Ergebnisse des Basel III-Monitoring für deutsche Institute zum Stichtag 31. Dezember 2015
Die deutschen Institute haben ihre Eigenkapitalausstattung zum Stichtag 31. Dezember 2015 weiter verbessern können. Das ergab die aktuelle halbjährliche Analyse der Deutschen Bundesbank zu den Auswirkungen der Eigenkapitalreformen und der neuen Liquiditätsstandards. Zu den insgesamt 93 untersuchten deutschen Instituten gehörten acht international aktive sogenannte Gruppe-1-Institute mit einer Kernkapitalausstattung von mehr als 3 Mrd € gemäß aktueller Regulierung sowie weitere 85 kleinere deutsche Institute, die der Gruppe 2 zugeordnet wurden.
"Es ist erfreulich, dass die deutschen Banken die letzten Jahre dazu genutzt haben, ihre Eigenkapitalausstattung zu stärken. Sie sind damit auf einem guten Weg, die neuen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen"
, sagte Andreas Dombret, der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Deutschen Bundesbank. "Die Institute sollten aber in Zukunft weiter daran arbeiten, ihre Ertragskraft zu erhöhen und müssen ihre Geschäftsmodelle dementsprechend kritisch prüfen."
Die Auswirkungsstudie konzentriert sich auf die bereits rechtlich umgesetzten Bereiche des Basel III-Rahmenwerks und die Leverage Ratio. Auf der regulatorischen Agenda des Baseler Ausschusses steht derzeit insbesondere die Finalisierung des Baseler Reformpakets im Anschluss an die Finanzkrise. Ziel des Reformpakets ist es, die Variabilität der risikogewichteten Positionswerte (RWA) zu reduzieren. Die dazugehörigen Analysen sind in den veröffentlichten Ergebnissen nicht abgebildet, da sie auf einer zusätzlichen Ad-hoc-Datenerhebung des Ausschusses beruhen, die noch nicht abgeschlossen ist.
Die Institute der Gruppe 1 meldeten zum Stichtag Dezember 2015 im Mittel eine Quote des harten Kernkapitals[1] von 12,2 %, die der Gruppe 2 von 13,7 %. Alle Institute der Gruppe 1 erfüllten außerdem bereits den Kapitalerhaltungspuffer, der seit dem Jahr 2016 schrittweise bis zum Jahr 2019 eingeführt wird sowie – sofern relevant – den Zuschlag für global systemrelevante Institute (G-SIB-Zuschlag). Die Institute der Gruppe 2 benötigten insgesamt noch weniger als 100 Mio € hartes Kernkapital, um die künftigen Anforderungen inklusive Kapitalerhaltungspuffer zu erfüllen. Die verbesserten Quoten sind sowohl auf eine substanzielle Stärkung der Kapitalbasis zurückzuführen als auch auf den Abbau von RWA. So verringerten die Gruppe-1-Institute seit der ersten Erhebungsrunde im Juni 2011 die Gesamt-RWA um ca. 32,7 % (Gruppe 2: 20,0 %) und erhöhten den Bestand an hartem Kernkapital um 67,4 % (Gruppe 2: 15,5 %).
Die Stärkung der Kapitalbasis führte zudem zu einer Verbesserung der durchschnittlichen Verschuldungskennziffer – der Leverage Ratio – beider Gruppen. Die durchschnittliche Leverage Ratio, die das Kernkapital eines Instituts ins Verhältnis zum nicht risikogewichteten Gesamtengagement setzt, betrug zum 31. Dezember 2015 für Institute der Gruppe 1 im Mittel 3,9 % und für Institute der Gruppe 2 im Mittel 5,2 %. Damit haben die Banken ihren Verschuldungsgrad seit dem Beginn der Erhebung im Juni 2011 deutlich verringert. Um eine Verschuldungskennziffer in Höhe von 3 % einzuhalten, müssen alle Gruppe-1-Institute und 63 % der teilnehmenden Gruppe-2-Institute eine höhere Kernkapitalausstattung als die risikobasierte Mindestkernkapitalanforderung in Höhe von 6 % aufweisen. Würden zusätzlich der Kapitalerhaltungspuffer, Puffer für global oder anderweitig systemrelevante Institute oder ein antizyklischer Kapitalpuffer berücksichtigt, wäre die Bindungswirkung der Verschuldungskennziffer jedoch geringer.
Im europäischen Vergleich weisen die deutschen Institute ähnliche Kapitalquoten aus wie Institute anderer Länder. Dagegen ist die mittlere Leverage Ratio der deutschen Gruppe-1-Institute im europäischen Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich. Auch die Leverage Ratio der deutschen Gruppe-2-Institute liegt knapp unter dem Median der entsprechenden europäischen Institute.
Weiterhin befasst sich die Studie mit der Liquiditätsdeckungskennziffer, der sogenannten Liquidity Coverage Ratio (LCR). Die kurzfristige, stressbasierte LCR definiert die Mindestanforderung an den Bestand der hochliquiden Aktiva, um die in einem 30-tägigen Stress-Szenario auftretenden Nettozahlungsmittelabflüsse abzudecken. Die durchschnittliche LCR betrug für Gruppe-1-Institute 116,3 % und für Gruppe-2-Institute 152,9 %. Im Mittel erfüllten somit die Institute beider Gruppen die vom Jahr 2018 an einzuhaltende Mindestanforderung von 100 %. Unterhalb dieser Mindestquote lagen zum betrachteten Stichtag noch drei Gruppe-1-Institute und acht Gruppe-2-Institute. Jedoch erfüllten alle Institute zum Stichtag Dezember 2015 bereits die seit 1. Januar 2016 geltende Mindestanforderung von 70 % und ebenfalls bereits die ab 1. Januar 2017 einzuhaltende Mindestquote von 80 %.
Als weitere Liquiditätskennziffer wurde die strukturelle Liquiditätsquote, die Net Stable Funding Ratio (NSFR), betrachtet. Die NSFR ist eine bilanzbasierte Kennzahl, die vorhandene Finanzierungsmittel den zu finanzierenden Aktiva gegenüberstellt. Die NSFR betrug für Institute der Gruppe 1 im Mittel 96,5 %. Sie benötigten damit zusammen noch 66,8 Mrd € an stabilen Finanzierungsmitteln, um die vom Jahr 2018 an geltende Mindestquote von 100 % zu erfüllen. Die durchschnittliche NSFR der Institute der Gruppe 2 lag bei 111,0 %. Auf Einzelinstitutsbasis benötigten 12 Institute der Gruppe 2 zusammen noch 9,2 Mrd € an stabilen Finanzierungsmitteln zur Einhaltung der NSFR. Seit der ersten Erhebungsrunde im Juni 2011 verringerte sich der Bedarf an stabilen Finanzierungsmitteln von Instituten der Gruppe 1 um 67,2 % und von Instituten der Gruppe 2 um fast 100 %.
Die halbjährliche Datenanalyse der Deutschen Bundesbank findet im Rahmen des Basel III-Monitoring statt. Hierbei beobachten und analysieren der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) seit Anfang 2011 die Auswirkungen der Eigenkapitalreformen und der neuen Liquiditätsstandards für ausgewählte Institute auf halbjährlicher Basis. Bei der europäischen Erhebung sind 227 Banken aus 19 EU-Mitgliedsländern beteiligt.
Fußnote: