Joachim Nagel spricht auf der Ausstellungseröffnung "Ortswechsel" im Museum Giersch ©Nils Thies

Nagel: Kunstausstellung „Ortswechsel“ verspricht neue Sichtweisen

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat die Kunstausstellung „Ortswechsel. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität“ (MGGU) in Frankfurt am Main feierlich eröffnet. „Zum ersten Mal zeigen wir eine so repräsentative und umfangreiche Auswahl unserer Sammlung außerhalb der Bundesbank“, sagte er bei seiner Rede. Mit einer Auswahl von rund 85 Kunstwerken gibt die Ausstellung im MGGU einen markanten Überblick über die Sammlung der deutschen Zentralbank von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart. Darunter sind Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Georg Baselitz, Rupprecht Geiger, Isa Genzken, Katharina Grosse, Ernst Wilhelm Nay und Jorinde Voigt. Die Ausstellung ist bis zum 8. Januar 2023 geöffnet.

 Kunst gehört wie selbstverständlich dazu

Der Titel „Ortswechsel“ sei nicht nur räumlich zu verstehen, so Nagel weiter. „Er verspricht auch neue Sichtweisen.“ Denn in der Museumsvilla treten die Werke ganz anders in Erscheinung und in Dialog zueinander als in der modernistischen Architektur des Haupthauses der Bundesbank. In den Räumlichkeiten der Bundesbank gehöre die Kunst durch die stetige Begegnung wie selbstverständlich dazu, sagte Nagel. So gebe es immer wieder Momente, in denen ein Kunstwerk den Blick tatsächlich einfange. Das rege dann oft zu interessanten Gesprächen an und biete die Gelegenheit, über den Tellerrand der Arbeit hinauszuschauen. Wie viele Kolleginnen und Kollegen habe auch er sich für die Ausstellung „Ortswechsel“ vorübergehend von einem Kunstwerk aus seinem Büro getrennt – von dem Gemälde „Lidl“ von Jörg Immendorff. „Es begleitete mich schon in meiner ersten Zeit im Vorstand der Bundesbank. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es nach meiner Rückkehr zur Bank wieder bei mir aufgehängt wurde“, sagte der Bundesbankpräsident. Der Umgang der Beschäftigten mit der Kunst sei auch Teil der Ausstellung im MGGU. In einem eigens für die Ausstellung produzierten Kurzfilm sprechen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Kunstwerke, zu denen sie einen individuellen Zugang gefunden haben.

Die Ausstellung im MGGU

In den Räumen des MGGU lässt die thematische Gliederung der Kunstwerke nun ungewöhnliche Dialoge und Spannungsfelder entstehen. Themen wie „Fortführung des Gestischen“, „Farbe absolut“ oder „Geschichte und Geschichten“ werfen durch die Konfrontation von zeitgenössischen und historischen künstlerischen Positionen überraschende Schlaglichter auf die Werke: Eine Arbeit von Anne Imhof mit gestischen Kratzern im Acryllack auf Aluminium trifft auf die „Übermalungen“ Arnulf Rainers. Rupprecht Geigers leuchtend rotes Farbfeld begegnet den ironisch konnotierten Arbeiten Monika Baers. In ihrer Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte steht Anselm Kiefers archaisierende Bildwelt den konzeptuellen Fotografien von Annette Kelm gegenüber. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich auf diese Dialoge einzulassen und selbst miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Museum präsentiert zudem zwei eigens für die Ausstellung konzipierte Räume mit neuen Arbeiten von Michael Riedel und Frauke Dannert – beide sind ebenfalls in der Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank vertreten. Auf den „Ortswechsel“ der Kunst nehmen schließlich zahlreiche Fotografien Bezug. Sie zeigen die Kunst im Kontext der Büros, Flure und Besprechungsräume der Bundesbank.

Die Kunstsammlung der Bundesbank

Wie viele Zentralbanken hat die Bundesbank eine Kunstsammlung aufgebaut. Laut Nagel steht dabei im Mittelpunkt das gesellschaftliche Engagement. „Als öffentliche Institution fühlen wir uns der Kunst und der Kultur in unseren jeweiligen Ländern verpflichtet und wollen sie fördern.“ Seit inzwischen über 60 Jahren bereichere die Sammlung die Arbeitsumgebung der Bundesbank und sei so Teil ihrer Identität geworden.

Die Anfänge der mittlerweile mehrere Tausend Werke zählenden Sammlung, die deutschlandweit über die verschiedenen Standorte der Bundesbank verteilt ist, liegen in den 1950er Jahren und dem Erwerb junger informeller Positionen wie Karl Otto Götz oder Heinz Kreutz. In den folgenden Dekaden wurde die Sammlung nach und nach durch aktuelle Positionen erweitert. Der Erwerb von Malerei, Grafik- und Papierarbeiten, Skulpturen wie auch vereinzelt Fotografien spiegelt auch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wider: Die Sammlungstätigkeit fokussiert sich auf Kunst aus dem deutschsprachigen Raum; nach der Wiedervereinigung 1990 kamen dezidiert Künstlerinnen und Künstler aus den ostdeutschen Bundesländern hinzu.