Bundesbank-Symposium: Bargeld hat weiterhin seinen berechtigten Platz

Bundesbankpräsident Joachim Nagel erwartet einen weiteren Rückgang der Bargeldnutzung an der Ladenkasse. Aktuelle Analysen deuteten darauf hin, dass sich der Trend zum bargeldlosen Bezahlen fortsetzen werde, nicht aber in gleicher Geschwindigkeit wie während der Pandemie, sagte er in einer Videobotschaft anlässlich des Symposiums „Sichere Bargeldversorgung – auch in der Krise“ in Berlin. Dennoch sei Bargeld fest in unserem Alltag verankert“.

Digitaler Euro hätte ähnliche Eigenschaften und Vorzüge wie Bargeld

Dies sei vor allem auf die Alleinstellungsmerkmale des Bargelds zurückzuführen. So vereine Bargeld Eigenschaften, die es von anderen Zahlungsmitteln unterscheide. Bargeld ist die bisher einzige Möglichkeit für Privatpersonen, Zentralbankgeld zu halten, sagte er. Alle anderen Arten von Geld werden von privaten Akteuren emittiert.“ Darüber hinaus sei Bargeld inklusiv und ermögliche jeder Bürgerin und jedem Bürger, am Geldkreislauf und am Wirtschaftsleben teilzuhaben – ein Online-Zugang oder ein Konto seien dafür keine Voraussetzung. Insbesondere Kinder könnten durch Bargeld einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld leichter erlernen. Erwachsene wüssten den durch das Bargeld gewährleisteten Schutz der Privatsphäre und den Überblick über ihr Ausgabeverhalten zu schätzen. 

Es entspricht damit in vielerlei Hinsicht den Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher“ so Nagel. Die Bundesbank und das Eurosystem setzen sich daher dafür ein, dass Euro-Bargeld auch in Zukunft als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zur Verfügung steht. Dieses Bekenntnis stehe nicht im Widerspruch zu den Erwägungen, einen digitalen Euro einzuführen. „Ein digitaler Euro hätte ähnliche Eigenschaften und Vorzüge wie Bargeld – nur eben in digitaler Form“, so Nagel.

Balz: Ein Nationales Bargeldforum ist mein persönliches Ziel

Burkhard Balz (Bundesbankvorstand) ©Heiko Laschitzki
Burkhard Balz (Bundesbankvorstand)

Bundesbankvorstand Burkhard Balz ging bei seinem Vortrag auf die herausgehobene Rolle von Bargeld in Not- und Krisenfällen ein. Eine vollständige Substitution des Bargelds durch elektronische Zahlungsmittel im Krisenfall erscheine unrealistisch, sagte er. Zumal nicht alle Bürgerinnen und Bürger den Umgang mit elektronischen Zahlungsmitteln gewohnt seien und nicht alle Einzelhändler über elektronische Zahlungsterminals verfügten. Bargeld hat auch in einer Welt zunehmend elektronischer Zahlungen weiterhin seinen berechtigten Platz“, so Balz. Die Menschen tendierten in Krisenzeiten zudem aus Vorsicht dazu, Bargeld zu horten. Beispielsweise sei die Nachfrage nach Banknoten und Münzen im Euroraum und auch in Deutschland besonders in der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. „Vergleichbare Entwicklungen sehen wir bei anderen Krisen und auch außerhalb des Euroraums“, so Balz. Dies erkläre die konträre Beobachtung, dass die Nachfrage nach Bargeld steige, obwohl es weniger genutzt werde. 

Angesichts der uns umgebenden Krisen ist es folglich umso wichtiger, uns Gedanken darum zu machen, wie wir auch unter widrigen Umständen die Bargeldversorgung aufrechterhalten können, sagte er. Dass alle Bargeldakteure schnell handeln können, Krisenroutinen eingespielt sind und die Kommunikation untereinander auch bei technischen Ausfällen gewährleistet bleibt, ist Balz zufolge dabei entscheidend. Zu diesen Akteuren gehören neben der Bundesbank vor allem Banken, Wertdienstleister und Geldautomatenbetreiber. Um ihren Austausch weiter zu intensivieren und zu institutionalisieren sei ein Nationales Bargeldforum sein persönliches Ziel. „Die Bundesbank als marktneutraler Akteur mit gesetzlichem Sorgeauftrag ist prädestiniert, die Rolle eines Initiators und Koordinators eines solchen Austauschs wahrzunehmen“, so der Bundesbankvorstand. 

Weitere Gesprächsrunden 

Das Symposium richtete sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung. Neben Reden und Vorträgen wurde das Programm durch Podiumsdiskussionen ergänzt. So diskutierten unter anderem Vertreterinnen und Vertreter verschiedener europäischer Zentralbanken über den Status quo ihrer Notfall- und Krisenvorsorge. Die Österreichische Zentralbank (OeNB) habe die Bevölkerung aufgefordert, eine gewisse Menge Bargeld für den Krisenfall vorzuhalten, berichtete etwa Stefan Varga von der OeNB. Auch die Professoren Franz Seitz (Weiden Business School) und Gerhard Rösl (OTH Regensburg) sprachen sich für Bargeld im Krisenfall aus. Bargeld sei ein Pfeiler einer erfolgreichen Krisenpolitik, sagte Seitz.