Wachstumsmotor Cleantech Keynote Impact Festival Frankfurt
Es gilt das gesprochene Wort.
1 Einleitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir treffen uns heute hier in Frankfurt, in Deutschland. Und zwar auf Europas größtem B2B Event für nachhaltige Innovationen.
Was sagt uns das?
Mir zeigt es vor allem zwei Dinge:
In Deutschland geht was.
Deutschland hat großes Wachstumspotential für nachhaltige Innovationen.
Gerade ist die Weltklimakonferenz COP zu Ende gegangen. Ich war selbst in Belém. Wie viele von Ihnen, habe auch ich mir mehr erhofft von der Weltklimakonferenz. Ziele zu verhandeln ist wichtig, noch wichtiger ist für mich allerdings die Umsetzung, konkrete Maßnahmen.
In der globalen politischen Situation bleibt es schwierig, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen. Umso dringender braucht es konkrete Projekte, die helfen – entweder den Ausstoß Emissionen zu reduzieren oder CO₂ aus der Atmosphäre zu ziehen, z. B. durch Carbon Capturing.
Deshalb ist diese Veranstaltung so wichtig. Hier sind die richtigen Akteure zusammen: Unternehmer, die innovative Lösungen entwickeln – und Investoren, die diese Lösungen wachsen lassen.
Denn die Transformation ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine wirtschaftliche Chance. Sie schafft neue Märkte mit Wachstumspotenzial, eröffnet Möglichkeiten für rentable Investitionen und bietet Unternehmen die Gelegenheit, sich als Vorreiter im Wettbewerb um neue Technologien zu positionieren.
Für unser Land ist das eine große Chance, wieder auf Wachstumskurs zu kommen. Lassen Sie uns gemeinsam Wege finden, wie wir diese Chance nutzen können.
2 Bedeutung der Transformation
Eine erfolgreiche Transformation ist von grundsätzlicher Bedeutung – für unsere Gesellschaft, aber auch für Sie als Unternehmer und Investoren. Sie ist die Antwort auf eine zentrale Herausforderung unserer Zeit: den Umgang mit einem Klimawandel, der nicht nur unsere Natur zu zerstören droht, sondern auch große ökonomische und gesellschaftliche Risiken mit sich bringt.
In der allgemeinen Wahrnehmung ist das Thema jedoch etwas in den Hintergrund gerückt. Geopolitische Entwicklungen und die damit einhergehende wirtschaftliche Unsicherheit haben viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch die Transformation hat nichts an Dringlichkeit verloren – im Gegenteil.
Extremwetterereignisse testen die Resilienz unserer Gesellschaft und Wirtschaft immer häufiger – global wie regional. Denn der Klimawandel schreitet weiter voran, und die Kosten sind hoch.
Um Ihnen aktuelle Zahlen zu liefern: Laut Swiss Re beliefen sich die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr 2024 auf fast 320 Milliarden US-Dollar oder knapp 280 Milliarden Euro[1].
Und die Entwicklungen zeigen klar nach oben.
Klima-Szenarien des NGFS, einem internationalen Zusammenschluss von 150 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, verdeutlichen: Je später wir handeln, desto höher die Kosten!
Eine Verzögerung der Transformation um nur drei Jahre könnte die Weltwirtschaft bis 2030 rund 1 Prozent des BIP kosten. Keine Kleinigkeit, zumal in Zeiten gedämpfter Wachstumsaussichten.
Es gibt also gleich zwei Gründe, das Tempo der Transformation zu halten – oder sogar noch zu erhöhen. Erstens: um Schäden zu vermeiden. Und zweitens: um Wachstumschancen zu ergreifen.
Denn Deutschland ist ein Industrieland, und unsere Industriebasis ist ein Pfeiler unseres Wohlstands. Wir sollten die Transformation also so gestalten, dass sie wirkt und zugleich unsere Wirtschaft stärkt: entschlossen und klug!
3 Fortschritte und Potenziale
Deutschland hat in der ökologischen Transformation bereits wichtige Fortschritte erzielt. Die Elektrifizierung von Prozessen, die bisher auf fossilen Energieträgern basierten, ist nur ein Beispiel für Innovation und Know-How.
Und auch wenn die öffentliche Wahrnehmung manchmal eine andere ist: Deutschland ist hier nach wie vor globale Spitze. Laut einer KfW-Studie[2] liegt Deutschlands Exportanteil am globalen „Green Tech“-Markt bei 13 % – deutlich höher als der allgemeine Exportanteil Deutschlands von 7 %.
Dabei können wir auf unsere traditionellen Stärken bauen: unsere exzellenten und innovativen industriellen Lösungen, unsere Fähigkeit zur Vernetzung von Wissen und Anwendung sowie unsere herausragende Patentstärke, die unsere Innovationskraft unterstreicht.
Unser Ziel sollte es sein, durch technische Lösungen und deren schnelle Adaption unsere Position als globaler Vorreiter zu stärken. Damit unterstützen wir nicht nur unsere eigene Industrie bei der Transformation, sondern helfen auch global dabei, Klimaneutralität „smart“ zu erreichen.
Das sind alles vielversprechende Ansätze, es gibt viele Erfolgsgeschichten!
Wie können wir darauf aufbauen? Konkret gefragt: Wie kann aus dem Wachstumsmarkt Cleantech ein starker Wachstumsmotor für die gesamte Volkswirtschaft werden?
4 Herausforderungen und Rahmenbedingungen
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir vor allem die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Lassen sie mich drei wesentliche Punkte nennen:
Erstens, den Abbau unnötiger Bürokratie. Wir müssen Hürden abbauen, um mehr Flexibilität zu gewinnen. Ein Beispiel sind die teils überlangen Genehmigungsverfahren in unserem Land. Wir brauchen also vor allem mehr Geschwindigkeit, um Innovationen voranzutreiben und neue Technologien umzusetzen.
Zweitens – ausreichend Fachkräfte im Land. Unternehmen müssen Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften haben, sei es durch bessere Ausbildung, gezielte Weiterbildung, neue Anreize für Vollzeit oder eine kluge Zuwanderungspolitik.
Drittens – eine dynamische Kapitalmarktkultur. Ein besonders wichtiger Punkt ist die Finanzierung. Viele Start-ups und Unternehmen in der Greentech-Branche stehen vor einer besonders großen Herausforderung: Sie stoßen auf eine Art „Abbruchkante“ zwischen der Start-up- und Scale-up-Phase. Sie müssen also die Lücke zwischen Anschub- und Wachstumsfinanzierung überwinden. Ein Punkt, der gerade in Deutschland oft genug Schwierigkeiten bereitet.
Wenn es ums Wachsen und Reifen der Unternehmen geht, sind Investoren besonders gefragt. Sie müssen bereit sein, in nachhaltige Innovationen zu investieren. Und das werden sie auch tun, wenn erstens die Rahmenbedingungen für ein gutes Innovationsumfeld sorgen, und zweitens Risiko und Renditeerwartung in einem guten Verhältnis stehen.
5 Ansätze und Initiativen
Es gibt bereits viele Ansätze und Initiativen, die in die richtige Richtung weisen – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Drei Beispiele möchte ich hervorheben.
Erstens: Das 2023 verabschiedete „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“, das deutschen Unternehmen den Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften erleichtert.
Zweitens: Die Spar- und Investitionsunion (SIU), die in ganz Europa privates Kapital mobilisieren und jungen, innovativen Unternehmen zuführen soll.
Drittens: In Deutschland soll ein neues „Standortfördergesetz“ [3] die Finanzierungsbedingungen für kleinere Unternehmen und Start-ups verbessern. Investitionen etwa in erneuerbare Energien sind dabei ein erklärtes Ziel.
Ich möchte darüber hinaus auch auf die vielen Institutionen aus der Spitzenforschung wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die Fraunhofer-Gesellschaft verweisen. Sie treiben, zum Teil seit Jahrzehnten, Innovationen und Anwendungen in Deutschland voran.
All diese Ansätze sollten weiterverfolgt und ausgebaut werden. Sie sind ein Schlüssel, damit die ökologische Transformation ein Erfolg wird.
6 Schluss
Meine Damen und Herren,
Sie sind die treibende Kraft der Transformation. Ihre Innovationskraft, Ihre Investitionen und Ihre Entschlossenheit können Cleantech in Deutschland zu einer wahren Erfolgsgeschichte machen. Dafür brauchen sie aber – wie ausgeführt – die richtigen Rahmenbedingungen.
Lassen Sie uns die Transformation als Chance sehen – als Chance, Ihre Unternehmen zukunftsfähig zu machen, unsere Wirtschaft zu stärken und eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.
Deutschland zählt auf Sie!
Vielen Dank!
Fußnoten:
- sigma 1/2025: Natural catastrophes: insured losses on trend to USD 145 billion in 2025 | Swiss Re
- Studie von KfW Research und Deloitte zur Weltklimakonferenz COP 30: | KfW
- Am 10. September 2025 vom Bundeskabinett beschlossen; derzeit im parlamentarischen Verfahren.