Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2016
Leistungsbilanzüberschuss kräftig gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2016 einen Überschuss von 18,6 Mrd €. Das Ergebnis lag um 7,7 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand eine Verschlechterung vor allem beim Überschuss im Warenhandel, aber auch beim Passivsaldo im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel verringerte sich im Vormonatsvergleich um 5,8 Mrd € auf 20,9 Mrd € im Juli, da die Warenexporte stärker zurückgingen als die Warenimporte.
Bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen nahm das Defizit um 1,9 Mrd € auf 2,2 Mrd € im Juli zu. Dies hing mit der Ausweitung der Minussalden in der Dienstleistungsbilanz und in der Bilanz der Sekundäreinkommen zusammen, die den Anstieg der Nettoeinnahmen in der Bilanz der Primäreinkommen überwog. Das Defizit in der Dienstleistungsbilanz vergrößerte sich um 1,4 Mrd € auf 4,0 Mrd €. Wesentlich dafür waren höhere Ausgaben im Reiseverkehr sowie geringere Einnahmen aus EDV-Dienstleistungen und aus sonstigen unternehmensbezogenen Diensten. Der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen nahm um 1,2 Mrd € auf 3,4 Mrd € zu, was insbesondere mit niedrigeren Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern Gebietsfremder auf Einkommen und Vermögen sowie vermehrten Zahlungen an den EU-Haushalt in Verbindung stand. Der Überschuss in der Bilanz der Primäreinkommen lag mit 5,2 Mrd € um 0,8 Mrd € über dem Vormonatsstand. Dazu hat vor allem beigetragen, dass die Dividendenzahlungen an Gebietsfremde erneut zurückgingen, nach dem erheblichen Anstieg zuvor.
Mittelabfluss im Wertpapierverkehr
Die Nachwirkungen des Referendums im Vereinigten Königreich sowie die Erwartungen der Marktteilnehmer über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik in den großen Währungsräumen beeinflussten im Juli die Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten. Vor diesem Hintergrund ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands Netto-Kapitalexporte in Höhe von 29,9 Mrd €. Diese Entwicklung war im Ergebnis ausschließlich auf den Verkauf von Wertpapieren durch gebietsfremde Anleger zurückzuführen (30,5 Mrd €). Dabei spielten auch grenzüberschreitende Verkäufe an die Bundesbank im Rahmen des erweiterten Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (expanded Asset Purchase Programme: APP) eine Rolle. Insgesamt gesehen wurden vorwiegend Geldmarktpapiere (13,7 Mrd €) und öffentliche Anleihen (8,8 Mrd €) an Inländer abgegeben. Ausländische Investoren trennten sich zudem von privaten Anleihen (6,6 Mrd €) und von Investmentzertifikaten (1,5 Mrd €). Dagegen kauften sie inländische Aktien in Höhe von 0,2 Mrd €. Gebietsansässige Anleger trennten sich im Juli per saldo in geringem Umfang von ausländischen Wertpapieren (0,6 Mrd €). Dem Verkauf von Geldmarktpapieren (3,1 Mrd €) und Anleihen (1,0 Mrd €) standen Käufe von Aktien (1,8 Mrd €) und Investmentzertifikaten (1,7 Mrd €) gegenüber.
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Juli ebenfalls zu Netto-Kapitalexporten, und zwar in Höhe von 7,6 Mrd €. Für diese Entwicklung war vor allem der Abzug finanzieller Mittel durch gebietsfremde Investoren aus Unternehmen in Deutschland verantwortlich (5,0 Mrd €). Dieser erfolgte ausschließlich durch die Nettotilgung konzerninterner Kredite (6,5 Mrd €). Eine wichtige Rolle spielten hierbei die Handelskredite (4,3 Mrd €). Dagegen stockten ausländische Investoren das Beteiligungskapital in ihren hiesigen Niederlassungen im gleichen Zeitraum um 1,5 Mrd € auf. Gebietsansässige Anleger erhöhten im Juli per saldo ihre Direktinvestitionen im Ausland um 2,6 Mrd €. Dies geschah maßgeblich durch eine Erhöhung des Beteiligungskapitals (4,9 Mrd €). Die konzerninterne Kreditvergabe an Unternehmen im Ausland nahm hingegen ab (2,3 Mrd €). Verantwortlich war der Rückgang bei den Handelskrediten (3,5 Mrd €), der die Zunahme bei den Finanzkrediten (1,3 Mrd €) überwog.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juli zu Kapitalimporten in Höhe von 25,8 Mrd €. Bei den Monetären Finanzinstituten ohne Bundesbank ergaben sich Mittelzuflüsse (16,4 Mrd €). Ihnen standen Netto-Kapitalexporte durch die unverbrieften grenzüberschreitenden Dispositionen von Unternehmen und Privatpersonen (11,0 Mrd €) sowie staatlichen Stellen (3,1 Mrd €) gegenüber. Die Nettoforderungen der Bundesbank gegenüber dem Ausland sanken um 23,5 Mrd €. Dies war in erster Linie auf einen Rückgang des TARGET2-Saldos um 20,8 Mrd € zurückzuführen. Darüber hinaus ließ eine Zunahme der kurzfristigen Einlagen bei der Bundesbank – vorwiegend durch Notenbanken außerhalb des Eurosystems − die Verbindlichkeiten der Bundesbank etwas ansteigen (2,8 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd € zu.