Schwerpunkte des Monatsberichts Juli 2012
Der Euro als Ankerwährung und als Kern eines Währungsblocks
Das Weltwährungssystem ist durch eine Vielzahl von Wechselkursarrangements gekennzeichnet. Sie reichen von flexiblen Wechselkursen über mehr oder weniger feste Wechselkursbindungen bis hin zur Verwendung einer gemeinsamen Währung, beispielsweise in einer Währungsunion. Dabei entspricht das offizielle Wechselkursregime nicht immer dem tatsächlich praktizierten. Im Weltwährungssystem haben sich zwei wichtige Währungsblöcke herausgebildet. Neben dem US-Dollar ist es vor allem der Euro, der in vielen Ländern als gesetzliches Zahlungsmittel oder Ankerwährung verwendet wird. Beiden Währungsblöcken gehören eine ähnliche Anzahl von Staaten und abhängigen Gebieten an (ungefähr 60); der Euro-Block ist aber gemessen am Bruttoinlandsprodukt etwas kleiner. Allerdings erwies sich der Euro-Block im Hinblick auf seine Zusammensetzung als ausgesprochen stabil.
Der Aufsatz gibt eine Übersicht über die gebräuchlichen Wechselkurssysteme und diskutiert einige der mit der Wahl eines konkreten Regimes verbundenen Konsequenzen. Er untersucht ferner, welche ökonomischen Bestimmungsfaktoren für die Zugehörigkeit zum Euro-Block (und zum US-Dollar-Block) maßgeblich sind. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage gestellt, ob die Wirtschaftsstruktur eines Landes die Aufgabe eines bestehenden währungspolitischen Regimes nahelegt. Es zeigt sich, dass dies für kein europäisches Land aus dem Euro-Block der Fall ist.
Die grundsätzliche strukturelle Eignung für eine Verwendung des Euro beziehungsweise eine Bindung an den Euro kann allerdings allein eine reibungslose Aufrechterhaltung des Wechselkursregimes nicht sicherstellen. Diese erfordert vielmehr die strikte Anpassung der nationalen Wirtschaftspolitiken an die Bedingungen eines Fixkurssystems beziehungsweise der Währungsunion.
Die neuen CPSS-IOSCO-Prinzipien für Finanzmarktinfrastrukturen
Der Basler Ausschuss für Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssysteme (Committee on Payment and Settlement Systems, CPSS) und die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden (International Organization of Securities Commissions, IOSCO) haben im April 2012 Prinzipien für Finanzmarktinfrastrukturen veröffentlicht. Finanzmarktinfrastrukturen sollen stabiler und für die Zukunft widerstandsfähiger gegenüber Finanzkrisen gemacht werden. Die Prinzipien unterstützen damit die Reformvereinbarungen der G20-Länder für die Finanzmärkte. Die Prinzipien richten sich an systemisch relevante Zahlungsverkehrssysteme, Zentralverwahrer, Wertpapierabwicklungssysteme, zentrale Kontrahenten und Transaktionsregister. Aus deutscher Perspektive sind dies vor allem das vom Eurosystem betriebene Zahlungsverkehrssystem TARGET2, der Zentralverwahrer Clearstream Banking AG und der zentrale Kontrahent Eurex Clearing AG.
Die bisher geltenden internationalen Standards werden vereinheitlicht, deutlich verschärft und um neue Aspekte erweitert. Von den Finanzmarktinfrastrukturen wird erwartet, dass sie die Prinzipien baldmöglichst umsetzen. Zentralbanken und Aufsichtsbehörden sollen sie bis Ende 2012 in ihr Aufsichtsregime übernehmen. Derzeit untersuchen Finanzmarktinfrastrukturen und Regulierungsbehörden den Anpassungsbedarf. Die notwendigen Investitionen und die daraus resultierenden Kostensteigerungen für Infrastrukturen und Marktteilnehmer sind dabei der Preis für die erhöhte Sicherheit. Neben den Gründen für die Überarbeitung der Prinzipien geht der Beitrag im Monatsbericht auf die wichtigsten Elemente und die Rolle der Aufsichtsbehörden ein. Die Rolle der Bundesbank im Rahmen der Überwachung von Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssystemen wird durch die neuen Prinzipien weiter gestärkt.
Die Frühjahrskonferenz der Deutschen Bundesbank 2012 – Geldpolitik, Inflation und internationale Verflechtungen
Die diesjährige Frühjahrskonferenz der Bundesbank, die gemeinsam mit der Federal Reserve Bank of Philadelphia organisiert wurde, beschäftigte sich mit dem Zusammenspiel von Inflation, internationalen makroökonomischen Verflechtungen und den damit einhergehenden Herausforderungen für die Geldpolitik. Die Beiträge der Konferenz machten deutlich, dass die Wohlfahrtsgewinne aufgrund einer stetig zunehmenden Globalisierung der Güter- und Finanzmärkte stark von den Eigenschaften der jeweiligen Märkte abhängen. Um die Vorteile steigender internationaler Abhängigkeiten zu nutzen, sollten bestehende Marktunvollkommenheiten weitestmöglich beseitigt werden.
Eine stetig wachsende internationale Integration hat auch Rückwirkungen auf die Geldpolitik. So stellen beispielsweise starke Preisschwankungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten oder Ansteckungseffekte in verflochtenen Finanzmärkten die Geldpolitik vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig kann die Geldpolitik jedoch auch auf zusätzliche Informationen zurückgreifen und so ihre Entscheidungen besser fundieren. So liefern beispielsweise Veränderungen der nominalen und realen Wechselkurse Informationen, die für eine an Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik wichtig sind.
Des Weiteren beleuchteten die auf der Konferenz präsentierten Beiträge auch unterschiedliche Rückwirkungen der Geldpolitik auf die internationalen Kapitalmärkte. Die Konferenz zeigte Wege auf, wie Zentralbanken ihre Prognosen besser fundieren können, wenn die Unsicherheit über zukünftige Entwicklungen auf den internationalen Güter- und Finanzmärkten hoch ist. In diesem Zusammenhang ist auch entscheidend, welchen Beitrag die Geldpolitik leisten kann, um Erwartungen der Marktteilnehmer über die künftige Inflation in einem Umfeld gestiegener Unsicherheit zu stabilisieren.