Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2010

Leistungsbilanzüberschuss gesunken

Die deutsche Leistungsbilanz wies im Oktober 2010 - gemessen an den Ursprungsdaten - einen Überschuss von 11,7 Mrd € auf. Das Ergebnis lag damit um 2,8 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ausschlaggebend dafür war der niedrigere Aktivsaldo in der Handelsbilanz. Zudem vergrößerte sich das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, welche Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen umfassen, geringfügig.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes verminderte sich der Aktivsaldo im Außenhandel im Oktober gegenüber dem Vormonat um 2,6 Mrd € auf 14,2 Mrd €. Saison- und kalenderbereinigt nahm er um 1,1 Mrd € auf 14,3 Mrd € ab. Dabei gingen die wertmäßigen Ausfuhren um 1,1 % zurück, während die Einfuhren geringfügig anstiegen (+ 0,3 %). Verglichen mit dem Durchschnitt des dritten Quartals verzeichneten die nominalen Exporte saisonbereinigt gleichwohl eine leichte Zunahme um 0,8 %, während die Importe in diesem Zeitraum etwas nachließen (- 0,5 %).

Der Passivsaldo bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen erhöhte sich im Oktober von 1,5 Mrd € auf 1,7 Mrd €. Dabei waren die Veränderungen in allen drei Teilbilanzen relativ klein. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz nahm insgesamt um 0,1 Mrd € auf 1,1 Mrd € ab. Geringere Reiseverkehrsausgaben sowie höhere Erträge aus dem Transithandel und bei Versicherungsleistungen wurden weitgehend durch niedrigere Einnahmen bei den Finanzdienstleistungen und im Übrigen Dienstleistungsverkehr kompensiert. Der Überschuss bei den grenzüberschreitenden Faktoreinkommen sank von 3,2 Mrd € auf 3,1 Mrd €. Der Fehlbetrag bei den laufenden Übertragungen vergrößerte sich um 0,2 Mrd € auf 3,7 Mrd €.

Hohe Netto-Kapitalabflüsse im Wertpapierverkehr

Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr kam es im Oktober zu außergewöhnlich hohen Netto-Kapitalexporten in Höhe von 127,1 Mrd €. Ausschlaggebend waren Transaktionen im Zusammenhang mit der Bildung der öffentlich rechtlichen Abwicklungsanstalt eines deutschen Kreditinstituts. Diese ist dem Staatssektor zuzurechnen. Dabei wurden Anleihen gebietsfremder Emittenten von den ausländischen Niederlassungen des Kreditinstituts auf die Abwicklungsanstalt übertragen. Daneben erwarben deutsche Investoren auch ausländische Aktien (2,8 Mrd €), weitere Anleihen und Investmentzertifikate (2,6 Mrd €). Insgesamt führten die statistisch erfassten grenzüberschreitenden Wertpapiertransaktionen Gebietsansässiger im Oktober zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 130,4 Mrd €. Ausländische Portfolioinvestoren engagierten sich im Berichtsmonat mit 3,2 Mrd € in deutschen Wertpapieren, verglichen mit 21,1 Mrd € im September. Sie erwarben vor allem hiesige Geldmarktpapiere (6,2 Mrd €) sowie Aktien (3,4 Mrd €) und trennten sich von Anleihen (6,7 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten (9,0 Mrd €). Deutsche Eigner statteten ihre ausländischen Niederlassungen dabei mit zusätzlichen Mitteln im Umfang von 11,2 Mrd € aus. Neben konzerninternen Kredittransaktionen (4,3 Mrd €) wurden die Gelder über Beteiligungskapital (3,8 Mrd €) und reinvestierte Gewinne (3,1 Mrd €) bereitgestellt. Ausländische Firmen erhöhten ihre hiesigen Direktinvestitionen um 2,2 Mrd €, vorwiegend über reinvestierte Gewinne.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Oktober Mittelzuflüsse in Höhe von 125,6 Mrd €. Auch darin spiegeln sich weitgehend die Transaktionen im Rahmen der Errichtung der oben genannten Abwicklungsanstalt wider. 20,0 Mrd € flossen den Nichtbanken zu; sie waren per saldo ausschließlich auf die Dispositionen staatlicher Stellen zurückzuführen. Unternehmen und Privatpersonen exportieren Mittel im Umfang von 15,4 Mrd € ins Ausland; vorwiegend wurden dabei ausländische Bankguthaben aufgestockt. Die grenzüberschreitenden Geschäfte des Bankensystems führten zu Netto-Kapitalzuflüssen im Umfang von 105,6 Mrd €. Während bei den Kreditinstituten - größtenteils im Zuge der Bildung der Abwicklungsanstalt - Gelder in Höhe von 80,5 Mrd € aufkamen, verringerten sich die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank, vor allem im Zusammenhang mit Transaktionen innerhalb des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET2, um 25,1 Mrd €.

Die Währungsreserven der Bundesbank haben im Oktober - zu Transaktionswerten gerechnet - leicht abgenommen (0,2 Mrd €).