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Corona-Pandemie lässt deutsche Wirtschaft in ausgeprägte Rezession abgleiten

Deutschland ist durch die sich rasch ausbreitende Coronavirus-Pandemie mit bisher unbekannten Herausforderungen konfrontiert, heißt es im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank. Vor allem das Gesundheitssystem sei gefordert. Die bislang getroffenen Maßnahmen zielten darauf ab, die Infektionszahlen so einzudämmen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Sie werden jedoch nach Auffassung der Bundesbank auch massive wirtschaftliche Auswirkungen haben. Das Abgleiten in eine ausgeprägte Rezession sei nicht zu verhindern. Eine wirtschaftliche Erholung werde erst dann einsetzen, wenn die Pandemiegefahr wirksam eingedämmt sei. Vor diesem Hintergrund sei die konjunkturelle Entwicklung und damit auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt von beispielloser Unsicherheit gekennzeichnet.

Deutsche Wirtschaft startete positiv ins Jahr

Der Jahresbeginn sei für die deutsche Wirtschaft zunächst noch positiv verlaufen. Die zuvor schwache Industriekonjunktur habe sich um die Jahreswende belebt, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Die Industrieproduktion habe kräftig zugelegt und die Auftragslage sich deutlich verbessert. Die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe hätten laut ifo Institut bis in den Februar hinein aufwärts gezeigt. Auch die Binnenkonjunktur sei zu Jahresbeginn intakt geblieben. Darauf hätten die im Januar spürbar gestiegenen Einzelhandelsumsätze und ein kräftiges, von der milden Witterung begüns­tigtes Plus in der Bauwirtschaft hingewiesen. „Dieses Gesamtbild sprach dafür, dass sich die Zweiteilung der deutschen Konjunktur allmählich zurückbildet und sich ihre zuvor sehr schwache Grundtendenz wieder verstärkt“, heißt es im Monatsbericht. „Die Pandemie hat diese Entwicklung aber abrupt unterbrochen.“

Die Bundesbank schätzt den Einfluss der Pandemie auf die deutsche Wirtschaft – zumindest für die kommenden Monate – als gravierend ein. Die meisten Konjunkturindikatoren seien erhoben worden, bevor sich die gesundheitliche Lage weltweit zuspitzte und spiegelten damit noch den Stand vor dem Pandemie-Ausbruch wider. Aktuelle Umfragen deuteten jedoch darauf hin, dass die deutschen Unternehmen inzwischen erheblich unter den Folgen der Pandemie leiden. „Voraussichtlich werden die Auswirkungen der Pandemie die Wirtschaftsleistung mindestens in der ersten Jahreshälfte massiv beeinträchtigen“, so die Expertinnen und Experten. Die wirtschaftliche Aktivität werde wohl in vielen Sektoren erheblich zurückgehen, dies habe wahrscheinlich eine empfindliche gesamtwirtschaftliche Unterauslastung zur Folge.

Vielschichtige Beeinträchtigungen der deutschen Wirtschaft

Die Pandemie und die zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen würden die deutsche Wirtschaft über verschiedene Kanäle treffen, so die Fachleute. Zunächst zeigten sich direkte wirtschaftliche Folgen in Deutschland selbst. Hier seien voraussichtlich eher binnenwirtschaftlich orientierte, konsumnahe Dienstleistungsbranchen am stärksten betroffen. Das Gastgewerbe, die Unterhaltungsbranche aber auch Messebetriebe und Luftfahrtunternehmen dürften besonders stark unter der sinkenden Nachfrage und vorsorglichen Schließungen leiden, schätzt die Bundesbank.

Daneben wären auch andere Unternehmen von potenziellem Arbeits- und Umsatzausfall infolge von Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen, wie etwa den Schul- und Kindergartenschließungen, beeinträchtigt. Hinzu kämen Ausstrahleffekte aus dem Ausland, welche vor allem die Exportwirtschaft und damit die Industrie träfen. Außerdem drohten aufgrund der gedrosselten Produktion in besonders betroffenen Ländern Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten. Dies könne auch in Deutschland zu Produktionsengpässen führen, selbst wenn die Nachfrage nach den zu produzierenden Gütern noch vorhanden sein sollte. „All diese aufgeführten Beeinträchtigungen können negative Vertrauens- und Zweitrundeneffekte im Inland auslösen“, so die Bundesbank.

Ergriffene geld- und finanzpolitische Maßnahmen und ausgebautes Sozialsystem schaffen Vertrauen

Diesen Folgewirkungen stünden jedoch zu einem gewissen Grad das ausgebaute Sozialsystem in Deutschland, die vom Eurosystem beschlossenen geldpolitischen Stützungsmaßnahmen sowie die von der Bundesregierung ergriffenen fiskalischen Maßnahmen entgegen. Sie stützten die verfügbaren Einkommen von Beschäftigten und die Zahlungsfähigkeit betroffener Unternehmen. Zudem schafften sie Vertrauen, dass die wirtschaftlichen Folgen der Krise für die Gesellschaft, die Gesamtwirtschaft und jeden Einzelnen beherrscht werden könnten. Darüber hinaus habe die Bundesregierung weitere konjunkturstimulierende Maßnahmen angekündigt, sollte sich die Konjunkturschwäche verfestigen. „Die deutschen Staatsfinanzen sind hierfür gut aufgestellt“, schreibt die Bundesbank.