April-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

Die deutschen Kreditinstitute haben ihre Kreditangebotspolitik in den drei erfragten Geschäftsbereichen (Firmenkundenkredite, private Wohnungsbaukredite und Konsumentenkredite) im Anfangsquartal 2016 unterschiedlich angepasst. Das ergab die jüngste Umfrage zum Kreditgeschäft unter den in Deutschland ansässigen befragten Banken.

Insgesamt leichter wurde die Kreditaufnahme für Unternehmen. So wurden die Kreditvergabestandards im Firmenkundengeschäft per saldo etwas gelockert. Daneben verringerten die Kreditinstitute die Margen insbesondere für durchschnittlich riskante Ausleihungen. Im Geschäft mit den privaten Haushalten zeigten sich die Banken bei der Mittelbereitstellung für den Wohnungsbau dagegen restriktiver. Vor dem Hintergrund des Inkrafttretens des Gesetzes zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie und zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften per 21. März 2016 strafften die Institute ihre Vergabestandards unterm Strich deutlich. Bei den Margen sahen die befragten Banken hingegen insgesamt nur geringfügigen Anpassungsbedarf. Per saldo nahezu unverändert blieben die Vergabestandards im Konsumentenkreditgeschäft. Gleichzeitig kam es in diesem Geschäftsfeld zu einer Ausweitung der Margen bei Ausleihungen an durchschnittliche Bonitäten.

Die Nachfrage nach Krediten nahm gemäß den Angaben der deutschen Banken wie schon in den letzten drei Umfragen zuvor in allen erfragten Geschäftsbereichen zu. Allerdings entwickelte sich der Mittelbedarf vonseiten der Unternehmen nicht mehr ganz so dynamisch wie noch im vorherigen Quartal. Im Quartalsvergleich beschleunigt zeigte sich dagegen die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnungsbaukrediten, die im Vorquartal nur noch geringfügig zugenommen hatte. Bei den Konsumentenkrediten blieb der Nachfrageanstieg im Vergleich zum Schlussquartal 2015 nahezu unverändert.

Die April-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Niveaus der Kreditstandards, zu den Auswirkungen des erweiterten Programms des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten sowie zu den Folgen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität des Eurosystems für das Kreditgeschäft. Wie bereits im Vorquartal berichteten die deutschen Banken, dass sich ihre Refinanzierungssituation vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten noch einmal leicht verbessert habe. Gemessen am Mittelpunkt der Bandbreite der seit dem zweiten Quartal 2010 implementierten Richtlinien befinden sich die Standards im Firmenkunden- und Konsumentenkreditgeschäft derzeit auf durchschnittlichem Niveau, während sie im Bereich der Wohnungsbaukredite etwas straffer sind als der Referenzwert. Das erweiterte Ankaufprogramm des Eurosystems verbesserte laut Bankangaben einerseits ihre Liquiditätsposition sowie ihre Finanzierungsbedingungen. Die Liquiditätserhöhung, die unter anderem für die Kreditvergabe genutzt wurde, resultierte dabei fast ausschließlich daraus, dass die Bankkunden Portfolioumschichtungen zugunsten von Bankeinlagen vornahmen, und nicht aus bankeigenen Verkäufen von Wertpapieren. Andererseits berichteten die befragten deutschen Banken in der Breite, dass das Ankaufprogramm Druck auf ihre Nettozinsmargen ausübe und dadurch ihre Ertragslage belaste. Auch der negative Zinssatz der Einlagefazilität hat in den letzten sechs Monaten erheblich zu einem Rückgang der Nettozinserträge der Banken beigetragen. Infolge des negativen Einlagesatzes sanken sowohl die Kreditzinsen als auch die Margen in allen erfragten Geschäftsbereichen, während das Kreditvolumen an private Haushalte leicht zunahm.

Gemäß den über den gesamten Euro-Raum aggregierten Ergebnissen des Bank Lending Survey sind die Vergabestandards der europäischen Institute im Firmenkundengeschäft leicht und im Konsumentenkreditgeschäft marginal gelockert worden. Geringfügig gestrafft wurden hingegen die Standards im Bereich der privaten Wohnungsbaufinanzierung.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten legte nach Einschätzung der im Währungsgebiet befragten Institute im ersten Quartal 2016 spürbar zu, allerdings fiel der Anstieg etwas gedämpfter als noch im Vorquartal aus. Auch im Geschäft mit privaten Haushalten vermeldeten die befragten Institute einen Nachfrageanstieg. Dieser war im Bereich privater Baufinanzierungen ausgeprägter als im Konsumentenkreditgeschäft.

Im Euro-Raum entwickelte sich die Refinanzierungssituation der befragten Banken bei den einzelnen erfragten Refinanzierungsinstrumenten im Anfangsquartal 2016 unterschiedlich. Während sich unter anderem der Zugang zum Markt für Bankschuldverschreibungen verschlechterte, berichteten die im Verbriefungsgeschäft tätigen Institute von einer Verbesserung. Im Vergleich zum Mittelpunkt der Bandbreite ihrer seit dem Frühjahr 2010 angewandten Kreditstandards beurteilten die europäischen Banken das derzeitige Niveau ihrer Kreditstandards im Firmenkundengeschäft als ähnlich restriktiv und im Geschäft mit den privaten Haushalten als etwas restriktiver. Das erweiterte Ankaufprogramm stieß in den vergangenen sechs Monaten im Euro-Raum auf etwas stärkeres Interesse als in Deutschland. Ähnlich wie in Deutschland verbesserten sich im Zuge des Programms die Liquiditätsposition und die Finanzierungsbedingungen der Banken im Euro-Raum. Gleichzeitig meldeten nun auch die europäischen Institute eine Belastung ihrer Ertragslage. Die gewonnene Liquidität wollen die teilnehmenden Banken des Währungsgebiets laut eigenen Angaben in erster Linie zur Kreditvergabe verwenden. Die Antworten der europäischen Banken auf die Frage nach den Auswirkungen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität fielen im Ergebnis ähnlich aus wie die der deutschen Institute. Auch im Euro-Raum trug der Negativzins der Einlagefazilität zu einem erheblichen Rückgang der Nettozinserträge und der Kreditzinsen in den drei Kreditsegmenten in den letzten sechs Monaten bei. Einzig bei den Kreditnebenkosten gaben die europäischen Banken anders als ihre deutschen Wettbewerber an, dass diese in den vergangenen sechs Monaten zur Ertragsstabilisierung erhöht wurden.