IWF: Deutschland ist Wachstumsmotor im Euroraum

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Deutschland als einen "Wachstumsmotor im Euroraum". Dazu trügen vor allem die robuste heimische Nachfrage sowie die steigende Beschäftigung bei, so die Fachleute des IWF nach Abschluss der sogenannten Artikel-IV-Konsultation 2017 mit Deutschland.

Bei den jährlichen Konsultationen überprüft der IWF die Finanz- und Wirtschaftspolitik seiner Mitgliedstaaten. Die rechtliche Grundlage dafür ist durch Artikel IV des Übereinkommens über den IWF gegeben.

Fiskalische Spielräume nutzen

Mittel- bis langfristig sieht der IWF aber auch Risiken. So könnten die weltweiten Anti-Globalisierungstendenzen die Wachstumsperspektive Deutschlands schwächen. Darüber hinaus seien mangelnde Reformbemühungen im Euroraum und der demografische Wandel eine Gefahr für das langfristige Wachstum.

Die IWF-Fachleute kritisieren den hohen Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands. Dieser sei zwischen 2015 und 2016 nur leicht von 8,6 auf 8,3 Prozent zurückgegangen. Um den Überschuss zu reduzieren, empfiehlt das IWF-Exekutivdirektorium, vorhandene fiskalische Spielräume stärker zu nutzen. So solle Deutschland mehr in den Infrastrukturausbau investieren und administrative Hürden abbauen, insbesondere bei öffentlichen Investitionen. Der IWF regt darüber hinaus an, Betreuungsangebote für Kinder auszubauen, die Integration von Flüchtlingen zu fördern sowie die Besteuerung von Arbeit zu reduzieren.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels schlägt der IWF eine Anhebung des effektiven Renteneintrittsalters vor. Damit könne das Wachstumspotential erhöht, die Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge verringert und letztlich auch der Leistungsbilanzüberschuss reduziert werden.

Steigendes Lohn- und Preisniveau

Für dieses Jahr prognostizieren die IWF-Fachleute ein Wachstum von 1,8 Prozent. 2018 rechnen sie mit einem Plus von 1,6 Prozent. Haupttreiber des privaten Konsums seien die wachsende Beschäftigung und die derzeit lockere Geldpolitik im Euroraum. Andererseits wirkten steigende Energiekosten hemmend auf den Konsum. Ein steigendes Lohn- und Preisniveau in Deutschland trage dazu bei, dass die Inflation im gesamten Euroraum steige. Das könne auch eine Normalisierung der Geldpolitik fördern, so das IWF-Exekutivdirektorium.

Der IWF stellt außerdem fest, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland stabil geblieben sei. Als Grund dafür nennen die Expertinnen und Experten das steigende Beschäftigungsniveau und ein gut entwickeltes Umverteilungssystem. Gleichzeitig warnt der Fonds vor einem steigenden relativen Armutsrisiko. Hier müssten Reformmaßnahmen weiter im Blick behalten und die Errungenschaften vergangener Arbeitsmarkreformen erhalten werden, mahnt der IWF.

Trotz des raschen Preisanstiegs beurteilt das IWF-Exekutivdirektorium die Preise für Wohnimmobilien als insgesamt erschwinglich. Wachsende regionale Preisunterschiede und einige Brennpunkte erforderten aber eine genaue Beobachtung. Der IWF begrüßt die Einführung zusätzlicher makroprudenzieller Instrumente für den Immobilienmarkt und regt an, die Eingriffsmöglichkeiten der öffentlichen Hand weiter zu stärken.

Artikel-IV-Konsultationen

Die Bundesbank nimmt gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen die Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr. Sie kooperiert mit dem IWF bei dessen Überwachung der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik im Rahmen der Artikel-IV-Konsultationen. Diese finden ihren Abschluss mit der Erörterung des IWF-Berichts durch das Exekutivdirektorium des Fonds.