Schwerpunkte des Monatsberichts März

Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2012

Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands hat sich 2012 in einem schwierigen außenwirtschaftlichen Umfeld spürbar erhöht. Er belief sich auf sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und blieb damit nur wenig unter der bisherigen Höchstmarke aus dem Jahr 2007.

Der Anstieg war exportseitig darauf zurückzuführen, dass die deutsche Wirtschaft auf den außereuropäischen Märkten trotz der deutlichen Dämpfung des Wachstumstempos ihre Position gut behaupten konnte. Dies beruht generell auf dem attraktiven Produktsortiment der Exporteure, im Berichtszeitraum half aber auch der günstigere Außenwert des Euro. Die Exporterfolge in den Drittländern überragten bei Weitem die Einbußen, welche die Unternehmen mit Kunden aus den EWU-Staaten hinnehmen mussten. Zur Ausweitung des Leistungsbilanzsaldos hat in erheblichem Ausmaß auch die Importseite beigetragen. So ist unübersehbar, dass nicht zuletzt die Unwägbarkeiten der Krise im Euro-Raum zu einer ausgeprägten abwartenden Haltung bei den Investitionen im Inland geführt haben, die teilweise einen hohen Einfuhranteil aufweisen.

Wenngleich es bei der Korrektur der innereuropäischen Leistungsbilanzungleichgewichte zu erkennbaren Fortschritten gekommen ist, verdeutlicht dies, dass sich die Krise über die höhere Unsicherheit auch als Hemmnis für den Abbau des deutschen Gesamtüberschusses erwiesen hat. Hierbei spielte unter anderem der gestiegene Sicherheitsgedanke bei Anlageentscheidungen eine Rolle. „Safe haven“-Effekte wirken tendenziell einnahmesteigernd auf die Vermögenseinkommensbilanz, die zudem durch das hohe Netto-Auslandsvermögen Deutschlands strukturell Ertragsüberschüsse generiert.

Nach dem neuen Rechenstand übertrifft der Leistungsbilanzüberschuss seit mehr als fünf Jahren den Schwellenwert von sechs Prozent des BIP, der im Rahmen der EU-Verfahren zur Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte von Bedeutung ist. Vor dem Hintergrund der bestimmenden Einflussfaktoren ist es jedoch nicht angezeigt, Maßnahmen zur kurzfristigen Belebung der Binnennachfrage in Deutschland zu ergreifen. Gefordert sind vielmehr politische Anstrengungen, den notwendigen Anpassungsprozess in den Krisenländern fortzuführen und einen tragfähigen institutionellen Rahmen für die Währungsunion insgesamt zu schaffen. Dann wird sich die Unsicherheit nachhaltig verringern, was eine Rückführung der deutschen Überschussposition unterstützt.

Der Kapitalverkehr Deutschlands mit dem Ausland stand im vergangenen Jahr ebenfalls hauptsächlich unter dem Einfluss der Finanz- und Staatsschuldenkrise und den Maßnahmen zu ihrer Bewältigung. Im Ergebnis kam es 2012 zu hohen Netto-Kapitalexporten (235 Mrd. Euro), die überwiegend auf öffentliche Finanztransaktionen zurückzuführen waren. Hierbei spielten der weitere Forderungsanstieg im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems TARGET2 sowie die staatlichen Unterstützungsleistungen an die Programmländer die entscheidende Rolle. Zu Kapitalabflüssen kam es auch im Wertpapierverkehr. Die hohe Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen wurde durch gegenläufige Transaktionen in den übrigen Wertpapiersegmenten überkompensiert. Schließlich verzeichneten die eher längerfristig ausgerichteten Direktinvestitionen ebenfalls Kapitalexporte. Maßgeblich dabei war, dass hiesige Firmen ihre Auslandspräsenz weiter ausbauten.

Bankinterne Methoden zur Ermittlung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit und ihre bankaufsichtliche Bedeutung

Eine angemessene Kapitalausstattung sowie eine effektive Steuerung der Risikotragfähigkeit (RTF) der Institute sind wesentliche Voraussetzungen für ein stabiles Finanzsystem. Deshalb räumt die Aufsicht der Sicherstellung der Risikotragfähigkeit ein großes Gewicht ein. Die deutschen RTF-Anforderungen basieren auf den vergleichsweise wenigen, prinzipienorientierten Vorgaben der zweiten Säule des Basel II-Rahmenwerks aus 2004. Als zentrale Anforderung an die Institute wird darin die Einrichtung eines internen Prozesses zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit (Internal Capital Adequacy Assessment Process: ICAAP) und damit einer ausreichenden Kapitalausstattung verlangt.

Im ICAAP hat das Institut die wesentlichen Risikoarten zu identifizieren, mit eigenen Methoden zu quantifizieren und in angemessener Höhe mit Kapital zu unterlegen, das qualitativ geeignet sein muss, auftretende Verluste zu absorbieren. Damit die Risikotragfähigkeit laufend sichergestellt wird, muss sie in den Entscheidungsprozessen, der Geschäfts- und Risikostrategie sowie den Risikosteuerungs- und -controlling-prozessen verankert werden. Dies erfordert unter anderem, dass der ICAAP fester Bestandteil des Limitsystems sowie der internen Berichterstattung ist. Im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Beurteilungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process: SREP) prüft die Bankenaufsicht die Methoden und Prozesse sowie die Kapitalausstattung regelmäßig auf ihre Angemessenheit.

Die Erfahrungen zeigen, dass sich der ICAAP in den deutschen Kreditinstituten seit 2004 methodisch deutlich weiterentwickelt hat. Dennoch bestehen noch Verbesserungsmöglichkeiten. So sollten Risiken umfassender berücksichtigt und in stärkerem Maße zukunftsorientiert beurteilt werden als dies bisher der Fall war. Ferner sollten sich die Institute intensiver mit den Grenzen der zur Risikoquantifizierung eingesetzten Methoden auseinandersetzen. Zur Beseitigung möglicher Defizite im ICAAP greift die Aufsicht auf eine breite Palette von Maßnahmen zurück, zu denen neben der Auflage, methodische oder prozessuale Schwächen zu beheben, insbesondere die Festsetzung höherer Kapitalanforderungen zählt. Was die Höhe des Risikodeckungspotenzials im Verhältnis zu den Risiken angeht, so zeigen sich aktuell über Institute und Institutsgruppen hinweg immer noch die tiefen Spuren der Finanzmarktkrise. Zwar haben sich viele Institute von ihrem kritischen Zustand zum Hochpunkt der Krise entfernt, es sind aber noch weitere Anstrengungen erforderlich, um die Risikotragfähigkeit der Institute auch zukünftig nachhaltig sicherzustellen.