Deutsche Wirtschaft im dritten Quartal: starker Konsum, schwache Exporte

Kunden auf einer Einkaufsstraße ©Daniel Bockwoldt / dpa
Nach Angaben der Bundesbank wurde der Aufschwung der deutschen Wirtschaft im Sommer 2016 etwas gedämpft. Das reale Bruttoinlandsprodukt sei im dritten Vierteljahr lediglich um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, schreibt sie im jüngsten Monatsbericht mit Verweis auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Hinter dem schwächeren Ergebnis vermuten die Bundesbank-Ökonomen insbesondere eine Abkühlung der zuletzt sehr starken Dienstleistungs-Konjunktur. Zudem konnten sie einen Wechsel der Triebkräfte beobachten: Während im Vorquartal noch die Exporte maßgeblich zum Wachstum beigetragen hätten, sei es in den Sommermonaten die wieder erstarkte Binnenkonjunktur gewesen.

Die inländische Konjunktur sei vor allem vom staatlichen und privaten Konsum getragen worden, heißt es weiter. Positive Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven, niedrige Energiepreise sowie die ungewöhnlich hohe Rentenanpassung von 4 1/2 Prozent zum 1. Juli 2016 verliehen dem Konsum kräftigen Auftrieb. Dagegen hätten die Exporte nach einem dynamischen ersten Halbjahr im Sommerquartal eine Verschnaufpause eingelegt. Hiervon betroffen seien jedoch nur die Ausfuhren in Staaten außerhalb der Währungsunion, insbesondere in die OPEC-Länder sowie in das Vereinigte Königreich.

Delle am Arbeitsmarkt

Die zuvor sehr gute Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt wurde nach Angaben der Bundes-bank in den Monaten Juni bis August gedämpft. Im Gegensatz zum Winter und Frühjahr seien im dritten Vierteljahr nur geringfügig mehr Personen erwerbstätig gewesen. Die Arbeitslosigkeit sei nur noch leicht zurückgegangen. "Hierbei spielte allerdings die zunehmende Zahl von Flüchtlingen eine Rolle, die sich arbeitssuchend meldeten, nachdem ihr Asylgesuch anerkannt worden war", so die Bundesbank-Ökonomen. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen hätten diesen Effekt nicht vollständig ausgleichen können. Mit Blick auf die Frühindikatoren seien die Aussichten für die weitere Beschäftigungsentwicklung jedoch günstig.

Freundliche Aussichten für das Wachstum im Schlussquartal

Die Bundesbank geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland nach der jüngsten Verlangsamung im Schlussquartal des laufenden Jahres wieder deutlich verstärkt. Die Stimmung in den Unternehmen sei insgesamt positiv. Das Verarbeitende Gewerbe blicke auf eine hohe Kapazitätsauslastung und gestiegene Auftragseingänge. Auch die Exporterwartungen in der Industrie würden diese Einschätzung stützen. Zudem ist nach Ansicht der Bundesbank-Ökonomen im letzten Vierteljahr weiterhin von einem merklichen Anstieg der privaten Konsumausgaben auszugehen. Gute Einkommens- und Arbeitsmarktperspektiven sowie eine positive Stimmung bei den Verbrauchern seien hierfür die treibenden Kräfte.

Gute Absatzperspektiven im Euro-Raum

Die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum hätte sich auch in den Sommermonaten in moderatem Tempo fortgesetzt. Das reale BIP erhöhte sich im dritten Vierteljahr saisonbereinigt um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 1,6 Prozent im Vorjahresvergleich, heißt es im Monatsbericht unter Berufung auf Zahlen von Eurostat. Für die nächsten Monate sei eine merkliche Verbesserung der Absatzperspektiven für die Industrie im Euro-Raum zu erwarten, prognostiziert die Bundesbank mit Blick auf vorausschauende Stimmungsindikatoren. Auch im Dienstleistungssektor habe sich die Stimmung wieder aufgehellt. Einen Grund sehen die Ökonomen darin, "dass sich bisher die vielfach befürchteten negativen Effekte infolge des Referendums im Vereinigten Königreich nicht eingestellt haben."

Weltwirtschaft bemerkenswert robust

Die globale Konjunktur habe sich im dritten Vierteljahr als bemerkenswert robust erwiesen, so die Bundesbank. "Maßgeblich hierfür war die spürbare Tempoerhöhung in den USA und Japan." Vor diesem Hintergrund bestätigte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jüngsten "World Economic Outlook" seine Prognose für ein globales Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent in diesem, und 3,4 Prozent im nächsten Jahr.