Bundesbankpräsident Jens Weidmann besucht ČNB

Der Präsident der Deutschen Bundesbank Jens Weidmann war am Mittwoch bei der Česká Národní Banka (ČNB) zu Gast. Die zentralen Themen des informellen Treffens mit dem Gouverneur der tschechischen Notenbank Jiří Rusnok und weiteren Mitgliedern des Bankrats waren die Einschätzung der tschechischen Wirtschaft mit Blick von außen sowie die Lage der deutschen Wirtschaft. Erörtert wurde auch die Zukunft des Euroraums und der Bankenunion.

"Wir haben auf vielen Gebieten Gemeinsamkeiten mit Präsident Weidmann festgestellt", sagte Gouverneur Rusnok nach dem Treffen. "So sind wir uns beispielsweise einig, dass die gegenwärtige Aufschwungphase der perfekte Zeitpunkt ist, um notwendige Reformen umzusetzen – und zwar nicht nur in unseren beiden Volkswirtschaften, sondern auch auf Ebene des Euroraums, dessen langfristiger Wohlstand sowohl für Deutschland als auch für die Tschechische Republik von entscheidender Bedeutung ist." Außerdem würden beide Seiten die Zunahme protektionistischer Maßnahmen in den Handelsbeziehungen zwischen den wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt als das bedeutendste globale Risiko erachten. "Diese Entwicklung ist besorgniserregend, zumal sich einige Volkswirtschaften noch immer nicht vollständig von den Folgen der Finanzkrise erholt haben."

Einigkeit herrschte auch darüber, dass eine hohe Staatsverschuldung den finanzpolitischen Handlungsspielraum begrenzt. Präsident Weidmann betonte, dass sich Staatsausgaben im Falle eines hohen öffentlichen Schuldenstands nur schwer in Investitionen lenken lassen, außerdem werde die Widerstandskraft der Wirtschaft geschwächt und die Unsicherheit nehme zu, was auf lange Sicht das Wirtschaftswachstum dämpfen dürfte. "Wir haben uns nachdrücklich für eine Stärkung der Währungsunion durch weitere institutionelle Reformen ausgesprochen, zugleich aber bekräftigt, dass erfolgversprechende Reformen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Handeln und Haften ausgerichtet sein müssen", führte er weiter aus.

Im Anschluss an das Treffen der Vertreter der beiden Zentralbanken stand eine Besichtigung der Prager Altstadt auf dem Programm. Am Abend nahm Präsident Weidmann an einem von der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer organisierten Abendessen mit Vertretern deutscher Unternehmen mit Sitz in der Tschechischen Republik teil.

Weidmann war erstmals während seiner Amtszeit bei der tschechischen Nationalbank zu Gast und ist damit der fünfte Bundesbankpräsident, der die ČNB besucht hat.