Digitaler Euro: Datenschutz im digitalen Finanzsystem Keynote bei der Konferenz Digitaler Euro: Zukunft gestalten – Europa stärken – Verbraucher schützen
Es gilt das gesprochene Wort.
Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich heiße Sie herzlich willkommen und freue mich sehr, heute hier in Berlin zu Ihnen zu sprechen – in einer Stadt, in der sich Veränderungen wie in einem Brennglas verdichtet haben. Denn Berlin ist ein Ort, an dem Geschichte und Innovation aufeinandertreffen, an dem Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um gemeinsam Neues zu schaffen. Gerade deshalb passt es so gut, dass wir heute in Berlin zusammenkommen, um über ein Thema zu sprechen, das unseren Alltag in den kommenden Jahren ganz konkret verändern wird.
Denn so wie Berlin sich immer wieder neu erfindet, verändert sich auch unser Geld. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Taschengeld? Vielleicht waren es ein paar Mark oder schon die ersten Euro, die Sie in der Hand hielten. Für viele von uns war das ein besonderer Moment: Das Klappern der Münzen in der Hosentasche, das Gefühl, selbst entscheiden zu dürfen, was man sich davon kauft – vielleicht ein Eis am Kiosk, ein Comic-Heft oder ein kleines Geschenk für die beste Freundin, den besten Freund. Geld war damals etwas Greifbares, etwas, das man anfassen, zählen und aufbewahren konnte.
Heute sieht das ganz anders aus: Im Café, im Supermarkt oder beim Online-Shopping zücken wir meist die Karte oder das Handy. Geld ist oft nur noch eine Zahl auf dem Display. Die Digitalisierung hat unseren Alltag und die Art, wie wir bezahlen, grundlegend verändert. Ein Leben ohne digitale Zahlungsmöglichkeiten können wir uns kaum noch vorstellen.
Doch so selbstverständlich und bequem das heute für uns ist – dieser Wandel bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Denn je digitaler wir bezahlen, desto wichtiger werden Fragen wie: Wer steht eigentlich hinter diesen digitalen Zahlungen? Wem gehört und wer kontrolliert die Infrastruktur, auf die wir uns täglich verlassen? Und wie können wir sicherstellen, dass unser Geld auch in Zukunft sicher, zugänglich und unabhängig bleibt? Und genau deshalb möchte ich heute mit Ihnen über die nächste große Entwicklung sprechen: den digitalen Euro.
Warum brauchen wir einen digitalen Euro?
Vielleicht fragen Sie sich: Ist mein Euro nicht schon digital? Ich kann doch überall mit Karte oder Handy zahlen – im Café in Paris, im Museum in Rom oder im Supermarkt in Madrid.
Das stimmt ein Stück weit – aber wenn wir genauer hinschauen, sehen wir: Hinter den meisten dieser digitalen Zahlungen stehen große, meist außereuropäische Unternehmen oder internationale Tech-Konzerne. Sie bestimmen die Regeln, sie verarbeiten unsere Zahlungsdaten, und sie entscheiden, wie und wo wir bezahlen können. Das bedeutet: Unsere Zahlungsinfrastruktur liegt oft in den Händen weniger, mächtiger Konzerne außerhalb Europas. Und unsere Daten auch.
Die Frage ist: Wollen wir wirklich, dass unser Geld und unsere Zahlungsdaten so stark von Unternehmen außerhalb Europas abhängen? Oder wünschen wir uns eine europäische Lösung, die unsere Werte schützt und für alle da ist?
Genau hier setzt der digitale Euro an. Er ist wie ein digitaler Geldschein in Ihrer Hosentasche – herausgegeben wie das Bargeld von der Europäischen Zentralbank, einer öffentlichen Institution, die einen klaren gesetzlichen Auftrag hat. Erhalten würden Sie den digitalen Euro aber über Ihre Bank zum Beispiel über Ihr Onlinebanking oder über eine Smartphone-App. So bleibt die Kontrolle über unser Geld und unsere Zahlungswege in europäischen Händen.
Aber es geht um noch mehr: Der digitale Euro soll Europa beim Bezahlen auch widerstandsfähiger machen. Denken Sie an Krisen, an Cyberangriffe oder Naturkatastrophen. Wenn das Internet ausfällt oder es kein Netz gibt, brauchen wir eine sichere Alternative. Der digitale Euro kann diese Rolle übernehmen – als Ergänzung zum Bargeld, nicht als Ersatz.
Und: Der digitale Euro soll auch die Fragmentierung im europäischen Zahlungsverkehr überwinden. Überlegen Sie einmal: Wie viele Karten, wie viele digitale Zahlungsmittel nutzen Sie heute? Vielleicht eine, zwei oder drei Karten, dazu noch Apps wie PayPal oder Apple Pay – am Ende kommen schnell fünf verschiedene Zahlungslösungen mit eigenen Passwörtern zusammen.
Mit dem digitalen Euro hätten Sie ein digitales Zahlungsmittel, das im gesamten Euroraum und in jeder Bezahlsituation funktioniert. Sie könnten mit nur einer Lösung überall einfach, sicher und einheitlich bezahlen. Der digitale Euro vereint also die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und macht das Bezahlen in Europa unkomplizierter und für alle zugänglich.
Natürlich gibt es auch Bedenken: Manche fragen sich, ob der digitale Euro das Bargeld verdrängt, ob ältere Menschen abgehängt werden oder ob der Staat zu viel Einblick in unser Leben bekommt. Diese Sorgen nehme ich sehr ernst – und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir gemeinsam über die Ausgestaltung sprechen. Also was ist der digitale Euro und wie soll er funktionieren?
Was ist der digitale Euro und wie funktioniert er?
Stellen Sie sich den digitalen Euro wie einen digitalen Geldschein vor – den Sie sogar auf Ihr Handy oder auf eine spezielle Karte herunterladen können. Der digitale Euro ist dabei eine Ergänzung zum Bargeld, kein Ersatz. Das wird auch gesetzlich festgeschrieben werden. Sie entscheiden also selbst, ob und wann Sie ihn nutzen möchten.
Der Vorteil des digitalen Euro ist, dass er überall im Euroraum für verschiedenste Zahlungsarten funktionieren würde. Das heißt: Sie können Ihre Brötchen bei Ihrem Lieblingsbäcker um die Ecke damit bezahlen, online neue Schuhe kaufen oder Freunden und Familie Geld senden.
Und sollten Sie mal keinen Internetempfang haben, so können Sie mit dem digitalen Euro auch ohne Internet direkt von Handy zu Handy oder mit einer Karte bezahlen – ähnlich wie mit Bargeld. Das ist praktisch, wenn das Netz ausfällt oder Sie in Regionen unterwegs sind, wo die Internetabdeckung nicht stabil ist.
Das Beste dabei: Ihre persönlichen Daten werden besonders geschützt. Die Technik ist so gestaltet, dass Zahlungen sicher ablaufen, aber Ihre Privatsphäre gewahrt bleibt.
Der digitale Euro verbindet also die Vorteile des Bargelds – Privatsphäre und Kontrolle über die eigenen Daten – mit der Bequemlichkeit digitaler Zahlungen. Sie behalten die Kontrolle: Ihre Daten gehören Ihnen. Lassen Sie mich auf diesen wichtigen Punkt des Datenschutzes etwas ausführlicher eingehen.
Datenschutz: Warum ist das so wichtig?
Wissen Sie eigentlich, was mit Ihren Daten passiert, wenn Sie mit Karte oder Handy bezahlen? Wissen Sie wirklich, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie einer Datenschutzerklärung zustimmen? Oft werden dabei mehr Informationen gesammelt und weitergegeben, als uns bewusst ist: Nämlich wer hat wann, wo und wie viel bezahlt.
Damit können Unternehmen herausfinden, was Sie gerne kaufen, wo Sie wohnen oder wie oft Sie ins Restaurant gehen. Manche Firmen nutzen diese Daten für gezielte Werbung oder verkaufen sie sogar weiter.
Viele Menschen finden das unangenehm. Sie wollen nicht, dass jeder Schritt beim Bezahlen verfolgt wird. Eine Umfrage[1] der Bundesbank hat gezeigt: Über 75 Prozent der Deutschen wünschen sich beim digitalen Euro einen besseren Datenschutz als bei bisherigen Zahlungsmitteln.
Genau deshalb steht beim digitalen Euro der Schutz Ihrer Daten im Mittelpunkt. Ihre Bank oder Sparkasse, bei der Sie Ihr Konto für den digitalen Euro eröffnen, wird Ihre Zahlungsdaten nicht für Werbung, Nutzerprofile oder andere kommerzielle Zwecke verwenden dürfen. Sie behalten die Kontrolle über Ihre Daten.
Wichtig ist: Datenschutz bedeutet nicht vollständige Anonymität. Anders als beim Bargeld erfordern digitale Zahlungen ein gewisses Maß an Identifikation – etwa zur Einhaltung von Geldwäschevorschriften. Aber diese gesetzlichen Vorgaben werden durch die Zahlungsdienstleister, also durch Ihre Bank oder Sparkasse, umgesetzt – so wie heute auch schon. Weder die Europäische Zentralbank noch die nationalen Notenbanken werden einzelne Nutzer des digitalen Euro direkt identifizieren können. Der Staat erhält also zu keinem Zeitpunkt Einblick in Ihre persönlichen Zahlungsdaten.
Mit der Offline-Funktion des digitalen Euro wird sogar ein noch höheres Maß an Privatsphäre möglich: Transaktionen werden direkt zwischen den Geräten der Nutzer abgewickelt – und sind damit nicht einmal für Ihre Hausbank einsehbar. Das kommt anonymen Zahlungen sehr nahe. Um Missbrauch zu verhindern, gibt es für solche Offline-Zahlungen allerdings eine Obergrenze.
Dieses Bekenntnis zum Schutz Ihrer Privatsphäre wird durch einen klaren legislativen Rahmen gestützt. Die Europäische Kommission schlägt strenge Vorgaben vor, damit der digitale Euro auch in Zukunft mit neuen Technologien Schritt halten kann und Ihre Daten bestmöglich geschützt sind.
Damit hebt sich der digitale Euro grundlegend von anderen digitalen Zahlungslösungen ab: Er ist kein Produkt eines Tech-Konzerns, sondern ein gesetzlich garantiertes Zahlungsmittel – entwickelt und reguliert in Europa, für Europa. Sie können sich darauf verlassen, dass Ihr Geld und Ihre Daten nach europäischen Maßstäben behandelt werden – sicher, privat und unabhängig von kommerziellen Interessen.
Vielleicht mag Ihnen der digitale Euro heute noch abstrakt erscheinen – ähnlich wie es vor einigen Jahrzehnten kaum vorstellbar war, dass wir eines Tages Nachrichten nicht mehr per Brief, sondern per E-Mail oder Messenger in Sekundenschnelle rund um die Welt verschicken würden; oder dass wir Telefone ohne Tasten nutzen.
Doch wir sind davon überzeugt: Schon bald wird der digitale Euro ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören – ob beim Bäcker um die Ecke, im Online-Handel oder im Freundeskreis. Er wird unser ständiger Begleiter beim Bezahlen sein – und das immer mit dem guten Gefühl, dass unsere Daten und unser Geld geschützt und sicher hier in Europa bleiben – selbst bei Strom- oder Netzausfällen.
Schluss
Meine Damen und Herren,
damit dieses Projekt allerdings gelingt, und damit komme ich zum Schluss meiner Rede, braucht es Ihr Vertrauen und Ihre Mitwirkung. Der digitale Euro ist ein gemeinsames europäisches Projekt, das uns allen mehr Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung beim Bezahlen ermöglichen soll – und das im Einklang mit unseren Werten wie Datenschutz und Sicherheit.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Fußnote: