um 1,8 %.3 Soweit deutsche Vermögenswerte im Ausland in ausländischer Währung bilanziert waren, stieg somit tendenziell ihr in Euro umgerechneter Wert.
Für den Anstieg der deutschen Auslandsverbindlichkeiten um 693 Mrd € auf 10 399 Mrd € waren in erster Linie Marktpreiseffekte (456 Mrd €) verantwortlich. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass Marktteilnehmer angesichts einer sich zunehmend dem Zielwert von 2 % annähernden Jahresinflationsrate sinkende Leitzinsen erwarteten. Die transaktionsbedingten Veränderungen machten gut die Hälfte des Marktpreiseffekts aus. Wechselkurseffekte und sonstige Anpassungen fielen deutlich geringer aus und hoben sich in etwa auf.
Direktinvestitionsengagement weiter gestiegen
Im Ergebnis betrug der Saldo Deutschlands aus den Direktinvestitionen Ende 2024 rund 932 Mrd €. Er lag damit 84 Mrd € über dem Wert vom Jahresende 2023. Hinter dem höheren Saldo stand eine Zunahme der grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen mit deutscher Beteiligung. Dies galt sowohl für deutsche Direktinvestitionsanlagen im Ausland als auch für das ausländische Engagement in Deutschland.
Die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stiegen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 134 Mrd € (4,6 %) auf 3 058 Mrd €. Etwas mehr als die Hälfte des Anstiegs entfiel auf Transaktionen (74 Mrd €). Deutsche Investoren erhöhten ihr Beteiligungskapital an Unternehmen im Ausland und in deutlich geringerem Umfang ihre Direktinvestitionskredite. Bei den Bewertungseffekten machte sich die effektive Abwertung des Euro-Wechselkurses auf die deutschen Direktinvestitionsbestände im Ausland bemerkbar sowie – in geringerem Maße – andere Anpassungen. Marktpreiseffekte erhöhten den Bestand deutscher Direktinvestitionen im Ausland nur leicht.
Die Direktinvestitionsbestände gebietsfremder Unternehmen in Deutschland stiegen 2024 um 51 Mrd € (2,4 %) auf 2 126 Mrd €; dafür zeichneten sich in erster Linie Transaktionen verantwortlich. Ausländische Investoren stockten insbesondere ihr Beteiligungskapital an hiesigen Unternehmen auf und gewährten in geringem Umfang zusätzliche konzerninterne Kredite an inländische Gesellschaften.
Positiver Saldo bei den Wertpapieranlagen deutlich höher als im Vorjahr
Der Saldo der Wertpapieranlagen lag Ende 2024 mit 1 034 Mrd € um rund 204 Mrd € über dem Vorjahreswert. Die Wertpapierforderungen gegenüber dem Ausland legten dabei deutlich stärker zu als die entsprechenden Verbindlichkeiten.4
Anleger im Inland hielten Ende 2024 mit 4 573 Mrd € einen um 541 Mrd € (13,4 %) höheren Bestand an ausländischen Wertpapieren als ein Jahr zuvor. Zum einen standen hinter der Zunahme Nettokäufe ausländischer Wertpapiere. Gefragt waren vor allem Geldmarktfonds und andere ausländische Investmentfondsanteile. Hinzu kamen Anleihen finanzieller Kapitalgesellschaften sowie Bankschuldverschreibungen. Bewertungseffekte spielten eine ähnlich große Rolle wie Transaktionen. Dabei stachen die positiven Marktpreiseffekte insbesondere bei Investmentfondsanteilen und Aktien hervor. Die relative Schwäche des Euro sorgte zusätzlich für positive Wechselkurseffekte und auch die anderen Anpassungen schlugen sich positiv auf der Aktivseite nieder.
Anleger im Ausland hatten Ende 2024 mit 3 539 Mrd € für 337 Mrd € (10,5 %) mehr deutsche Wertpapiere in ihren Portfolios als Ende 2023. Dafür zeichneten zu ungefähr gleichen Teilen Wertpapiertransaktionen (188 Mrd €) und Marktpreiseffekte (181 Mrd €) verantwortlich. Das Interesse der ausländischen Portfolioinvestoren galt insbesondere öffentlichen Anleihen Deutschlands. Ein Grund hierfür war vermutlich, dass ausländische Anleger ihre in den Vorjahren stark reduzierten Bestände an deutschen Staatsanleihen wieder aufstockten. Auch die höhere Emissionstätigkeit der öffentlichen Hand spielte eine Rolle. Hingegen trennten sich Ausländer – in geringerem Umfang – von deutschen Kurzläufern. Der positive Marktpreiseffekt ging zum großen Teil auf Kurssteigerungen hiesiger Aktien in ausländischen Portfolios zurück (168 Mrd €). Dies passt zu der deutlich positiven Entwicklung des deutschen Aktienindex im Jahresverlauf 2024. Wechselkurseffekte sind für die deutschen Auslandsverbindlichkeiten generell von untergeordneter Bedeutung, da diese überwiegend auf Euro lauten. Stärker schlugen sich andere Anpassungen nieder, welche die deutschen Auslandsverbindlichkeiten für sich genommen reduzierten.
Positiver Saldo bei Finanzderivaten und Mitarbeiteroptionen gestiegen
Die Bestände von Finanzderivaten und Mitarbeiteroptionen wiesen Ende 2024 mit 50 Mrd € einen positiven Saldo aus. Dieser war wieder deutlich höher als im Jahr zuvor (27 Mrd €). Zu dem Anstieg trugen vor allem Optionsgeschäfte bei.5 Der Saldo des Terminhandels mit Strom und Gas spielte ebenfalls eine Rolle, wenn auch in geringerem Maße. Seine Bedeutung war bereits 2023 zurückgegangen, nachdem 2022 der Angriff Russlands auf die Ukraine starke Verwerfungen auf den Energiemärkten ausgelöst und vorübergehend für erhebliche Netto-Kapitalexporte im Terminhandel mit Strom und Gas gesorgt hatte.
Übrige Kapitalanlagen: Nettoforderungen gestiegen
Bei den übrigen Kapitalanlagen, die unter anderem Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) sowie Bargeld und Einlagen umfassen, stieg die positive Netto-Vermögensposition Deutschlands gegenüber dem Vorjahr um 173 Mrd € auf 1 073 Mrd € zum Jahresende 2024. Über alle Sektoren hinweg erhöhten sich die Forderungen aus den übrigen Kapitalanlagen gegenüber dem Ausland im Jahr 2024 um 203 Mrd € oder 5,2 % auf 4 072 Mrd €. Die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland stiegen weniger stark; sie lagen zum Jahresende 2024 mit 2 998 Mrd € um 30 Mrd € oder 1,0 % über dem Vorjahresniveau.
Maßgeblich für den Anstieg des Gesamtsaldos der übrigen Kapitalanlagen waren die Positionen der monetären Finanzinstitute (ohne Zentralbank). Diese erhöhten vor allem ihre Bestände an Bargeld und Einlagen im Ausland und vergaben zusätzliche Kredite an Ausländer. Zusätzlich erhöhten positive Wechselkurseffekte die Bestände in diesen beiden Segmenten, so dass sie im Ergebnis um 188 Mrd € anwuchsen. Einlagen von Ausländern erhöhten die Verbindlichkeiten hiesiger monetärer Finanzinstitute (ohne Bundesbank) um 65 Mrd €. Insgesamt stieg der Saldo der monetären Finanzinstitute (ohne Zentralbank) in den übrigen Kapitalanlagen 2024 um 123 Mrd €.
Die Netto-Auslandsposition der Bundesbank bei den übrigen Kapitalanlagen stieg 2024 um 2 Mrd €. Die Auslandsforderungen der Bundesbank gingen um 55 Mrd € zurück, was in erster Linie auf den niedrigeren TARGET-Saldo der Bundesbank gegenüber der EZB zurückzuführen war.6 Gleichzeitig sanken die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank bei den übrigen Kapitalanlagen noch etwas stärker. Das lag daran, dass insbesondere Geschäftspartner außerhalb des Euro-Währungsgebiets ihre Einlagen bei der Bundesbank reduzierten.
Die übrigen Kapitalanlagen des Staates im Ausland gingen 2024 um 8 Mrd € zurück. Verantwortlich waren vor allem niedrigere Einlagen bei ausländischen Instituten. Die übrigen Kapitalanlagen von Unternehmen und Privatpersonen erhöhten sich hingegen per saldo um 56 Mrd €.
Währungsreserven weiter gestiegen
Die Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich Ende 2024 auf 364 Mrd €; sie lagen damit 71 Mrd € über dem Vorjahreswert. Der Bestand der Währungsreserven stieg insbesondere durch positive Marktpreiseffekte (70 Mrd €), wobei der Anstieg des Goldpreises dominierte. Die Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und anderen wichtigen Währungen steigerte den Wert der Währungsreserven für sich genommen um 4 Mrd €. Transaktionen reduzierten die deutschen Währungsreserven geringfügig um 1 Mrd €.
Endnoten
1 Zu den nicht transaktionsbedingten Veränderungen zählen Bewertungseffekte durch Änderungen der Wechselkurse oder Markpreise sowie andere Anpassungen. Andere Anpassungen umfassen beispielsweise Abschreibungen auf nicht einholbare Kreditforderungen, Änderungen in der Sektorenzuordnung, Änderungen der Funktionalkategorie eines Finanzierungsinstruments und statistisch bedingte Unterschiede zwischen Auslandsvermögensstatus und Zahlungsbilanz, die sich z. B. durch verschiedene Datenquellen ergeben.
2 Der nominale effektive Wechselkurs umfasst die gewichteten Wechselkurse der wichtigsten 18 Handelspartner der Wirtschaft des Euroraums (Erweiterter EWK-Länderkreis).
3 Dabei spielte auch eine Rolle, dass das Eurosystem die Leitzinsen senkte.
4 Zu den Transaktionen im Wertpapierverkehr vgl.: Deutsche Bundesbank, Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2024, Monatsbericht, März 2025.
5 Ausschlaggebend waren konzerninterne Kompensationsgeschäfte in Form außerbörslicher Optionen für Transaktionen mit strukturierten kurz- und langfristigen Schuldverschreibungen inländischer Emissionshäuser. Vgl. Deutsche Bundesbank (2021), Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2020, Monatsbericht, März 2021, S. 17 – 43.
6 Die TARGET-Forderungen gegenüber der EZB sanken im Jahr 2024 um 47 Mrd € und damit weniger stark als 2023 (175½ Mrd €). Das liegt daran, dass der Abbau der geldpolitischen Wertpapierportfolios im Rahmen der restriktiveren Geldpolitik die deutschen TARGET-Forderungen seit Mitte 2023 die Bestände nicht so deutlich reduzierte, wie sie zuvor beim Aufbau der Bilanz unter den Ankaufprogrammen angestiegen waren. Eine Ursache hierfür scheint ein verändertes Verhalten von Anlegern im Markt für Euro-Staatsanleihen zu sein. Dazu mehr in: Deutsche Bundesbank, Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2024, Monatsbericht, März 2025.