Niedrigzinsumfeld belastet Ertragslage deutscher Banken

In einem herausfordernden Finanzmarktumfeld anhaltend niedriger Zinsen einerseits und einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung andererseits hat sich die Ertragslage deutscher Banken in ihren Kerngeschäftsfeldern rückläufig entwickelt. Dies zeigt eine Analyse der Jahresabschlüsse nach dem Handelsgesetz deutscher Kreditinstitute im Jahr 2016, die im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank erschienen ist. So gingen die Erträge aus dem Zins- und Provisionsgeschäft im vergangenen Jahr um 5,4 Milliarden Euro auf 120,9 Milliarden Euro zurück. Stabilisierend wirkte hingegen das durch Sondereffekte signifikant verbesserte sonstige betriebliche Ergebnis, sodass die operativen Erträge mit 128,1 Milliarden Euro das Vorjahresniveau knapp übertrafen. Durch den Konsolidierungsprozess im Bankensektor sank die Zahl der für die Analyse betrachteten Kreditinstitute um 68 auf 1611.

Zinsüberschuss deutlich gesunken

Der Zinsüberschuss sank im Jahr 2016 über alle Bankengruppen hinweg um 4,9 Prozent auf 91,1 Milliarden Euro. Darin enthalten ist neben dem Ergebnisbeitrag aus dem zinsbezogenen Geschäft auch die Summe aus laufenden Erträgen und Erträgen aus Gewinnabführungen. Damit ist der Zinsüberschuss zwar weiterhin die wichtigste Ertragsquelle der Banken, liegt aber mit 71,2 Prozent der operativen Erträge 2 Prozentpunkte unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Der Grund für diesen Rückgang ist nach Angaben der Bundesbank-Fachleute, dass die Summe aus laufenden Erträgen (dazu zählen beispielsweise Aktien und nicht festverzinsliche Wertpapiere) und Erträgen aus Gewinnabführungen um 17,3 Prozent zurückgegangen ist. Die Erträge aus dem klassischen Zinsgeschäft sanken um 2,1 Prozent auf 76,4 Milliarden Euro.

Nach dem Zinsüberschuss sind die Erträge aus dem Provisionsgeschäft die zweitwichtigste Einnahmequelle der Institute. Dazu zählen insbesondere Entgelte aus dem Giro- und Zahlungsverkehr, dem Wertpapier- und Depotgeschäft sowie aus der Vermittlung von Bauspar- und Versicherungsverträgen. Im Niedrigzinsumfeld wirke der Provisionsüberschuss stabilisierend, heißt es im Monatsbericht. Betrachtet man alle Bankengruppen, so verringerte sich der Überschuss aus Provisionsgeschäften im Jahr 2016 um 2,3 Prozent auf 29,8 Milliarden Euro. Die Provisionsmarge, berechnet als Provisionsüberschuss in Relation zur Bilanzsumme, lag aber mit 0,36 Prozent auf dem Niveau des langfristigen Durchschnitts.

Operative Erträge stiegen durch Sondereffekte

Insgesamt beliefen sich die operativen Erträge der Institute im vergangenen Jahr auf 128,1 Milliarden Euro. Trotz der rückläufigen Entwicklung beim Zins- und Provisionsergebnis sind die Erträge damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Die Ökonominnen und Ökonomen der Bundesbank führen dies vor allem auf Sondereffekte zurück. Demnach haben geringere Aufwendungen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten einer Großbank sowie eine Gesetzesänderung zur Bewertung von Pensionsverpflichtungen dazu geführt, dass sich das sonstige betriebliche Ergebnis von -2,2 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro deutlich verbessert hat. "Insgesamt war die Heterogenität zwischen und innerhalb der Bankengruppen aufgrund von Sonderfaktoren, die zum Teil nur einzelne größere Banken betrafen, im Jahr 2016 besonders ausgeprägt", heißt es im Monatsbericht.

Verwaltungsaufwendungen leicht verringert

Die Aufwandsseite der Banken wird vor allem durch die Verwaltungsaufwendungen, die die Personal- und sonstigen Verwaltungsaufwendungen umfassen, bestimmt. Diese gingen im vergangenen Jahr leicht um 1,5 Prozent auf 88,7 Milliarden Euro zurück. Grund dafür seien vor allem rückläufige Altersversorgungsaufwendungen gewesen, die neben den Gehaltszahlungen und Sozialabgaben auch zu den Personalaufwendungen gehören.

Ein wichtiges Maß für die Wirtschaftlichkeit und damit die Effizienz eines Unternehmens liefert die sogenannte Aufwand/Ertrag-Relation. Sie hat sich 2016 leicht um 1,2 Prozentpunkte auf 69,2 Prozent verbessert. Damit haben sich die Verwaltungsaufwendungen, die zur Erwirtschaftung von 100 Euro operativen Erträgen aufgewendet wurden, um 1,20 Euro reduziert. "Im Vergleich zu ihrem langfristigen Durchschnitt sowie auch im internationalen Vergleich weisen deutsche Banken dennoch weiterhin eine sehr hohe Aufwand/Ertrag-Relation auf", geben die Fachleute der Bundesbank aber zu bedenken.

Viele Banken stockten Eigenkapital auf

Nach Steuern verblieb den Banken ein Jahresüberschuss von 15,8 Milliarden Euro. Viele Banken nutzten diesen Überschuss, um ihre Eigenkapitalausstattung weiter zu verbessern. Allein die Sparkassen und Genossenschaftsbanken stärkten ihre Eigenkapitaldecke um 10 Milliarden Euro aus dem Jahresüberschuss. Insgesamt haben deutsche Banken ihre Eigenkapitalquoten seit 2007 von 3,8 auf 5,6 Prozent erhöht.