Hochrangiges Seminar des Eurosystems und der Zentralbanken und Währungsbehörden des Golfkooperationsrats

Am 12. März 2008 hat das Eurosystem - d.h. die Europäische Zentralbank (EZB) und die 15 nationalen Zentralbanken des Euro-Währungsgebiets - zusammen mit den Zentralbanken und Währungsbehörden des Golfkooperationsrats (GKR)[1] in Mainz ein hochrangig besetztes Seminar veranstaltet. An dem von der Deutschen Bundesbank als Gastgeber ausgerichteten Treffen nahmen Notenbankpräsidenten und andere Repräsentanten des Eurosystems, der Zentralbanken und Währungsbehörden der GKR-Staaten sowie Vertreter der Europäischen Kommission und des Generalsekretariats des GKR teil.

Ziel des Seminars war die weitere Stärkung des Dialogs und die Vertiefung der in den letzten Jahren enger gewordenen Beziehungen zwischen dem
Eurosystem und den Zentralbanken und Währungsbehörden des GKR. Im Mittelpunkt des Seminars standen die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen in den GKR-Ländern und im Euroraum wie auch die zunehmende weltwirtschaftliche Bedeutung der GKR-Staaten.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hob in seiner Begrüßung die dynamische Entwicklung der GKR-Volkswirtschaften in den letzten Jahren hervor, infolge derer sich die Region zu einem weltwirtschaftlichen Wachstumspol gewandelt hat.

Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, betonte, dass die GKR-Region zu einem wichtigen Akteur an den internationalen Finanzmärkten geworden ist und im Rahmen des von der internationalen Gemeinschaft verfolgten Ansatzes, einen geordneten Abbau der weltweiten Ungleichgewichte zu gewährleisten, ihren Teil beiträgt.

Der Vorsitzende des GKR-Gouverneursausschusses und Präsident der Zentralbank von Katar, Abdulla Bin Saoud Al-Thani, setzte sich in seiner Ansprache mit den jüngsten Fortschritten und den künftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und währungspolitischen Integration zwischen den GKR-Ländern auseinander.

In den Seminardiskussionen rückten folgende Schlüsselthemen in den Blickpunkt:

Struktur und Entwicklung der Wirtschaft in den GKR-Ländern und im Euroraum

Die Seminarteilnehmer erörterten die dynamische Wirtschaftsentwicklung in den GKR-Staaten während der letzten Jahre, die durch ein ölpreisbedingt kräftiges Wachstum des realen BIP und hohe Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüsse geprägt ist. Weiterhin haben die Teilnehmer die robuste Dynamik im privaten Nicht-Ölsektor der Region sowie die Fortschritte bei der Diversifizierung der Wirtschaft und der Entwicklung des Finanzsektors thematisiert. Zugleich tauschten sie ihre Ansichten über die Ursachen des Inflationsdrucks in den GKR-Staaten sowie über die Maßnahmen zu dessen Bekämpfung aus. Darüber hinaus wurde auch die wirtschaftliche Entwicklung im Euro-Währungsgebiet diskutiert.

Die Rolle des GKR in der regionalen und globalen Wirtschaft: aktuelle geld- und finanzpolitische Themen

Die Seminarteilnehmer befassten sich mit der immer wichtigeren Rolle der GKR-Länder für die internationalen Finanzmärkte, an denen die GKRRegion mittlerweile weltweit als bedeutender Nettokapitalgeber auftritt, dessen Rang lediglich von den Staaten Ostasiens übertroffen wird. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmer die strukturelle Beschaffenheit der weltweiten Leistungsbilanzungleichgewichte, bei denen auch die Ölexportländer eine Rolle spielen, und die politischen Lösungsansätze der internationalen Gemeinschaft, um eine geordnete Korrektur der weltweiten Ungleichgewichte sicherzustellen. Ferner wurden Meinungen zu Fragen im Zusammenhang mit staatlichen Investitionsfonds (Sovereign Wealth Funds – SWF) ausgetauscht, da die GKR-Region einige der weltweit größten SWFs beheimatet.

Die Rolle des GKR in der regionalen und globalen Wirtschaft: Energie und Handel

Die Teilnehmer erörterten auch die Schlüsselrolle der GKR-Staaten auf den internationalen Energiemärkten. Man kam zu der Einschätzung, dass die Bedeutung der Region angesichts ihrer großen Öl- und Gasreserven im Verbund mit relativ niedrigen Explorations- und Förderkosten künftig weiter zunehmen werde. Zugleich dürfte sich die Abhängigkeit der Volkswirtschaften in den Industrie- und Schwellenländern von Öleinfuhren infolge des steigenden Verbrauchs und/oder der Erschöpfung heimischer Reserven weiter erhöhen.

[1] Die Mitgliedstaaten des GKR sind Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.