Schwerpunkte des Monatsberichts Januar 2011

Banknotenkreislauf und Banknoten-Recycling

In ihrer Funktion als Notenbank bildet die Bundesbank durch die Emission und die Vernichtung von Banknoten sowohl den Ausgangs- als auch Endpunkt im Kreislauf der Bargeldnutzung. Noch vor einigen Jahren wurde der Großteil der Banknoten im Kreislauf durch die Bundesbank bearbeitet und dabei auf Echtheit und gute Umlaufqualität geprüft. Bereits im Jahr 2006 hat die Bundesbank im Rahmen ihrer Bargeldstrategie beschlossen, dem Markt die Möglichkeit einzuräumen, bis zu 50% des Recyclingvolumens zu übernehmen. Eine notwendige Voraussetzung hierfür war, dass Systeme entwickelt wurden, die auch privaten Bargeldakteuren wie Kreditinstituten oder Wertdienstleistern eine maschinelle Banknotenprüfung und ‑wiederausgabe ermöglichen. Im Jahr 2009 wurde davon bereits vor allem von der Kreditwirtschaft in erheblichem Umfang Gebrauch gemacht. Bezogen auf das gesamte Recyclingvolumen ergeben sich für die Kreditwirtschaft und die Bundesbank Recyclingquoten von 36% beziehungsweise 64%.

Das private Banknoten-Recycling, das insbesondere durch die von Kreditinstituten betriebenen kundenbedienten kombinierten Ein- und Auszahlungssystemen zugenommen hat, wird die Ströme im deutschen Bargeldkreislauf hin zu einer Verkürzung der Prozesskette auch weiterhin verändern. Gleichwohl wird die Bundesbank auch künftig ihren Sorgeauftrag für den baren Zahlungsverkehr durch eine eigene Banknotenbearbeitung erfüllen.

Der Auslandsumlauf von in Deutschland emittierten Euro-Banknoten

Seit der Euro-Bargeldeinführung hat der Umlauf der von der Bundesbank emittierten Euro-Banknoten stark zugenommen. Mit dem Bargeldbedarf für inländische Transaktionen allein ist diese Entwicklung jedoch bei Weitem nicht zu erklären. Sie dürfte vielmehr mit der inländischen Hortung und insbesondere der Auslandsnachfrage nach Euro-Banknoten zusammenhängen.

Der Auslandsumlauf deutscher Euro-Banknoten wird hier zum ersten Mal genauer untersucht und bestimmt. Da eine exakte statistische Erfassung des Auslandsumlaufs nicht möglich ist, bietet sich ein breiter Ansatz aus unterschiedlichen Methoden zur Schätzung dieser Größe an. Im Ergebnis stellt sich heraus, dass der Anteil des Auslandsumlaufs an den kumulierten Nettoemissionen der Bundesbank seit dem Jahr 2002, als er sich auf nur 20% belief, stetig und deutlich gestiegen ist. Ende 2009 liefen schätzungsweise 65% bis 70% der kumulierten deutschen Nettoemissionen von Euro-Banknoten außerhalb Deutschlands um. Der Großteil davon befindet sich in Ländern außerhalb der Europäischen Währungsunion. Zwischen 15% und 25% der von der Bundesbank emittierten Euro-Banknoten laufen allerdings auch im restlichen Euro-Raum um.

Neben dem Auslandsumlauf werden auch die Bestände von in Deutschland emittierten Euro-Banknoten abgeschätzt, die der Hortung sowie der inländischen Transaktionskasse zuzurechnen sind. Demzufolge wurde Ende 2009 zwischen 10% und 30% des gesamten Umlaufs deutscher Euro-Banknoten im Inland gehortet. Der geschätzte Anteil der inländischen Transaktionskasse am Umlauf der von der Bundesbank emittierten Banknoten ist demnach mit 10% bis 15% relativ gering.

Anlegerverhalten in Theorie und Praxis

Es ist empirisch gut dokumentiert, dass die Vermögensanlage privater Anleger durch Phänomene – beispielsweise geringe Diversifikation von Anlegerportfolien ebenso wie die häufig feststellbare exzessive Handelsaktivität von Anlegern – gekennzeichnet ist, die mit der klassischen Finanztheorie nicht zu erklären sind.

Der in den vergangenen Jahren wachsende Forschungszweig der stärker verhaltenswissenschaftlich ausgerichteten Finanzmarktforschung (Behavioral Finance) bietet hier neue Erklärungsperspektiven, die im Verbund mit den Erkenntnissen des klassischen Ansatzes auch normative Implikationen für die Investitionsentscheidungen haben. Dies betrifft zum einen den Portfolioaufbau (Asset Allocation), der Ausgangspunkt jeder strategischen Anlageentscheidung ist. Hierbei bleibt der aus der klassischen Finanztheorie bekannte Anlagegrundsatz, das Portfolio hinreichend zu diversifizieren, auch im Lichte der Ergebnisse der Behavioral Finance Forschung im Prinzip bestehen. In diesem Zusammenhang ist jedoch auch die Frage relevant, ob es letztlich realistisch erscheint, dauerhaft bessere Ergebnisse als der „durchschnittliche Marktteilnehmer“ zu erzielen. Nur dann sind aktive Anlagestrategien sinnvoll. Auf der Ebene der Instrumentenwahl – Direkterwerb von Wertpapieren versus breit gestreute Investmentvehikel – findet schließlich oftmals die entscheidende Rolle von Kostenstrukturen zu wenig Beachtung.

Normative Implikationen aus den Erkenntnisse der Behavioral Finance Forschung fließen zudem in Regulierungsvorhaben zur Verbesserung des Anlegerschutzes ein.

Anforderungen an die Konjunkturbereinigung im Rahmen der neuen Schuldenregel

Die im Jahr 2009 mit breiter Zustimmung von Bundestag und Bundesrat beschlossene Reform der Schuldenregeln bietet eine gute Grundlage für solide Staatsfinanzen in Deutschland. Nunmehr ist bei der Umsetzung angesichts der in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen von besonderer Bedeutung, dass eine konsequente Orientierung an der Zielsetzung der strikten Schuldenbegrenzung erfolgt. So wäre im Sinne des Regelungsziels die Obergrenze für den Defizitabbaupfad bis 2015 an die wesentlich günstigere makroökonomische Lage und Haushaltsentwicklung im Jahr 2010 nach unten anzupassen, wenn der endgültige Jahresabschluss für 2010 vorliegt, um nicht neue Schuldenspielräume zu schaffen. Zudem wäre es im weiteren Verlauf bedeutsam, die Methoden und das Datenmaterial zur Konjunkturbereinigung vollständig offen zu legen, nachdem die neue Schuldenregel erstmalig für die Aufstellung des Haushalts 2011 angewendet wurde.

Auf der europäischen Ebene wurde zuletzt eine Umstellung des dort verwandten Verfahrens vorgenommen. Es erscheint aber mit Blick auf die verfolgten Ziele fraglich, ob diese Anpassung auch für die deutsche Schuldenregel geeignet ist und – wie geplant – beginnend mit dem Bundeshaushalt 2012 verwendet werden sollte. Das Verfahren ist vergleichsweise komplex, schwer nachzuvollziehen und aufgrund vielfacher Modellierungsoptionen gestaltungsanfällig. Es wäre daher vorzuziehen, das methodisch vergleichsweise übersichtliche Bereinigungsverfahren beizubehalten, das für den Bundeshaushalt 2011 zugrunde gelegt wurde.

Insgesamt darf nicht übersehen werden, dass unabhängig vom verwendeten Konjunkturbereinigungsverfahren erhebliche Schätzunsicherheiten bezüglich der mittelfristigen Haushaltsperspektiven bestehen. Um unerwartete Haushaltsentwicklungen ohne kurzfristige und meist prozyklisch wirkende Nachsteuerungen hinnehmen zu können, sollte die in der Verfassung definierte Schuldenobergrenze nicht regelmäßig ausgeschöpft werden. Vielmehr sollte hier durch angemessene Sicherheitsabstände Vorsorge getroffen werden.