Bankenregulierung: Reformprozesse abschließen

Am 21. April 2016 war der Bankenverband Hamburg anlässlich seiner jährlichen öffentlichen Mitgliederversammlung in der Hauptverwaltung Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zu Gast. Der Präsident der Hauptverwaltung, Peter Griep, und Marcus Vitt, Vorsitzender des Bankenverbandes Hamburg und im Hauptberuf Sprecher des Vorstandes der Donner & Reuschel AG, konnten rund 100 Vertreter von Kreditinstituten und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften begrüßen. Bundesbankvorstandsmitglied Andreas Dombret war nach Hamburg gekommen, um zu dem Fachpublikum über das Thema "Über's Ziel hinaus geschossen? Bankenregulierung und ihre Folgen für das Bankgeschäft" zu sprechen.

In den Mittelpunkt seines Vortrages stellte Dombret die Frage, was an sachlicher Kritik in Bezug auf die Regulierung des Bankensektors gerechtfertigt sei und welche irrationalen Mythen sich um das Thema ranken würden.

Dabei ging er zunächst auf die Frage "zu viel Reform oder zu wenig?" ein. Dombret stellte klar, dass die immens hohen Kosten von Finanzkrisen in der Diskussion über die Kosten der Regulierung nicht vernachlässigt werden dürften. Er plädierte dafür, dass die vom Baseler Ausschuss und den G20 Regierungschefs initiierten Reformprozesse noch in diesem Jahr zu Ende gebracht werden sollten. Damit könne die Klarheit für die Banken und Sparkassen geschaffen werden, die diese brauchten, um sich auf ihr Geschäft zu konzentrieren. Dombret zeigte sich überzeugt, dass am Ende der Baseler Reformagenda ein in sich schlüssiger, umfassender und globaler Ordnungsrahmen erreicht werde, der die Wahrscheinlichkeit künftiger Finanzkrisen verringere. Dabei widersprach Dombret dem Eindruck mancher Kommentatoren, der Baseler Ausschuss arbeite bereits an einem Basel IV-Rahmenwerk. Nach Abschluss der Arbeiten an Basel III sei es zunächst wichtig, erst einmal zu beobachten, wie die neuen Regeln wirken, bevor über neue Regulierungsprojekte nachgedacht werde.

Dombret wies darauf hin, dass höhere Kapitalanforderungen die Kreditvergabe der Banken und Sparkassen nicht zwingend einschränken würden. Im Gegenteil. Studien zeigten, dass mehr Eigenkapital auch mit einem größeren Volumen in der Kreditvergabe einherginge. Dagegen sei die Komplexität der Regulierung mittlerweile tatsächlich für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Kreditinstitute, ihre erheblichen Größenunterschiede und die Ausgestaltung der Finanzgeschäfte selbst trügen aber zur Komplexität bei. Die Bundesbank halte es für richtig, zu prüfen, ob und wie die Regeln im Verhältnis zur Größe der Institute abgestuft werden könnten. 

In der sich anschließenden Diskussionsrunde beantwortete Dombret eine Vielzahl von Fragen zu verschiedenen Gesichtspunkten seines Vortrages.