Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2009

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Juli 2009 – gemessen an den Ursprungsdaten – einen Überschuss von 11,0 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 2,5 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der Umschwung zu einem negativen Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welcher Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfasst. Demgegenüber erhöhte sich der Aktivsaldo in der Handelsbilanz.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weitete sich der Überschuss im Außenhandel im Juli gegenüber dem Vormonat um 1,8 Mrd € auf 13,9 Mrd € aus. Saison- und kalenderbereinigt vergrößerte er sich um 1,5 Mrd € auf 12,4 Mrd €. Dabei expandierten die wertmäßigen Ausfuhren um 2,3 %, während das Niveau der Einfuhren unverändert blieb. Verglichen mit dem Durchschnitt des 2. Quartals stiegen die nominalen Exporte saisonbereinigt deutlich stärker (+6,5 %) als die Importe (+3,2 %). In realer Rechnung war die Zunahme der Importe aufgrund niedrigerer Preise, vor allem für Energie und andere Rohstoffe, etwas kräftiger.

Die „unsichtbaren" Leistungstransaktionen verzeichneten im Juli ein Defizit von 1,7 Mrd €, nach einem Überschuss von 2,2 Mrd € im Juni. Dahinter standen Verschlechterungen in allen drei Teilbilanzen. Der Passivsaldo bei den laufenden Übertragungen weitete sich um 2,6 Mrd € auf 2,7 Mrd € aus. Zudem erhöhte sich das Defizit in der Dienstleistungsbilanz aufgrund stärkerer Reiseverkehrsausgaben um 0,9 Mrd € auf 3,3 Mrd €. Die Nettoeinnahmen bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen verminderten sich von 4,7 Mrd € auf 4,3 Mrd €.

Erhöhte Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Juli zu Netto-Kapitalabflüssen, die mit 32,6 Mrd € mehr als dreifach so hoch wie im Juni (9,2 Mrd €) waren. Einerseits zogen ausländische Portfolioinvestoren Mittel aus Deutschland ab (17,8 Mrd €), nachdem sie sich im Vormonat noch mit 1,1 Mrd € in inländischen Wertpapieren engagiert hatten. In erster Linie veräußerten sie hiesige Schuldverschreibungen (21,8 Mrd €). Dabei trennten sie sich von Anleihen (31,1 Mrd €), während sie Geldmarktpapiere kauften (9,3 Mrd €). Zudem erwarben sie für 4,9 Mrd € Aktien. Andererseits ergaben sich zusätzliche Kapitalabflüsse durch ein vermehrtes Engagement deutscher Anleger im Ausland (14,7 Mrd €, nach 10,4 Mrd €). Größtenteils fragten sie ausländische Schuldverschreibungen nach (10,2 Mrd €). Dabei erwarben sie ‑ insbesondere auf Euro denominierte ‑ Anleihen (7,6 Mrd €), aber auch Geldmarktpapiere stießen auf ihr Interesse (2,6 Mrd €). Ferner kauften sie Investmentzertifikate (3,0 Mrd €) und Aktien (1,6 Mrd €) im Ausland.

Die Transaktionen im Bereich der Direktinvestitionen waren im Juli per saldo in etwa ausgeglichen (-0,1 Mrd €). Auf Seiten der im Auslandsbesitz stehenden Unternehmen ergaben sich geringe Kapitalabflüsse (1,4 Mrd €). Diese waren vor allem den konzerninternen Krediten – und hier insbesondere den kurzfristigen Finanzkrediten – zwischen ausländischen Muttergesellschaften und ihren inländischen Niederlassungen zuzuschreiben. Umgekehrt zogen auch hiesige Firmen per saldo Mittel aus dem Ausland ab (1,3 Mrd €). Ausschlaggebend waren Kredite zwischen verbundenen Unternehmensteilen (5,5 Mrd €).Unter anderem haben inländische Muttergesellschaften langfristige Kredite bei ihren Töchtern im Ausland aufgenommen – sogenannte „reverse flows“. Dagegen führten sie ihren Niederlassungen für 3,2 Mrd € Beteiligungskapital zu.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, flossen im Juli per saldo Gelder nach Deutschland (31,0 Mrd €). Davon entfielen 9,0 Mrd € auf die Nichtbanken. Die Dispositionen öffentlicher Stellen führten dabei zu Kapitalimporten in Höhe von 10,3 Mrd €, wobei diese in erster Linie ihre Bankguthaben im Ausland zurückführten. Hingegen flossen durch die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen Gelder ins Ausland ab (1,2 Mrd €). Hier kam der Tilgung von Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland eine größere Bedeutung zu. Die Netto-Auslandsposition des Bankensystems verringerte sich um 21,9 Mrd €. Betroffen waren hauptsächlich die Kreditinstitute (15,0 Mrd €). Sie reduzierten insbesondere ihre kurzfristigen Finanzforderungen im Ausland, während zugleich die Einlagen des Auslands gestiegen sind. Auch bei der Bundesbank kamen Gelder auf (6,9 Mrd €). Dies geschah in erster Linie über einen Forderungsabbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2.

Die Währungsreserven der Bundesbank blieben im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert.