Uneinheitliche Entwicklung der Direktinvestitionen im Jahr 2015

Die unmittelbaren deutschen Direktinvestitionsbestände im Ausland (aktive Direktinvestitionen) sind im Jahr 2015 weiter angestiegen. Die ausländischen Direktinvestitionsbestände in Deutschland (passive Direktinvestitionen) sind dagegen leicht zurückgegangen.

Deutsches Unternehmensvermögen im Ausland

Die deutschen unmittelbaren Direktinvestitionsbestände im Ausland sind im Jahr 2015 per saldo weiter gestiegen (+ 79 Mrd €) und haben mit 1.051 Mrd € erstmals den Wert von einer Billion Euro überschritten. Dies lag maßgeblich an der Zunahme des unmittelbaren Beteiligungskapitals im Ausland (+ 70 Mrd €). Die Kredite an deutsche Direktinvestitionsunternehmen im Ausland sowie an ausländische Schwestergesellschaften deutscher Unternehmen erhöhten sich hingegen nur leicht um insgesamt 15 Mrd €. Auch die Verbindlichkeiten aus Krediten der Investitionsobjekte an ihre deutschen Investoren sowie an inländische Schwestergesellschaften deutscher Unternehmen spielten mit einer Zunahme um 6 Mrd € nur eine untergeordnete Rolle.

Eine wesentliche Ursache für die Ausweitung der deutschen Direktinvestitionsbestände im Ausland war die Aufwertung der wichtigsten Währungen gegenüber dem Euro (+ 30 Mrd €). Diese führte bei einer Umrechnung der ausländischen Vermögensbestände in Euro zu Bewertungsgewinnen. So sind die deutschen Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten um 39 Mrd € auf 227 Mrd € angestiegen, wobei mit 20 Mrd € ein Großteil davon auf die Aufwertung des US-Dollar entfiel. Von dem Anstieg deutscher Direktinvestitionsbestände in China um 6 Mrd  € auf 65 Mrd € sind allein 4 Mrd € auf den stärkeren Renminbi zurückzuführen. Eine überwiegend transaktionsbedingte Ausweitung des Engagements war hingegen für die Direktinvestitionen im Euro-Raum zu verzeichnen, die im Berichtszeitraum um 23 Mrd € auf 386 Mrd € zunahmen. Die Zuwächse der Anlagen in Brasilien und Argentinien wurden durch die hohen Wertverluste der brasilianischen und argentinischen Währungen gegenüber dem Euro (jeweils - 25%) neutralisiert. Dadurch sind die deutschen Direktinvestitionen in diesen Ländern annähernd unverändert geblieben (13 Mrd € in Brasilien und 2 Mrd € in Argentinien).

Ausländisches Unternehmensvermögen in Deutschland

Die ausländischen Direktinvestitionsbestände in Deutschland lagen Ende 2015 bei 670 Mrd €. Im Vergleich zum entsprechenden Stichtag im Vorjahr sind sie damit per saldo um 2 Mrd € gesunken. Zwar verzeichneten sowohl das unmittelbare Beteiligungskapital als auch die von ausländischen Kapitaleignern bereitgestellten Kreditmittel noch geringe Zuwächse (+ 6 Mrd € bzw. + 3 Mrd €), diese wurden aber durch die um 12 Mrd € gestiegenen Kreditforderungen inländischer Unternehmen gegenüber ihren ausländischen Investoren und Schwesterunternehmen mehr als kompensiert.

Eine neu eingeführte Darstellung erlaubt zudem ausländische Direktinvestitionen in Deutschland dem Sitzland der Konzernspitze und somit dem Entscheidungszentrum über die weltweite Konzernfinanzierung zuzuordnen. Das Konzept der letztendlich kontrollierenden Einheit (Konzernspitze) ist der Statistik über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten entnommen und adressiert den Investor, der die letztendliche rechtliche Kontrolle über das inländische Unternehmen innehat. Kontrolle beschreibt in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, die Geschäftspolitik des abhängigen Unternehmens zu bestimmen; sie wird in der Praxis definiert über eine unmittelbare oder mittelbare Mehrheit der Anteile am Kapital oder an den Stimmrechten. Die Ergebnisse der neuen Darstellung unterscheiden sich deutlich von der Gliederung nach dem direkten Herkunftsland der Investoren. Die Direktinvestitionen aus den Vereinigten Staaten beispielsweise verdreifachen sich hierdurch nahezu von 53 Mrd € auf 156 Mrd €. Und auch die Investitionen, die der Region Asien zugeordnet werden, verdoppeln sich nahezu von 33 Mrd € auf 63 Mrd €. Für die bekannten Holdingstandorte Niederlande und Luxemburg hingegen reduziert sich das Volumen der unmittelbaren Direktinvestitionsbestände in Deutschland von 153 Mrd € beziehungsweise 121 Mrd € auf 41 Mrd € beziehungsweise 40 Mrd €. Die Zuordnung der Direktinvestitionen nach dem Sitzland der Konzernspitze zeigt auch, dass knapp 49 Mrd € der unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland Investoren aus Deutschland zuzuordnen waren, die über ausländische Beteiligungen indirekt kontrolliert werden ("roundtripping“). Tabellen mit der Zuordnung der ausländischen Direktinvestitionsbestände nach Sitzländern der Konzernspitzen werden mit diesem Publikationstermin erstmals in der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 gezeigt.

Geänderter Ausweis der Direktinvestitionen in Beteiligungsgesellschaften

Das neue Konzept der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 2010) wurde für die Wirtschaftszweiggliederung in der Bestandserhebung über Direktinvestitionen ab Jahresende 2014 umgesetzt. Die Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (Beteiligungsgesellschaften oder auch Holdinggesellschaften genannt), die in den vergangenen Jahren 60 % der deutschen unmittelbaren Direktinvestitionen im Ausland und 70 % der ausländischen unmittelbaren Direktinvestitionen in Deutschland auf sich vereinte, wurde gemäß dem ESVG 2010 auf zwei Wirtschaftszweige aufgeteilt. Beteiligungsgesellschaften mit Managementfunktion verbleiben im Bereich der Dienstleistungen (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen); Beteiligungsgesellschaften ohne Managementfunktion, also Unternehmen, die als unternehmenseigene Konzernfinanzierer tätig sind, werden dem Wirtschaftszweig Finanz- und Versicherungsdienstleistungen zugeschlagen. Eine Unterscheidung nach Beteiligungsgesellschaften mit und ohne Managementfunktion erfolgt über die Anzahl der Beschäftigten: Eine Managementfunktion wird bei mehr als einem Beschäftigten in der Beteiligungsgesellschaft angenommen.

Detaillierte Ergebnisse der Direktinvestitionen nach Ländern und Wirtschaftszweigen sowie methodische Erläuterungen finden sich in der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 "Bestandserhebung über Direktinvestitionen".