Eine Frau mit Einkaufswagen im Supermarkt prüft ihre Rechnung ©Goffkein / Adobe Stock

Inflationsrate könnte in Deutschland noch bis Mitte 2022 über 2 Prozent betragen

In ihrem aktuellen Monatsbericht geht die Bundesbank von weiter steigenden Inflationsraten in Deutschland aus. Dabei spiele auch eine Rolle, dass der statistische Sondereffekt (vgl. Monatsbericht 02/2021), der im August noch einmal ähnlich stark dämpfend wirke wie im Juli, im September und Oktober merklich schwächer ausfalle und sich dann im November etwas ins Positive drehe, schreiben die Fachleute. Im Dezember werde dieser Effekt, der auf eine deutliche Änderung des Gewichts von Pauschalreisen im Warenkorb des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) zum Jahreswechsel 2020/2021 zurückgeht, schließlich ganz entfallen. Laut den Expertinnen und Experten dürfte sich die Teuerung zum Jahresanfang 2022 zwar wieder spürbar verringern – vor allem, weil dann der die Inflationsrate erhöhende Basiseffekt aufgrund der zeitlich befristeten Absenkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 entfalle. Gleichwohl könne die Inflationsrate in Deutschland noch bis Jahresmitte 2022 über 2 Prozent betragen, schätzen die Fachleute.

Einfluss ausgewählter Sondereffekte auf die Inflationsrate
Bereits im Frühjahr und im Juli des laufenden Jahres erhöhten sich die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar. Diese Verteuerung habe alle großen Teilbereiche des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) betroffen, heißt es in dem Bericht. Preissteigerungen auf den vorgelagerten Stufen, die ihrerseits aus einer robusten Nachfrage,  aber auch aus Engpässen entlang der Lieferketten herrührten, wurden wohl in beträchtlichem Maß über höhere Preise für Industrieerzeugnisse an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeleitet. Außerdem könnte eine Rolle gespielt haben, dass die Unternehmen nach der Wiedereröffnung von Geschäften versuchten, die während der pandemiebedingten Schließungen erlittenen Verluste durch höhere Preise teilweise auszugleichen. Aufgrund des Nachholbedarfs der Verbraucherinnen und Verbraucher hätten sich die höheren Preise zudem vergleichsweise leicht durchsetzen lassen, schreiben die Volkswirtinnen und Volkswirte. So wurden etwa im Juni die Preise für Beherbergungen im Inland oder für Gaststättenbesuche merklich angehoben. Zu der Verteuerung von Dienstleistungen trugen laut Monatsbericht aber auch Flug- und Pauschalreisen bei, deren Preise aufgrund der damals noch geltenden Beschränkungen weiterhin größtenteils geschätzt werden mussten.

Deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im Sommer kräftig steigen

In dem Bericht gehen die Fachleute zudem auf die Entwicklung der Wirtschaft hierzulande ein. Demnach dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung im Sommer 2021 stark steigen und noch wesentlich kräftiger zulegen als im Frühjahr. Hierfür ausschlaggebend seien die ab Mitte Mai erheblich gelockerten Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie. Diese wirkten sich im laufenden Quartal stärker und vor allem länger aus als im Frühjahr. „Von den Lockerungen profitieren vor allem zuvor besonders beeinträchtigte Dienstleistungsbereiche wie das Gastgewerbe, Reisedienstleister und Teile des stationären Einzelhandels“, schreiben die Expertinnen und Experten. In der Industrie und im Bauhauptgewerbe seien die Auftragsbücher zwar gut gefüllt. Allerdings habe die Industrie dies im zweiten Quartal aufgrund noch einmal verstärkter Lieferengpässe bei einigen Vorprodukten nicht nutzen können. Inzwischen gebe es erste Anzeichen, dass sich diese Lieferengpässe zumindest nicht mehr so deutlich verschärften wie zuvor. Insgesamt bleibe abzuwarten, ob das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sein Vorkrisenniveau bereits im Sommer wieder erreiche oder erst im Herbst. Unsicherheit besteht laut den Fachleuten im Hinblick auf die weiteren Auswirkungen der Pandemie: „So könnte die Delta-Variante und eine nachlassende Impfdynamik wieder zu schärferen Schutzmaßnahmen führen.“ Dies würde die Wirtschaft dann aber wohl erst im Herbstquartal stärker belasten.