Preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder verbessert sich

Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der meisten Euro-Länder gegenüber 37 inner- und außereuropäischen Handelspartnern hat sich in den vergangenen zehn Jahren verbessert. Das zeigt eine Analyse im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank. Besonders groß war das Plus in Irland, Griechenland und Spanien. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschland verbesserte sich um 5 Prozent. Grund für die Entwicklung sei vor allem die Abwertung des Euro seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Gemessen am realen effektiven Wechselkurs des Euro sei die Wettbewerbsfähigkeit des ganzen Euroraums gegenüber 19 Handelspartnern zwischen dem zweiten Quartal 2008 und Ende 2018 um 17½ Prozent gestiegen, heißt es in dem Bericht.

Griechenland und Spanien mit Gewinnen

Untersucht wurde aber nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Drittländern, sondern auch zwischen den einzelnen Euro-Ländern. Da hierbei im Grunde genommen der Wechselkurs zwischen den einzelnen Ländern fest ist, kann die Wettbewerbsfähigkeit anhand der relativen Preisentwicklung bestimmt werden. Eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ist dabei mit relativ niedrigeren Preissteigerungsraten verbunden. In einigen Ländern, die besonders stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen waren, hat sich die so abgegrenzte Wettbewerbsfähigkeit demzufolge deutlich verbessert. So verzeichneten zwischen dem zweiten Vierteljahr 2008 und dem dritten Quartal 2018 Griechenland (+10½ Prozent), Irland (+9½ Prozent) und Spanien (+7½ Prozent) aufgrund geringerer Preissteigerungsraten beträchtliche Wettbewerbsgewinne. „Deutschland hingegen hat in diesem Zeitraum gegenüber den Handelspartnern im gemeinsamen Währungsraum leicht an preislicher Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt“, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen.

Trendwende der Preisniveaustreuung im Zuge der Staatsschuldenkrise

Seit Gründung der Währungsunion hätten sich die Preisniveaus der betrachteten Euro-Länder bis 2011 immer weiter angeglichen, heißt es im Monatsbericht weiter. Die sogenannte Preisniveaustreuung sei somit kleiner geworden. „Als sich die Staatsschuldenkrise im Euroraum zur Jahreswende 2010/2011 zuspitze, fand eine Trendwende im Konvergenzprozess statt“, so die Bundesbank. Bis 2014 habe die Preisniveaustreuung demnach wieder zugenommen und verharre seitdem auf dem höheren Niveau. Die Expertinnen und Experten weisen jedoch auch darauf hin, dass die Streuung kaum zugenommen habe, wenn man neben den relativen Preisniveaus auch die relative Produktivität der Länder berücksichtige. Denn in Ländern mit niedrigem Preisniveau sei oft auch das Produktivitätsniveau entsprechend gering. „Offensichtlich haben die Preisniveauentwicklungen in einigen Ländern zum Abbau ungleichgewichtiger Wettbewerbspositionen beigetragen“, schreiben die Bundesbank-Fachleute. Dies gelte beispielsweise für Griechenland, das aufgrund der Krise besonders stark unter Druck geraten sei, Strukturreformen umzusetzen.

Schätzungen zufolge kann Deregulierung am Arbeitsmarkt Wettbewerbsfähigkeit stärken

Darüber hinaus haben die Expertinnen und Experten untersucht, wie sich bestimmte Reformen auf dem Arbeitsmarkt auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Am Beispiel des Kündigungsschutzes regulärer Beschäftigungsverhältnisse zeigen sie, dass Liberalisierungsmaßnahmen dazu beitragen können, die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu stärken. Dabei sollte dem Monatsbericht zufolge allerdings berücksichtigt werden, dass die Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit nicht der einzige Aspekt sein darf, unter dem arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu beurteilen sind.