Die deutsche Zahlungsbilanz im März 2022
Leistungsbilanzüberschuss vermindert
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im März 2022 einen Überschuss von 18,8 Mrd €. Das Ergebnis lag um 2,3 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Wesentlich dafür war der Rückgang des Aktivsaldos im Warenhandel. Dagegen erhöhte sich der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundärein-kommen umfassen, etwas.
Im Warenhandel sank der positive Saldo im Berichtsmonat gegenüber Februar um 2,8 Mrd € auf 12,8 Mrd €, da die Ausgaben kräftiger stiegen als die Einnahmen.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen lag der Überschuss im März 2022 bei 5,9 Mrd €, nach 5,4 Mrd € im Vormonat. In der Dienstleis¬tungsbilanz kehrte sich der niedrige Aktivsaldo in Höhe von 0,4 Mrd € im Februar in einen Passivsaldo in Höhe von 2,5 Mrd €. Die Ausgaben expandierten insgesamt stärker als die Einnahmen; dazu trugen der Bereich der sonstigen unternehmensbezogenen Dienste und der Reiseverkehr erheblich bei. Dagegen nahmen die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 3,0 Mrd € auf 13,4 Mrd € zu. Dahinter standen geringere Aufwendungen im Zusammenhang mit Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements. Hinzu kam ein leichter Rückgang des Defizits bei den Sekundäreinkommen um 0,5 Mrd € auf 4,9 Mrd €. Ausschlaggebend dafür waren verminderte Nettoaufwendungen des Staates; eine Rolle spielten dabei höhere Einnahmen aus laufenden Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit und insbesondere gesunkene Zahlungen an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Im März 2022 standen die Finanzmärkte weiterhin unter dem Eindruck des russischen Einmarschs in die Ukraine und steigender Inflationsraten. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte von 16,9 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 8,3 Mrd € im Februar). Inländische Anleger erwarben ausländische Wertpapiere für 26,0 Mrd €. Sie kauften – im Ergebnis ausschließlich auf Euro lautende – Anleihen (17,4 Mrd €). Darüber hinaus nahmen sie Aktien (7,9 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (2,0 Mrd €) in ihre Portfolios auf, trennten sich aber von Investmentzertifikaten (1,2 Mrd €). Ausländische Anleger erwarben unter dem Strich deutsche Wertpapiere für 9,1 Mrd €. Sie kauften sowohl Geldmarktpapiere (11,2 Mrd €) als auch Anleihen (5,2 Mrd €). Dabei waren vor allem Schuldverschreibungen öffentlicher Emittenten gefragt, die in Zeiten hoher Unsicherheit als sichere Anlagen gelten. Hingegen veräußerten ausländische Anleger per saldo deutsche Aktien (4,7 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,6 Mrd €).
Der Saldo der Finanzderivate schloss im März mit Mittelzuflüssen (6,9 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im März Netto-Kapitalimporte von 3,8 Mrd € (Februar: Netto-Kapitalexporte von 14,6 Mrd €). Ausländische Gesellschaften führten verbundenen Unternehmen in Deutschland insgesamt 4,7 Mrd € an Direktinvestitionsmitteln zu. Sie stockten das Beteiligungskapital um 0,8 Mrd € auf und vergaben per saldo zusätzliche Kredite über insgesamt 3,9 Mrd €. In umgekehrter Richtung weiteten deutsche Unternehmen ihre Direktinvestitionen im Ausland um 0,9 Mrd € aus. Dabei erhöhten sie das Beteiligungskapital um 8,1 Mrd €, vornehmlich in Form reinvestierter Gewinne. Hingegen überwogen im konzerninternen Kreditverkehr die Tilgungen (7,2 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im März per saldo Netto-Kapitalexporte von 2,5 Mrd € (nach 16,8 Mrd € im Februar). Verantwortlich waren gestiegene Netto-Auslandsforderungen von Unternehmen und Privatpersonen (21,6 Mrd €). Die übrigen volkswirtschaftlichen Sektoren verzeichneten Netto-Kapitalimporte. So sanken die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank um 13,5 Mrd €. Zwar stiegen ihre TARGET2-Forderungen um 20,2 Mrd €, doch erhöhten sich auch die Einlagen von Ansässigen außerhalb des Euroraums, was zum Quartalsende nicht ungewöhnlich ist. Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) wiesen Netto-Kapitalimporte von 1,3 Mrd € aus, und auch der Staat verzeichnete im übrigen Kapitalverkehr einen Anstieg seiner Netto-Auslandsverbindlichkeiten (4,3 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im März – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,7 Mrd €.