Buch: Gesamt­wirtschaftliche Effekte der Finanzmarktreformen zählen

Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch beim Bankenabend in München vor Branchenvertretern. ©Klaus D. Wolf
Bundesbankvize­präsidentin Claudia Buch beim Banken­abend in München vor Branchenvertretern.
Die Vizepräsidentin der Bundesbank Claudia Buch hat sich dafür ausgesprochen, die Reformen der Finanzmärkte, die nach der Finanzkrise eingeleitet wurden, an deren langfristigen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft zu bewerten. Buch hielt anlässlich des 60. Jubiläums der Deutschen Bundesbank in München einen Vortrag zum Thema Finanzstabilität.

Finanzstabilität definiere die Bundesbank als die Fähigkeit des Finanzsystems, seine Aufgaben für die Realwirtschaft zu erfüllen - "auch in Krisen und Zeiten des Umbruchs", sagte Buch beim Bankenabend in der bayerischen Hauptverwaltung vor Branchenvertretern. Zu den Aufgaben des Finanzsystems gehöre es, die Finanzierung produktiver Investitionen zu ermöglichen, Sparerinnen und Sparern sichere Anlagemöglichkeiten zu bieten, Risiken angemessen zu verteilen und die Funktionsweise des Zahlungssystems zu sichern.

Angemessene Ausstattung mit Eigenkapital wichtig

Claudia Buch und Franz Josef Benedikt, Präsident der Hauptverwaltung in Bayern. ©Klaus D. Wolf
Claudia Buch und Franz Josef Benedikt, Präsident der Hauptver­waltung in Bayern.
Aus der Finanzkrise zog Buch in ihrem Vortrag einige Lehren. So habe die Krise die Bedeutung des Finanzsektors für die Realwirtschaft offengelegt. Die Vizepräsidentin unterstrich, dass eine angemessene Ausstattung von Banken mit Eigenkapital unabdingbar sei, um einen Puffer gegen Risiken zu schaffen und Schocks abzufedern, die ansonsten im Finanzsystem verstärkt werden und die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnten. "Eigenkapital liefert eine `doppelte Dividende´ – es macht das Finanzsystem stabiler und ermöglicht Wachstum und Innovationen."

Nach der Krise hat die Bundesbank mit der Zuständigkeit für Finanzstabilität ein wichtiges Mandat erhalten. Einzelwirtschaftliche Daten sind erforderlich, um die Wechselwirkung von Finanzsektor und Realwirtschaft zu beleuchten. Je frühzeitiger "Infektionsherde" im Finanzsystem erkannt werden, desto leichter kann gegengesteuert werden und umso weniger schwer wirken sich Schieflagen aus.  

"Die sozialen Erträge sind positiv"

Die Finanzmarktreformen, die nach der Krise eingeleitet wurden, sollten anhand ihrer langfristigen gesamtwirtschaftlichen Effekte bewertet werden, forderte Buch. Höhere Anforderungen an das Eigenkapital von Banken ermöglichten letztlich eine höhere Kreditvergabe. Ein weiteres Beispiel ist die Rücknahme impliziter Subventionen für Finanzinstitute - private Kosten können steigen und die Profitabilität der Institute kann auf Grund höherer Finanzierungskosten sinken. "Die sozialen Erträge aber sind positiv, wenn die Steuerzahler nicht mehr für die Verluste von Finanzinstituten haften müssen" sagte Buch.