Johannes Beermann ©Frank Rumpenhorst

Johannes Beermann: Umfangreiche Krisenvorsorge stellt Bargeldversorgung sicher

Die Bundesbankfilialen können auch in Not- und Krisenfällen jederzeit Bargeld auszahlen, sagte Bundesbankvorstand Johannes Beermann bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Aktuell rechne die Bundesbank nicht mit Vorkommnissen wie Stromausfällen in einer Energiemangellage. Laut Beermann, der im Vorstand für Bargeld zuständig ist, sei die Bundesbank aufgrund ihrer umfangreichen Risikovorsorgemaßnahmen aber für solche Fälle gut aufgestellt. Dies sei aber nicht der einzige Faktor: „Die gemeinsame Bewältigung von Not- und Krisenfällen im inländischen Bargeldkreislauf im Zusammenspiel mit allen Marktakteuren ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Krisenvorsorge“, sagte das Vorstandsmitglied. Da Bargeld das einzige Zahlungsmittel sei, das in Notfällen auch ohne technische Hilfsmittel funktioniere, sei seine Ausfallsicherheit sehr wichtig für die Grundversorgung der Bevölkerung. Der hohe Stellenwert von Bargeld in Krisenzeiten habe sich zuletzt zu Beginn der Corona-Pandemie gezeigt. Erhebungen der Bundesbank zufolge ist die Bargeldnachfrage im März und April 2020 um mehr als das Vierfache gestiegen.

Vorsorgemaßnahmen der Bundesbank

Laut Beermann sorge das flächendeckende Filialnetz der Bundesbank von insgesamt 31 Filialen in ganz Deutschland dafür, dass Bargeld stets in ausreichender Menge und hoher Qualität zur Verfügung gestellt werden könne. Dafür stehe beispielhaft die neue Filiale der Bundesbank in Dortmund. Darüber hinaus habe die Bundesbank zur Absicherung des baren Zahlungsverkehrs umfangreiche Vorsorgemaßnahmen getroffen. Als Beispiele führte Beermann an, dass es erprobte Ausfallverfahren für alle wichtigen IT-Systeme sowie Konzepte zur Sicherstellung der internen Bargeldlogistik gebe. Außerdem seien in den Filialen ausreichend hohe Bestände vorhanden, mit denen die Bundesbank jederzeit auf einen krisenbedingten Anstieg der Bargeldnachfrage vorbereitet sei. „Vor diesem Hintergrund gibt es seitens der Bundesbank auch keinerlei Überlegungen, Bargeldabhebungen im Falle einer Krise zu beschränken“, versicherte Beermann.

Die Maßnahmen griffen auch im Hinblick auf mögliche Energiemangellagen, so das Vorstandsmitglied weiter. Um die Arbeitsfähigkeit bei Stromausfällen aufrecht erhalten zu können, gebe es eine ausreichende Notstromversorgung der Zentrale und sämtlicher Filialen. Aus Sicht der Bundesnetzagentur sei die Bundesbank außerdem Teil der kritischen Infrastruktur und würde etwa in Notfällen vorrangig mit Strom versorgt werden. Beermann zufolge prüfe die Bundesbank weiterhin ihre eigene Energieversorgung sowie Einsparmaßnahmen.

Zusammenspiel ist erforderlich

Trotz der Maßnahmen im eigenen Bereich könne die Bundesbank die unmittelbare Bargeldversorgung der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht alleine sicherstellen, so Beermann. „Die großflächige Verteilung der Banknoten obliegt in Deutschland der Kreditwirtschaft und den von ihr beauftragten privaten Wertdienstleistern“, erklärte das Vorstandsmitglied. Aus diesem Grund habe die Bundesbank zusammen mit den wichtigsten Bargeldakteuren ein gemeinsames Kommunikationsnetzwerk für Not- und Krisenfälle aufgebaut. Dieses definiere einheitliche Kommunikationsstrukturen und umfasse alle notwendigen Ansprechpartner: „Im Fall der Fälle können so schnell und gezielt Informationen über die aktuelle Lage ausgetauscht und das weitere Vorgehen abgestimmt werden“, sagte er.

Die Bundesbank untersuche stets neue Möglichkeiten, um die Vernetzung der individuellen Krisenvorsorge zwischen den einzelnen Bargeldakteuren weiter zu verbessern. In diesem Rahmen vertieft laut Beermann die Bundesbank ihre Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Hierbei wird insbesondere auch die Frage untersucht, wie die ‚letzte Meile‘ der Bargeldversorgung zum Verbraucher im Notfall gesichert werden kann“, sagte der Vorstand. Über diese Zusammenarbeit hinaus seien die individuelle Krisenplanungen aller Bargeldakteure, vor allem die der einzelnen Geschäftsbanken, von großer Bedeutung, betonte Beermann.