Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2016

Leistungsbilanzüberschuss vermindert

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im August 2016 einen Überschuss von 17,9 Mrd €. Das Ergebnis lag um 2,3 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Ursächlich dafür war die Ausweitung des Defizits im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen. Der Aktivsaldo im Warenhandel verbesserte sich zwar, konnte dies jedoch nicht ausgleichen.

Der Überschuss im Warenhandel vergrößerte sich im Vormonatsvergleich um 1,0 Mrd € auf 22,2 Mrd € im August. Ausschlaggebend dafür war die Zunahme der Warenexporte, die vor allem mit dem Anstieg bei den Nettoeinnahmen im Transithandel, aber auch bei den Einkünften im Allgemeinen Warenhandel, in Verbindung stand, während sich die Warenimporte praktisch nicht veränderten.

Bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen weitete sich der Passivsaldo um 3,4 Mrd € auf 4,3 Mrd € im August aus. Dahinter standen Saldenverschlechterungen in allen drei Teilbilanzen. In der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich das Defizit um 1,7 Mrd € auf 5,6 Mrd €. Dazu haben insbesondere saisonbedingt gestiegene Ausgaben im Reiseverkehr beigetragen. Bei den Sekundäreinkommen nahm der Minussaldo um 1,1 Mrd € auf 4,5 Mrd € zu. Zudem gaben die Nettoeinnahmen in der Bilanz der Primäreinkommen um 0,6 Mrd € auf 5,8 Mrd € nach. Maßgeblich hierfür war eine Verminderung der Einnahmen aus Direktinvestitionen, die vor allem mit niedrigeren Erträgen aus Beteiligungskapital zusammenhing. Gedämpft wurde der Rückgang allerdings dadurch, dass die Zahlungen von Dividenden und Erträgen aus Investmentfondsanteilen an Gebietsfremde stärker abnahmen als die entsprechenden Einkünfte aus Kapitalengagements im Ausland.

Wertpapierverkehr nahezu ausgeglichen

Im August kam es zu einer Entspannung an den Finanzmärkten. Die Stimmungslage war von der Erwartung geprägt, dass die negativen Auswirkungen eines möglichen Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union doch geringer ausfallen könnten, als ursprünglich befürchtet, zumal die Bank von England expansive Maßnahmen ergriffen hat. Im Ergebnis schloss der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands in etwa ausgeglichen (+ 0,2 Mrd €), nachdem im Juli noch hohe Netto-Kapitalexporte zu verzeichnen gewesen waren (29,6 Mrd €). Auf der einen Seite erwarben inländische Investoren für 8,5 Mrd € ausländische Wertpapiere. Sie fragten vor allem Aktien (3,5 Mrd €) und Investmentzertifikate (3,4 Mrd €) im Ausland nach. Daneben kauften sie Schuldverschreibungen (1,6 Mrd €), und hier insbesondere Fremdwährungsanleihen. Auf der anderen Seite engagierten sich ausländische Anleger auch wieder in hiesigen Papieren (8,3 Mrd €), nachdem sie sich noch einen Monat zuvor aufgrund von hohen Tilgungen und Ankäufen durch die Bundesbank im Rahmen des APP in größerem Umfang von diesen getrennt hatten (30,4 Mrd €). Ihr Interesse richtete sich dabei in erster Linie auf Schuldverschreibungen (7,5 Mrd €); gefragt waren neben privaten Emissionen auch öffentliche Anleihen, bei denen im August umfangreichere Emissionen erfolgten. Ferner bauten ausländische Anleger ihre Bestände an hiesigen Aktien aus (1,4 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im August zu Netto-Kapitalimporten (2,0 Mrd €), nach Abflüssen im Juli (10,9 Mrd €). Ausschlagend war einerseits, dass inländische Firmen ihr Engagement im Ausland per saldo reduzierten (0,8 Mrd €), nachdem sie einen Monat zuvor dieses noch ausgebaut hatten (6,6 Mrd €). Dabei fand die Verlagerung von finanziellen Mitteln vor allem über den konzerninternen Kreditverkehr, und hier in erster Linie über Handelskredite, statt (7,6 Mrd €). Hingegen weiteten sie ihr Beteiligungskapital im Ausland sogar stärker als im Juli aus (6,9 Mrd €, nach 4,9 Mrd €). Umgekehrt investierten ausländische Unternehmen wieder in Deutschland (1,2 Mrd €), nachdem sie im Juli noch Kapital abgezogen hatten (4,3 Mrd €). Ausschlaggebend für die Kapitalzuflüsse war dabei die Aufstockung des Beteiligungskapitals (1,9 Mrd €).

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im August Netto-Kapitalexporte in Höhe von 13,5 Mrd €. Die Transaktionen der Nichtbanken führten dabei zu Kapitalabflüssen im Umfang von 7,5 Mrd €. Davon entfielen 4,6 Mrd € auf Unternehmen und Privatpersonen, die insbesondere zuvor aufgenommene Finanzkredite im Ausland tilgten. Weitere 2,9 Mrd € entfielen auf den Staat, der vor allem seine Sichtguthaben im Ausland erhöhte. Auch das Bankensystem verzeichnete Kapitalexporte (netto 6,0 Mrd €). Hierfür war in erster Linie die Entwicklung der Bundesbank-Positionen verantwortlich (8,5 Mrd €): So stiegen die Forderungen im Rahmen des Großbetragszahlungs­verkehrs­systems TARGET2 um 17,2 Mrd €; hingegen flossen Gelder über die Erhöhung von Einlagen bei der Bundesbank durch das Ausland zu (8,7 Mrd €). Bei den monetären Finanzinstituten ohne Bundesbank kam es netto zu Kapitalimporten (2,5 Mrd €).

Die Währungsreserven der Bundesbank blieben im August – zu Transaktionswerten gerechnet – nahezu unverändert (+ 0,1 Mrd €).