Devisenhandel und Geschäfte in Derivaten in Deutschland mit deutlichem Geschäftszuwachs

Der Handelsplatz Deutschland verzeichnet ein kräftiges Wachstum im Devisenhandel und dem Geschäft mit Derivaten. Das ergibt die aktuelle Erhebung über Devisenhandelsumsätze und Geschäfte in Derivaten. Die Umfrage wurde im April 2022 in allen weltweit wichtigen Finanzzentren von Notenbanken in 52 Ländern in Abstimmung mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) durchgeführt. Ursächlich für das Wachstum sind vor allem Geschäftsverlagerungen aus Großbritannien nach Deutschland im Zusammenhang mit dem Brexit. Die Umsätze im Devisenhandel haben sich in Deutschland im Vergleich zum Jahr 2019 um nahezu die Hälfte und im internationalen Vergleich überdurchschnittlich erhöht. Die Geschäfte mit Zinsderivaten sind entgegen dem internationalen Trend ebenfalls stark gestiegen. Im Euroraum nimmt Deutschland zusammen mit Frankreich im Devisenhandel und im OTC-Handel mit zinsbezogenen Derivaten eine führende Rolle ein.   

Devisenhandelsumsätze in Deutschland

Nach der Bereinigung doppelt erfasster Geschäfte zwischen inländischen Berichtsinstituten meldeten die teilnehmenden Banken für den Berichtsmonat April 2022 Umsätze von insgesamt 3,5 Billionen US-Dollar im Devisenkassa- und -terminhandel. Der durchschnittliche Tagesumsatz bei 19 Ge­schäftstagen im April 2022 betrug 184 Milliarden US-Dollar. Hiervon entfielen knapp 70 Prozent (127 Milliarden US-Dollar) auf Devisenswapgeschäfte, rund 20 Prozent (38 Milliarden US-Dollar) auf Kassa- und der Rest auf sonstige Termingeschäfte (Outright Forwards, Währungsswaps und Devisenoptionen).

Im Vergleich zur vergangenen Erhebung vom April 2019 ist das tägliche Handelsvolumen um 47 Prozent gestiegen. Der Grund hierfür liegt vor allem in der Verlagerung von Geschäften nach Deutschland infolge von Umstrukturierungen innerhalb einiger Bankkonzerne aufgrund des Brexit. Während sich das Geschäft in Devisenswaps um 32 Prozent erhöhte, haben sich die Umsätze im Kassageschäft nahezu verdoppelt. Der Umsatz in den übrigen Termingeschäften verharrte insgesamt auf niedrigem Niveau.

Hinsichtlich der Struktur der gehandelten Währungen in Deutschland zeigten sich im Vergleich zum April 2019 keine wesentlichen Veränderungen. Der Umsatzanteil des Euro betrug 71 Prozent im April 2022. Die Kombination Euro/US-Dollar blieb ebenfalls stabil bei 47 Prozent der Geschäfte, genauso wie der Anteil der Transaktionen in der Kombination Euro gegen andere Währungen in Höhe von 24 Prozent. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zwischen den Berichtsmonaten April 2019 und April 2022 der Wert des Euro zum US-Dollar rund 4 Prozent verloren hat, was bei der Umrechnung dieser Devisenhandelsgeschäfte zu geringeren Werten in US-Dollar führt. Der Anteil der Geschäfte in US-Dollar gegen andere Währungen stieg um 2 Prozentpunkte auf 28 Prozent der Umsätze. Mit leicht erhöhten 86 Prozent wurden Devisenhandelsumsätze überwiegend mit Geschäftspartnern im Ausland erzielt.

OTC-Handel mit zinsbezogenen Derivaten in Deutschland

Im Rahmen der Erhebung über den OTC-Handel mit zinsbezogenen Derivaten berichteten die Banken auch über ihr außerbörsliches Geschäft mit Zinsswaps, Zinsoptionen und Forward Rate Agreements im April 2022. Die Umsätze von zinsbezogenen Instrumenten sind im Vergleich zum April 2019 von 1,1 Billionen US-Dollar beachtlich stark auf 5,2 Billionen US-Dollar (Nominalwert) gestiegen. Maßgeblich für die Veränderung der deutschen Zahlen ist der erhebliche Zuwachs der Zinsswaps, deren Umsätze sich von 496 Milliarden US-Dollar im April 2019 auf 4,0 Billionen US-Dollar im April 2022 fast verachtfachten. Hierbei haben ebenfalls Geschäftsverlagerungen nach Deutschland sowie Neugründungen im Zusammenhang mit dem Brexit eine wesentliche Rolle gespielt. Mit ausländischen Kontrahenten wurden 90 Prozent der Umsätze der zinsbezogenen Derivate abgeschlossen, was in etwa dem Vergleichswert aus dem April 2019 entspricht.

Gesamtergebnisse für alle Länder

Die Erhebung wird in dreijährigem Turnus durchgeführt und hat zum Ziel, umfassende und international vergleichbare Daten über Umfang und Struktur der globalen Devisenmärkte bereitzustellen. Sie trägt damit zum besseren Verständnis der internationalen Zusammenhänge an den Finanzmärkten bei. Die Ergebnisse für Deutschland hat die Bundesbank aus den Daten von 37 Banken zusammengestellt, auf die sich rund 95 Prozent dieser Geschäfte im Inland konzentrieren.

Die BIZ gibt heute gleichzeitig mit allen teilnehmenden nationalen Zentralbanken eine Mitteilung über die zusammengefassten Erhebungsergebnisse aus allen beteiligten Ländern heraus. Doppelerfassungen von grenzüberschreitenden Geschäftsabschlüssen werden dabei herausgerechnet, um das Geschäftsvolumen des internationalen Devisenhandels und der Geschäfte in Derivaten überschneidungsfrei abzubilden.