Neue Bundesbank-Prognose: Deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs

Die deutsche Wirtschaft ist mit viel Schwung in das Jahr 2014 gestartet. Auch wenn sich das hohe Tempo des ersten Quartals nicht halten lassen wird, sind die Volkswirte der Bundesbank hinsichtlich der Perspektiven für das Wachstum hierzulande zuversichtlich. "Neben der sich weiter verbessernden konjunkturellen Lage der Industrieländer und der graduellen Erholung des Euro-Raums spricht nicht zuletzt die gestärkte deutsche Binnenwirtschaft für einen soliden Wachstumskurs der deutschen Wirtschaft", kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neue Frühjahrsprognose, die erstmals einen Zeithorizont von drei Kalenderjahren umfasst. Zugleich gab er zu bedenken, dass in der Zukunft demografisch bedingte Verknappungen am Arbeitsmarkt das Wachstum bremsen würden. "Maßnahmen wie die abschlagsfreie Rente mit 63 sind vor diesem Hintergrund nicht hilfreich", erklärte Weidmann.

Gesamtwirtschaftliche Produktion

Nach der neuen Schätzung der Bundesbank wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in realer Rechnung um 1,9 % (kalenderbereinigt ebenfalls 1,9 %) im Jahr 2014 und um 2,0 % (kalenderbereinigt 1,8 %) im Jahr 2015 zulegen. Für 2016 wird ein BIP-Zuwachs um 1,8 % (kalenderbereinigt 1,7 %) erwartet. Bei einem Potenzialwachstum von jeweils 1,2 % würde sich der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad ausgehend von einem Normalniveau spürbar erhöhen. Die Beschäftigung wird nach Einschätzung der Bundesbank-Fachleute weiter zulegen, wofür vor allem die kräftige Zuwanderung spricht. Der deutsche Staatshaushalt könnte zudem bis 2015 in etwa ausgeglichen bleiben, im Jahr 2016 könnte ein merklicher Überschuss erreicht werden. Dahinter stehen den Bundesbank-Ökonomen zufolge vor allem die günstige Konjunktur und weiter sinkende Zinslasten. Eine bessere Haushaltsentwicklung wird durch finanzpolitische Maßnahmen wie das kürzlich vom Bundestag verabschiedete Rentenpaket behindert.

Preisentwicklung

Die zu erwartenden Verknappungen am Arbeitsmarkt werden sich nach der Prognose in höheren Lohnsteigerungen niederschlagen wie auch der neue allgemeine Mindestlohn. Der Anstieg der Verbraucherpreise könnte sich vor diesem Hintergrund - gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) - von 1,1 % in diesem Jahr auf 1,5 % im kommenden Jahr und dann weiter auf 1,9 % im Jahr 2016 verstärken. Die Inflationsrate ohne Berücksichtigung der Energiepreise dürfte sich den Bundesbank-Fachleuten zufolge bis 2016 auf mehr als 2 % erhöhen.

Risikobeurteilung

Bundesbankpräsident Weidmann warnte trotz der insgesamt günstigen Aussichten davor, dass sich vor allem aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld Risiken ergeben: "Erhöhte geopolitische Spannungen oder eine erneute Zuspitzung der Krisen im Euro-Raum würden das BIP-Wachstum nicht nur über den Außenhandel, sondern auch über Vertrauenseffekte dämpfen." Zudem bestehen den Bundesbank-Ökonomen zufolge erhebliche Unsicherheiten über den Umfang der zukünftigen Zuwanderung, die noch mobilisierbaren Reserven am heimischen Arbeitsmarkt sowie die Wirkungen des Mindestlohns und der abschlagsfreien Rente mit 63. Stellen sich die Angebotsbedingungen günstiger dar, sollte das Wirtschaftswachstum stärker und der Lohndruck schwächer ausfallen. In einem Szenario rascher zunehmender Verknappungen würden hingegen Löhne und Preise schneller steigen, und die realwirtschaftliche Expansion könnte hinter dem vorgezeichneten Pfad zurückbleiben.