Bargeld bleibt das beliebteste Zahlungsmittel

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zahlen ihre Einkäufe nach wie vor meist bar. Dies geht aus der aktuellen Bundesbank-Studie zum "Zahlungsverhalten in Deutschland 2017" hervor. "Bargeld ist in Deutschland weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel", sagte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele bei der Vorstellung der Studie in Frankfurt. Allerdings gewinnen laut Thiele bargeldlose Zahlungsmittel weiter an Bedeutung.

Seit 2008 führt die Bundesbank alle drei Jahre eine Haushaltsbefragung zum "Zahlungsverhalten in Deutschland" durch. Ziel ist es zu untersuchen, wie Privatpersonen Bargeld und bargeldlose Zahlungsinstrumente beim Einkaufen nutzen.

Im Durchschnitt haben Privatpersonen laut Studie 107 Euro an Bargeld im Portemonnaie, davon etwa 6 Euro in Münzen. Damit hat sich der Bestand an Bargeld seit Beginn der Erhebung im Jahr 2008 nur wenig verändert. Damals hatten die Befragten nach eigenen Angaben durchschnittlich 118 Euro dabei, davon 7 Euro in Münzen.

Kleinere Beträge fast immer bar

Rund drei von vier Einkäufen (74 Prozent) zahlten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahr 2017 mit Banknoten und Münzen. Gegenüber 2014 ist dieser Wert um 5 Prozentpunkte gesunken. Vor allem Ausgaben bis 50 Euro wurden weiterhin meist bar beglichen, kleinere Beträge bis 5 Euro sogar in 96 Prozent der Fälle, heißt es in der Studie. Bei fast jedem fünften Einkauf (19 Prozent) nutzten die Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen eine Karte wie die girocard, um ihre Einkäufe zu begleichen.

Verwendung von Zahlungsinstrumenten in unterschiedlichen Betragsbereichen
Verwendung von Zahlungsinstrumenten in unterschiedlichen Betragsbereichen

Gemessen am Umsatz ist der Anteil an Bargeldzahlungen der Studie zufolge erstmals seit Beginn der Erhebungen unter die Marke von 50 Prozent gefallen. Im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Jahr 2014 ging der Wert der Zahlungen von über 53 Prozent auf unter 48 Prozent zurück. Dagegen nahmen Kartenzahlungen, etwa mit der girocard, zu. Ihr Anteil am Umsatz ist laut Bundesbank gegenüber 2015 um knapp 6 Prozentpunkte auf 35 Prozent gestiegen. Kreditkarten wurden ebenfalls etwas häufiger genutzt, meist für größere Beträge von durchschnittlich 81 Euro. Ihr Anteil am Umsatz lag aber insgesamt immer noch unter 5 Prozent.

Neue Bezahlverfahren im Aufwind

Bei kontaktlosen Kartenzahlungen gab es laut Studie hohe Zuwächse, wenn auch auf insgesamt niedrigem Niveau: Erstmals stieg ihr Anteil am Umsatz demnach auf über 1 Prozent. Für eine weitere Verbreitung bedarf es nach Vorstandsmitglied Thiele der konsequenten Ausgabe kontaktloser girocards durch alle Kreditinstitute sowie einer breiten Akzeptanz im Handel.

Internetbezahlverfahren wie beispielsweise PayPal oder Sofort-Überweisung haben sich inzwischen im Onlinehandel etabliert. 2017 konnten sie laut Studie ihren Anteil am Gesamtumsatz auf fast 4 Prozent ausbauen. Gemessen an den Transaktionen lag ihr Anteil bei 2 Prozent. Von den Befragten gaben 44 Prozent an, Internetbezahlverfahren zu verwenden, häufig jedoch aufgrund fehlender kostenloser Alternativen.

Mehrheit lehnt Bargeldabschaffung ab

Die große Mehrheit der Befragten (88 Prozent) gab an, auch in Zukunft unverändert mit Bargeld bezahlen zu wollen. Sie lehnen eine Bargeldabschaffung oder -einschränkung deutlich ab. 96 Prozent der Befragten befürchten ohne Bargeld Schwierigkeiten beim Bezahlen für einige Bevölkerungsgruppen, beispielsweise ältere Menschen. Auch Ausgabenkontrolle und Anonymität sind für eine stark überwiegende Mehrheit ein Kriterium für die Bargeldwahl. Für vier von fünf Befragten würde eine Bargeldabschaffung der Studie zufolge eine große persönliche Einschränkung bedeuten.

Die Zufriedenheit mit klassischen Bezahlverfahren ist nach allen vier bisherigen Studien zum Zahlungsverhalten insgesamt hoch. Dennoch zeigt die jüngste Studie hohe Wachstumsraten bei modernen Zahlungsmitteln wie kontaktlosen Kartenzahlungen. Insbesondere jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher suchen Alternativen zum klassischen Zahlungsverkehr. So können sich insgesamt 15 Prozent der Befragten vorstellen, ihr Girokonto statt bei einer Bank oder Direktbank etwa bei einem Internetanbieter zu führen. Unter den 18- bis 24-Jährigen möchte rund jeder vierte Befragte mit dem Mobiltelefon unkompliziert Geld an Freunde und Bekannte senden können.