Skyline von Frankfurt am Main mit Altstadt ©Guy Vanderelst / Getty Images

Hohe Risikovorsorge drückt die Erträge der Banken

Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute wurde im vergangenen Jahr durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie belastet. Nach HGB-Einzelinstitutsangaben verzeichneten nahezu alle Bankengruppen gegenüber dem Jahr 2019 stagnierende oder rückläufige Jahresergebnisse vor Steuern, stellt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht fest. Zurückzuführen sei dies insbesondere auf die stark erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft und das dadurch verschlechterte Bewertungsergebnis.

Vermehrte Kreditvergabe und höhere Einlagen verlängern die Bilanzen

Die Folgen der Krise zeigten sich laut den Fachleuten auch in einem erhöhten Bilanzwachstum. Während auf der Aktivseite sowohl die Kreditvergabe im Inland als auch die Guthaben deutscher Banken bei Zentralbanken deutlich angestiegen seien, hätten sich auf der Passivseite insbesondere die Einlagenbestände inländischer privater Haushalte und nicht finanzieller Unternehmen erhöht. Bei den Buchkrediten mit mittleren und langen Laufzeiten an inländische nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte sei mit einem Anstieg um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein neuer Höchststand der vergangenen 20 Jahre erzielt worden. Zurückzuführen sei dies in weiten Teilen auf die erhöhte Nachfrage nach Krediten für den Wohnungsbau.

Keine größeren Kreditausfälle, Kreditvergabe bleibt gesichert

Die schwere Wirtschaftskrise infolge der Coronavirus-Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung schlugen nicht im befürchteten Ausmaß auf die deutschen Kreditinstitute durch. „Es kam weder zu umfangreichen Kreditausfällen noch zu Einschränkungen der Kreditvergabe durch die Banken“, schreiben die Expertinnen und Experten. Maßgeblich hierfür seien die ergriffenen geld- und fiskalpolitischen sowie regulatorische Maßnahmen gewesen. Beispielsweise wurden Kreditinstitute durch umfangreiche geldpolitische Sondermaßnahmen mit Liquidität versorgt, um die Kreditvergabe aufrechtzuerhalten. Zudem mussten Kredite im Fall von Zahlungsaufschüben unter bestimmten Voraussetzungen nicht mit erhöhten Eigenmitteln unterlegt werden und der Zielwert des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers wurde von 0,25 Prozent auf null Prozent gesenkt. Letzterer dient dem Aufbau von Kapitalpolstern in wirtschaftlich guten Zeiten durch die Banken, welche in Krisenzeiten durch eine Senkung des Zielwerts verwendet werden können.

Erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft

Die Banken erhöhten ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft pandemiebedingt deutlich. Dies war den Bundesbank-Fachleuten zufolge die wesentliche Ursache für die stagnierenden oder sogar gesunkenen Jahresergebnisse vor Steuern bei nahezu allen betrachteten Bankengruppen. Dass der Jahresüberschuss vor Steuern und die Eigenkapitalrentabilität dennoch insgesamt deutlich gestiegen sind, sei laut Monatsbericht auf die Gruppe der Großbanken zurückzuführen. Dies spiegele jedoch nicht eine allgemein verbesserte Ertragslage der Großbankengruppe wider, sondern sei vielmehr die Folge eines Sondereffekts aus dem vergangenen Berichtsjahr: Im Jahr 2019 habe der Sondereffekt infolge der strategischen Neuausrichtung einer Großbank ein einmaliges starkes Absinken des aggregierten Jahresüberschusses bewirkt. Trotz des starken Anstiegs lagen der Jahresüberschuss vor Steuern und die Eigenkapitalrentabilität in der Gesamtbetrachtung 2020 weiterhin unter ihrem langfristigen Mittel und auch deutlich unter dem Mittel der Jahre nach der Finanzkrise.

Operatives Geschäft erweist sich als robust

Die operativen Erträge der deutschen Kreditinstitute erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Milliarden Euro (+1,5 Prozent). Dabei verbesserten sich nach Analyse der Fachleute insbesondere die Ertragsquellen Handelsergebnis und sonstiges betriebliches Ergebnis, während das Provisionsergebnis nur schwach anstieg. Das Zinsergebnis, welches mit einem Anteil von ca. 67 Prozent an den operativen Erträgen weiterhin die wichtigste Ertragsquelle darstellte, sei hingegen erneut leicht zurückgegangen. Allerdings fiel der Rückgang deutlich geringer aus als noch im Vorjahr, da die deutschen Kreditinstitute im Berichtsjahr den Rückgang ihrer Zinserträge weitestgehend durch verringerte Zinsaufwendungen kompensieren konnten. Das insgesamt positive Ergebnis der operativen Erträge habe den hohen Anstieg der Risikovorsorge jedoch nur zu gut einem Viertel kompensieren können.