Burkard Balz bei seiner Rede in Frankfurt ©Christian Rieck

Balz für europäische Lösung im bargeldlosen Zahlungsverkehr

Der Bedarf an universell einsetzbaren Zahlungsmitteln nimmt in Europa zu. Inzwischen werden hier mehr als acht Prozent der Kartenzahlungen grenzüberschreitend getätigt. „Aus meiner Sicht wäre es an der Zeit, eine unabhängige europäische Lösung unter Einbindung der starken, effizienten nationalen Systeme […] zu schaffen“, sagte Balz bei der SAFE Policy Lecture an der Goethe-Universität Frankfurt. Dies würde den Wettbewerb insgesamt beleben sowie europäische Zahlungsmittel und deren Anbieter stärken. Dass Kunden im europäischen Ausland mit ihrer Girocard zahlen können, beruht bislang meist auf Kooperationen mit den US-amerikanischen Kreditkartenanbietern Visa und Mastercard.

Marke für europäische Zahlungen

Voraussetzung für eine solche europäische Lösung sei, dass die Kreditinstitute ihre internen Systeme fit machen für die Echtzeitverarbeitung von Zahlungen, auch Instant Payments genannt. „Die Bundesbank begrüßt hier auch Überlegungen, etablierte Zahlungsmittel wie die Girocard aufzuwerten und ‚europatauglich‘ zu gestalten, indem etwa die grenzüberschreitende Abrechnung über die neuen Instant Payments-Kanäle erfolgt“, sagte Balz. Vorstellbar sei zudem „eine Art Marke für europäische Zahlungen“. „Das würde Chancen eröffnen, sich im digitalen Zahlungsmarkt kraftvoller zu positionieren“, so Balz.

Echtzeitzahlungen – die Welt neu denken

In Bezug auf die Entwicklungen im Euro-Zahlungsverkehr bei Echtzeitzahlungen forderte Balz die Bankenindustrie dazu auf, ihre Prozesse zu beschleunigen. „Gerade die traditionellen Publikumsbanken müssen […] die Welt neu denken, die eigenen Geschäftsprozesse hinterfragen, dekonstruieren und über den selbst gesteckten Rahmen hinaus neu zusammensetzen“, sagte er. Die europäischen Kartensysteme haben zwar eine neue Initiative gestartet, grenzüberschreitende Kartenzahlungen über die EU-weit harmonisierten Instant Payments-Wege abzuwickeln. Dennoch sei man trotz SEPA von einem integrierten europäischen Markt für Kartenzahlungen immer noch weit entfernt.

Instant Payments im Zahlungsverkehr implementieren

Zur Abwicklung von Instant Payments in Euro stünden bereits seit Ende 2017 nationale Clearingsysteme und ein europäisches bereit. Zudem sei im vergangenen November das Target Instant Payment Settlement System des Eurosystems, kurz TIPs, gestartet. Dies soll die pan-europäische Erreichbarkeit aller Institute sicherstellen und dazu beitragen, dass Instant Payment der neue Normalfall im europäischen Zahlungsverkehr werden könne. „Unser Ziel ist es, möglichst schnell möglichst viele Teilnehmer dafür zu gewinnen und so Instant Payment als europaweites Basisverfahren für die Digitalisierung im Zahlungsverkehr zu etablieren“, so Balz. „Es ist noch etwas Luft nach oben, aber das Fundament für Instant Payments ist gelegt.

Zahlungsverkehr der Zukunft

Balz ist überzeugt, dass mit Instant Payments deutsche und europäische Kreditinstitute wieder näher an ihre Kunden heranrücken können. „Sie könnten die Basis für europaweite Zahlungsdienste sein, die direkt an das laufende Privat- oder Geschäftskonto geknüpft sind“, sagte er. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass in nächster Zeit alle europäischen Institute Zahlungen in Echtzeit verarbeiten. „Im digitalen Zeitalter werden sich nur solche Produkte durchsetzen, die dem Kunden eine hohe Bequemlichkeit bieten“, sagte Balz. Dafür müssten unter anderem die nationalen Verfahren grenzüberschreitend erreichbar sein. Ferner müssten leicht bedienbare Zugangswege, wie beispielsweise Apps, dafür sorgen, dass sie gut angenommen werden.