Autotransport mit dem Güterzug ©EKH-Pictures / Adobe Stock

Deutsche Wirtschaft im dritten Quartal wohl etwas geschrumpft

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im dritten Quartal 2023 etwas geschrumpft sein, heißt es im jüngsten Monatsbericht. Gebremst wurde die deutsche Wirtschaft demnach von mehreren Faktoren: So war die Auslandsnachfrage nach Industrieprodukten weiterhin schwach. Zudem bremsten die gestiegenen Finanzierungskosten die Investitionen, was die inländische Nachfrage vor allem im Bau, aber auch in der Industrie drückte. Die bestehenden Auftragspolster federten dies nur teilweise ab, schreiben die Fachleute. Zwar stieg die Industrieproduktion im August saisonbereinigt etwas gegenüber dem Vormonat, im Mittel von Juli und August ging sie jedoch gegenüber dem Vorquartal deutlich zurück. Besonders kräftig sank die Produktion von Kraftfahrzeugen. Laut Umfragen des ifo Instituts klagte die Branche über anhaltende Engpässe bei Vorprodukten sowie zunehmend über einen Nachfragemangel. Letzteres galt auch für die Industrie insgesamt.

Produktion im Bauhauptgewerbe sinkt deutlich

Gestiegene Finanzierungskosten sowie die hohen Baukosten drücken die Nachfrage nach Bauleistungen bereits seit einiger Zeit – vor allem im Wohnungsbau. So lag die Anzahl der Baugenehmigungen zuletzt beträchtlich unter ihrem Höchststand vom ersten Quartal 2022. Auch der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe unterschritt im Juli sein letztes Hoch vom vierten Quartal 2021 erheblich. Er lag allerdings schon wieder deutlich höher als zu seinem letzten Tiefpunkt im ersten Quartal 2023. Gemäß Umfragen des ifo Instituts haben die Unternehmen im Bauhauptgewerbe dennoch verstärkt mit Auftragsmangel und Stornierungen zu kämpfen, heißt es im Monatsbericht.

Schwache Umsätze im Einzelhandel und Gastgewerbe

Rückenwind erhielt die deutsche Wirtschaft zwar von dem nach wie vor robusten Arbeitsmarkt und kräftigen Lohnsteigerungen bei nachlassender Inflation, schreiben die Fachleute. Die schwachen realen Umsätze im Einzelhandel und Gastgewerbe deuteten jedoch darauf hin, dass die privaten Haushalte die zusätzlichen Mittel noch nicht für höhere Konsumausgaben nutzten, sondern eher sparten. Dies zeige sich auch in entsprechenden Umfragen des Marktforschungsinstituts GfK. Die Schwäche der Industrie und des privaten Konsums bremste zudem auch viele Dienstleistungsbereiche.

Arbeitslosigkeit kaum erhöht

Der Arbeitsmarkt übt – wie schon in den vergangenen Monaten – eine stabilisierende Wirkung auf die deutsche Wirtschaft aus, schreiben die Fachleute. Trotz eingetrübter Stimmung bei den kurzfristigen Einstellungsplänen, erhöhte sich die Erwerbstätigkeit im August um 35.000 Personen gegenüber Juli. Insbesondere in Sektoren wie Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung und Erziehung, öffentlicher Dienst und Energie- und Wasserversorgung dürften mehr Personen eingestellt worden sein. Weniger positiv zeigte sich laut Bundesbank das Bild in den stärker konjunkturellen Einflüssen ausgesetzten Branchen, wie dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe, dem Logistikbereich und dem Handel.

Inflationsrate fällt spürbar – vor allem, da zuvor stützende Sondereffekte entfielen

Die Verbraucherpreise in Deutschland, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), stiegen im September gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Energie und Nahrungsmittel verteuerten sich moderat, Dienstleistungen dagegen weiterhin überdurchschnittlich. Gegenüber dem Vorjahr sank die HVPI-Rate merklich von noch 6,4 Prozent im August auf 4,3 Prozent. Dabei sind jedoch rund 1¾ Prozentpunkte auf nun entfallende und zuvor stützende Sondereffekte, beispielsweise aufgrund vorübergehender Politikmaßnahmen wie dem „Tankrabatt“ und dem „9-Euro-Ticket“ im vergangenen Jahr, zurückzuführen. „In den kommenden Monaten sollte sich die Inflationsrate […] insgesamt etwas weiter abschwächen, schreiben die Expertinnen und Experten.