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Wirtschaftliche Erholung verliert deutlich an Schwung

„Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte im dritten Vierteljahr 2020 stark angestiegen sein“, schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. Gemessen am vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukt könnte die deutsche Wirtschaft damit bereits etwas mehr als die Hälfte des drastischen Einbruchs im ersten Halbjahr wieder wettgemacht haben. Trotzdem dürften noch etwa 5 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau vom letzten Vierteljahr 2019 fehlen. Ausschlaggebend für die Erholung sei der starke Wiederanstieg im Verlauf des zweiten Quartals nach Durchschreiten der Talsohle im April. Aus heutiger Perspektive dürfte sich die wirtschaftliche Erholung im laufenden Vierteljahr zwar fortsetzen, dabei jedoch eine erheblich langsamere Gangart ein­legen.

Stimmung in der Industrie hellt sich auf

Dem Monatsbericht zufolge hat die Industrie nach dem besonders starken Einbruch im Frühjahr bis Juli bemerkenswert aufgeholt. Im August habe die Erholung zwar eine Verschnaufpause eingelegt, im Mittel der Monate Juli und August sei die Industrieproduktion dennoch gegenüber dem stark gedrückten Frühjahrsquartal kräftig angestiegen (+13,5 %). Gleichwohl verfehlte sie das Vorkrisenniveau aus dem vierten Quartal 2019 immer noch um gut ein Zehntel. Die Auftragseingänge hätten jedoch weiter zugenommen und beinahe wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

Während sich die Stimmung bei den Industrieunternehmen laut Umfrage des ifo Instituts etwas aufhellte, trübte sie sich bei den Dienstleistungsunternehmen im September zum ersten Mal seit dem Frühjahr wieder etwas ein, schreibt die Bundesbank. Insbesondere Branchen wie das Gastgewerbe dürften durch die zuletzt stark gestiegenen Infektionszahlen und die deshalb in einigen Regionen ausgeweiteten Eindämmungsmaßnahmen belastet werden. Die Fachleute gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Vierteljahr wohl nur noch vergleichsweise wenig steigen wird.

Beschäftigung steigt geringfügig weiter

Die leichte Erholung am Arbeitsmarkt habe sich zuletzt fortgesetzt, heißt es im Monatsbericht. Zum zweiten Mal seit Pandemiebeginn sei die Beschäftigung im August saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die Kurzarbeit sei zwar inzwischen stark gesunken, würde aber weiterhin in erheblichem Umfang eingesetzt. Nach dem Höhepunkt von knapp 6 Millionen im April sei nach ersten Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der Kurzarbeiter um fast 30 Prozent auf 4,24 Millionen im Juli zurückgegangen. „Damit war zu diesem Zeitpunkt noch etwa jeder achte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kurzarbeit“, schreiben die Autorinnen und Autoren. Da auch die durchschnittlich ausgefallene Arbeitszeit je Kurzarbeiter zurückging, sei das ausgefallene Arbeitsvolumen gegenüber dem Höchststand im April bereits um 44 Prozent gesunken.

Verbraucherpreise leicht gesunken

Wie aus dem Bericht hervorgeht, haben die Verbraucherpreise gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im September leicht nachgegeben. Aufgrund der niedrigen Ölpreise habe sich Energie merklich verbilligt. Auch die Preise für Nahrungsmittel seien gesunken. Der HVPI insgesamt habe gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozent niedriger gelegen. Ohne Energie und Nahrungsmittel sei die Rate von 0,6 Prozent auf 0,3 Prozent gesunken. Die Bundesbank-Fachleute gehen davon aus, dass die Gesamtrate in den Monaten bis Jahresende wegen der zuletzt wieder niedrigeren Ölpreise sowie Basiseffekten ihren Vorjahresstand deutlich unterschreiten wird. Mit Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung im Januar 2021 sollten sich die Raten dann wieder ins Positive drehen, und ab der zweiten Jahreshälfte erwarten die Fachleute Teuerungsraten von deutlich über 2 Prozent.