Weidmann: Errungenschaften der G20 nicht aufgeben

Jens Weidmann bei seiner Rede auf der Konferenz vom Institute of International Finance (IIF) in Frankfurt ©picture alliance / AA
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat bei einer Rede in Frankfurt die Bedeutung der G20 für einen freien Welthandel und für Fortschritte bei der Regulierung der Finanzmärkte betont. "In unsicheren Zeiten ist internationale Zusammenarbeit besonders wichtig. Und dass wir gegenwärtig eine Zeit erhöhter Unsicherheit durchleben, ist unbestreitbar", sagte er bei einer Konferenz anlässlich der deutschen G20-Präsidentschaft. "In Zeiten wie diesen ist die G20 ein kostbarer Schatz".

Absage an Protektionismus

Nach der großen Rezession 2008/09 hätten die G20-Mitgliedstaaten im Großen und Ganzen den Versuchungen widerstanden, ihre nationalen Volkswirtschaften durch Abschottung auf Kosten ihrer Nachbarn anzukurbeln. "Zu verdanken ist dieser Erfolg nicht zuletzt der ausdrücklichen Ablehnung von Protektionismus durch die G20 und ihrem erneuerten Bekenntnis zu offenen, globalen Volkswirtschaften", sagte Weidmann.

"Offene Märkte und ein wettbewerbsfähiges Wirtschaftssystem sind die Pfeiler, auf denen der Wohlstand unserer Volkswirtschaften ruht", unterstrich Weidmann. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa sei jedoch eine wachsende Skepsis gegenüber der Globalisierung zu beobachten. Solche öffentlichen Anliegen müssten ernst genommen werden, sagte Weidmann.

Offene Märkte steigerten den Wohlstand insgesamt, jedoch nicht notwendigerweise für alle Menschen gleichermaßen. Hindernisse und Ausschluss seien jedoch mit Sicherheit die falsche Antwort auf solche Bedenken. Unternehmen und ihre Angestellten müssten angemessen aufgestellt werden, um sich die Chancen durch die Globalisierung und den technologischen Fortschritt zunutze machen zu können und um den Strukturwandel zu bewältigen.

Fortschritte bei Finanzmarktregulierung

Als weitere wichtige Errungenschaft der G20 hob der Bundesbankpräsident hervor, dass durch gemeinschaftliche Anstrengungen wichtige Lehren aus der Finanzkrise gezogen worden seien. "So wurden alle Meilensteine bei der Reform der Regulierung von den G20-Staaten gebilligt", sagte Weidmann. Ohne politische Unterstützung der G20 sei beispielsweise die Verschärfung der Bankenregulierung unter Basel III kaum vorstellbar gewesen. "Deshalb ist es nun umso wichtiger, dass diese Errungenschaften nicht wieder aufgegeben werden", betonte Weidmann.

Die Einführung neuer Standards habe zu einer angemesseneren Kapitalausstattung des Bankensystems geführt und das globale Finanzsystem stabiler gemacht, sagte Weidmann. Eine größere Stabilität des Systems komme den Banken auch in Form niedrigerer Finanzierungskosten zugute. Anders als geplant, sei im vergangenen Jahr jedoch keine abschließende Einigung bei Basel III erreicht worden. Dadurch ergebe sich eine regulatorische Unsicherheit, die für Banken eine Belastung darstelle, sagte Weidmann. "Eine zügige Wiederaufnahme der Verhandlungen wäre in unser aller Interesse".

Weidmann sprach sich darüber hinaus dafür aus, in der G20 am Bekenntnis zu regulatorischen Reformen und der Ablehnung von Regulierungsarbitrage festhalten. "Deregulierung in der Hoffnung voranzutreiben, die Wirtschaft zu stimulieren, könnte nach hinten losgehen", warnte Weidmann. "Unzureichend regulierte Finanzmärkte können dem wirtschaftlichen Wohlstand im Falle einer Krise erheblich schaden; das hat uns die letzte Finanzkrise schmerzlich vor Augen geführt", sagte er.

Im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft treffen sich am 17. und 18. März in Baden-Baden die G20-Finanzminister und Notenbankgouverneure. Schwerpunkte ihrer Agenda sind die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften, die Investitionsförderung insbesondere in Afrika sowie die Gestaltung der Digitalisierung.