„Mein Geld & Ich – seid Ihr bereit für die Challenge“ Rede anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Begrüßung

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich sehr, Sie heute zur Eröffnung unserer neuen Sonderausstellung „Mein Geld & Ich – seid ihr bereit für die Challenge?“ hier im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt zu begrüßen.

Unsere Gesellschaft steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Schlagworte dafür sind die vier „Ds“: Digitalisierung, demografischer Wandel, Dekarbonisierung und Deglobalisierung.

Jede Herausforderung ist für sich genommen schon nicht einfach zu bewältigen. Das zeigen die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zum Umgang mit künstlicher Intelligenz, zur Rentenreform, zur Zukunft des Verbrenners oder zum Umgang mit Zöllen im internationalen Handel.

Allen Herausforderungen ist gemeinsam, dass für ihre Bewältigung erhebliche Investitionen nötig sind. Über die erforderlichen finanziellen Mittel und ihre Zuteilung wird in der Politik gerungen. Das gehört zu unserem demokratischen Selbstverständnis und zum Wettbewerb der Ideen und Lösungskonzepte.

Erschwerend kommt hinzu, dass die vor uns liegenden Aufgaben nicht nacheinander abgearbeitet werden können, sondern gleichzeitig bewältigt werden müssen. Umso mehr kommt es darauf an, genügend finanzielle Mittel zu gewinnen und diese sorgfältig und sachgerecht einzusetzen. Und im Übrigen kommt es auch darauf an, dass diese dann tatsächlich ausgegeben werden.

Dafür brauchen wir in Europa einen tiefen und differenzierten Kapitalmarkt. Die europäische Spar- und Investitionsunion (SIU) ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Sie kann unsere Kapitalmärkte enger verzahnen und grenzüberschreitende Investitionen erleichtern. 

Zugleich kann sie helfen, das hohe Sparvermögen der europäischen Haushalte in produktive Investitionen zu lenken. Denn auch die privaten Haushalte werden mit ihren Finanzen bewusster umgehen müssen. 

Ende September hat die EU-Kommission mit ihren Empfehlungen zur Spar- und Investitionsunion daher auch Vorschläge für eine Finanzbildungsstrategie vorgelegt, um das finanzielle Wohlbefinden, die finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit der EU-Bürger zu fördern.

2 Die gesellschaftliche Dimension der finanziellen Bildung

Meine Damen und Herren,

die finanzielle Bildung ist nicht nur bei der Europäischen Kommission zunehmend in den Fokus gerückt. Die Europäische Zentralbank (EZB) möchte die Finanzbildung – insbesondere die von Frauen – verbessern und hat dafür ein Finanzbildungsnetzwerk der Zentralbanken und nationalen Aufsichtsbehörden eingerichtet.[1] 

Die OECD empfiehlt ihren Mitgliedsländern schon seit mehreren Jahren, die finanzielle Bildung zu verbessern und dafür in den Ländern nationale Finanzbildungsstrategien einzusetzen.

Die letzte Bundesregierung hatte 2023 eine entsprechende Initiative gestartet. Die finanzielle Bildung in Deutschland sollte nachhaltig gestärkt werden, bestehende Initiativen vernetzt und gezielt Themen und Bevölkerungsgruppen adressiert werden, die bislang weniger beachtet werden.[2] 

Die Bundesbank hat in dieser Initiative aktiv mitgearbeitet, ihre Erfahrungen und Expertise eingebracht. 

Wir würden es begrüßen, wenn die neue Bundesregierung die Arbeiten an der Finanzbildungsstrategie wieder aufnimmt. Allerdings ist es auch verständlich, wenn angesichts der großen Herausforderungen politisch und finanziell andere Prioritäten gesetzt werden.

Unbestritten ist, dass finanzielle Bildung Menschen befähigt, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Wer mit Geld umgehen kann und Finanzkompetenz besitzt, der kann sich besser vor Fehlern und Betrug schützen. Studien zufolge wirkt sich Finanzwissen auch positiv auf die Rendite aus, die Haushalte bei der Geldanlage erzielen[3]

Darüber hinaus hilft eine solide Finanzbildung auch, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge besser zu verstehen und das Vertrauen in öffentliche Institutionen zu stärken. Wer über zu wenig wirtschaftlichen Sachverstand verfügt, kann leichter ideologisch verführt und manipuliert werden. Finanzbildung ist also auch Demokratiebildung.

Wer versteht, was Geld ist und wie Geld funktioniert, der kann auch besser nachvollziehen, warum und wie eine Zentralbank handelt. Deshalb engagieren sich auch Zentralbanken in der finanziellen Bildung. 

Die Bundesbank vermittelt daher schon seit Jahrzehnten im Rahmen ihrer ökonomischen Bildungsaktivitäten „Zentralbankwissen“. Konkrete Fragestellungen, die wir beantworten, sind beispielsweise: Was ist Geld und warum benutzen wir es? Warum ist Geldwertstabilität wichtig? Welche Aufgaben hat eine Zentralbank?

In der Zentrale der Bundesbank koordinieren unsere Beschäftigten die Bildungsaktivitäten, erstellen Materialien und betreiben dieses Geldmuseum als einzigartigen Lern- und Erlebnisort, hier in Frankfurt am Main, der Finanzmetropole. 

Hauptzielgruppe unserer Bildungsaktivitäten sind Lehrkräfte, die geld- und währungspolitische Inhalte unterrichten. Denn Lehrkräfte vermitteln im Laufe ihres Berufslebens Zentralbankwissen an eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern und sind daher sehr wichtige Multiplikatoren.

Für den schulischen Unterricht stellt die Bundesbank didaktisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Unser Anspruch dabei ist, die Lehrkräfte in ihrem Unterricht zu unterstützen, zum Beispiel durch regelmäßig aktualisierte Grafiken und Schaubilder zu Statistiken oder konkrete Unterrichtsentwürfe. Das Flaggschiff unserer Bildungsmaterialien ist das Schülerbuch „Geld und Geldpolitik“ für die Sekundarstufe II. 

Zuletzt haben wir das Angebot an digitalen Bildungsmaterialien ausgebaut und setzen neue Medienformate, wie KI-gestützte Lernpfade ein, um Inhalte aktuell, verständlich und zielgruppengerecht zu vermitteln.

Doch trotz aller Potenziale, die in digitalen Angeboten stecken, ist Lernen aus unserer Sicht vor allem eine soziale Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Kein Chatbot kann die direkte Interaktion zwischen Menschen ersetzen. Deshalb setzen wir bei unseren Bildungsaktivitäten weiterhin stark auf direkte, persönliche Begegnungen. 

So organisieren unsere neun Hauptverwaltungen in ganz Deutschland Vortragsveranstaltungen und Workshops für Schulklassen, Studierende und Lehrkräfte, mit echten Bundesbanker vor Ort. Beschäftigte der Bundesbank besuchen ihre alten Schulen, um die Bundesbank vorzustellen und dort mit Jugendlichen direkt über unsere Themen zu sprechen – an dem Ort, an dem auch sie selbst einst die Grundlage für ihren weiteren Weg gelegt haben. 

Das alles schafft Authentizität und Glaubwürdigkeit.

3 Die aktuelle Sonderausstellung

Mit der neuen Sonderausstellung greifen wir Themen aus dem Schülerbuch und Arbeitsheft „Geld verstehen“ auf. Alles dreht sich um die Frage, wie man am besten mit Geld umgeht, zum Beispiel: 

  • Wie plane ich sinnvoll ein Budget, um mir meine Wünsche zu erfüllen? 

  • Worauf sollte ich achten, wenn ich Geld sparen möchte?

  • Worauf, wenn ich mir welches leihen will? 

Bei der Ausgestaltung haben wir uns für ein neues – und wie wir meinen – besonders innovatives Konzept entschieden. Denn die Beschäftigung mit den eigenen Finanzen muss begeistern! 

Wenn Wissensvermittlung attraktiv ist und Spaß macht, merkt man im besten Fall gar nicht, dass man gerade lernt. 

Sie werden daher gleich keine klassische Ausstellung erleben, sondern vielmehr ein Spielerlebnis im Raum, ähnlich der bekannten Escape-Rooms. Aber keine Sorge: Bei uns wird niemand eingeschlossen! 

Ähnlich wie bei einem Escape-Room ist „Mein Geld & Ich“ ein Gruppenerlebnis. Geführt durch eine gemeinsam erlebte Storyline werden die Besucherinnen und Besucher eingeladen, für einen Charakter in verschiedenen Situationen finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Und genau wie bei einem Escape-Room geschieht dies unter Zeitdruck. Das gilt für die einzelnen Aufgaben ebenso wie für das Spielerlebnis insgesamt. Nach rund 30 Minuten ist das Spiel beendet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten ein Feedback darüber, wie sie als Gruppe abgeschnitten haben. Dieses Setting erklärt auch, warum wir im zweiten Teil des Ausstellungstitels die Frage: „Seid ihr bereit für die Challenge?“ stellen.

Mit dieser Ausstellung wollen wir einen Impuls setzen, den eigenen Umgang mit Geld zu reflektieren. Menschen ins Nachdenken bringen, wirtschaftliche Diskussionen fördern und ökonomische Zusammenhänge verständlich machen, so kann das Fundament für eine informierte, selbstbestimmte Gesellschaft gelegt werden. 

Die Bundesbank versteht sich dabei als Teil eines Netzwerks, das gemeinsam an einer starken ökonomischen und finanziellen Bildung arbeitet, damit alle Menschen die Möglichkeit haben, wirtschaftliche und finanzielle Prozesse zu verstehen, einzuordnen und aktiv mitzugestalten.

4. Schluss

Bevor Sie gleich die Ausstellung erleben, möchte ich noch einen Dank aussprechen. Beginnen möchte ich dabei mit der Agentur molitor aus Berlin. Sie hatte die Idee, unsere Themen in einem gemeinsamen Spielerlebnis zu inszenieren. Herzlichen Dank dafür!

Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei vom Projektteam des Geldmuseums. Die Kolleginnen und Kollegen haben die Sonderausstellung seit mehr als zwei Jahren von der ersten Idee über die Ausschreibung, die Redaktion der Texte bis hin zur Umsetzung mitgestaltet. Auch ihnen gilt daher mein herzlicher Dank!

Fußnoten:

  1. https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2025/html/ecb.pr250307~ce62f5c41c.de.html
  2. https://www.mitgeldundverstand.de/fibi/DE/Ueber-uns/Initiative/initiative.html
  3. Kaiser, T. und A. Lusardi (2024), Financial literacy and financial education: An overview, CEPR Discussion Paper Nr. 19185; Deuflhard, F., D. Georgarakos und R. Inderst (2019), Financial Literacy and Savings Account Returns, Journal of the European Economic Association, Vol. 17, Nr. 1.