Geldvermögensbildung und Finanzierung in Deutschland im Jahr 2012 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung

Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im Jahr 2012 um knapp 229 Mrd € oder 4,9% gegenüber dem Vorjahresendstand gestiegen und belief sich am Jahresende auf 4 939 Mrd €. Im Umfeld niedriger Zinsen setzte sich der Trend zu liquideren Anlagen dabei über das gesamte Jahr fort. Mit 72 Mrd € entfiel knapp ein Drittel des Anstiegs des Geldvermögens auf Kursgewinne an den Kapitalmärkten. Die Verschuldung der privaten Haushalte nahm mit einem Anstieg von 15 Mrd € stärker zu als in den Vorjahren, insbesondere in Form von Wohnungsbaukrediten. In der Summe erhöhte sich das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im Berichtszeitraum um knapp 214 Mrd € auf 3 373 Mrd €. Dagegen sank das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften gegenüber dem Jahr 2011. Dahinter standen vor allem erhebliche Bewertungsgewinne, durch die vor allem die Verbindlichkeiten – trotz transaktionsbedingter Halbierung der Außenfinanzierung auf 57 Mrd € – ihrem Wert nach deutlich zunahmen.

Private Haushalte: Gestiegene Geldvermögensbildung führt zusammen mit Kursgewinnen zum Anstieg des Geldvermögens, Verschuldung nimmt zu

Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte fiel im Jahr 2012 mit knapp 157 Mrd € nominal so hoch aus wie zuletzt vor 20 Jahren (1993: 159 Mrd €). Mit gut 86 Mrd € fand sie vor allem über Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) statt; die diesbezüglichen Mittelzuflüsse überstiegen den Vorjahreswert von knapp 67 Mrd € deutlich. Darunter verzeichneten vor allem die Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) eine deutliche Zunahme von 102,5 Mrd € (40 Mrd € im Vorjahr). Die Termin- und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefe) hingegen wurden im Jahr 2012 insgesamt um gut 16 Mrd € abgebaut, besonders stark gegen Jahresende; im Vorjahr konnte hier noch eine Zunahme von 26,5 Mrd € verzeichnet werden. Dieser Trend zu liquideren Anlageformen, der zuletzt im Krisenjahr 2009 besonders ausgeprägt war und sich danach wieder umkehrte, nahm im Jahresverlauf erneut spürbar zu. Dies deutet auf eine gestiegene Liquiditätspräferenz hin (Abbildung 1), die sich unter anderem mit dem historisch niedrigen Zinsumfeld sowie der generellen Unsicherheit im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenkrise begründen lassen dürfte.

Grafik zeigt die Liquiditätsprüfung der privaten Haushalte

Die kapitalmarktbasierte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte war im Jahr 2012 uneinheitlich. So verzeichneten festverzinsliche Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapiere) mit einer Rückführung um 17 Mrd € per saldo einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (Abbau um 2 Mrd €). Auch das direkte Engagement in Aktien fiel im Jahr 2012 schwach aus. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum Aktien (einschließlich sonstige Beteiligungen) im Umfang von 0,5 Mrd € abgestoßen, was den ersten Rückgang seit Intensivierung der Krise im Jahr 2008 darstellte. Investmentzertifikate blieben hingegen insgesamt konstant; gekauft wurden vor allem Immobilien- und Rentenfonds, während Aktienfonds per saldo verkauft wurden. Die Ansprüche gegenüber Versicherungen stiegen insgesamt um gut 65 Mrd € und bildeten damit neben den Bankeinlagen den größten Anteil an der Geldvermögensbildung.

Die transaktionsbedingte Zunahme des Geldvermögens wurde von erheblichen Kursgewinnen auf den Kapitalmärkten begleitet, die sich im Jahr 2012 auf 72 Mrd € beliefen und insbesondere auf steigende Aktienkurse zurückzuführen waren. Damit entfällt knapp ein Drittel des Anstiegs des gesamten Geldvermögens im Jahr 2012 auf Bewertungsgewinne. Im Vorjahr hatten dagegen noch Kursverluste im Umfang von rund 92 Mrd € einen stark negativen Einfluss auf das Geldvermögen (Abbildung 2). Insgesamt führten diese Entwicklungen am Jahresende zu einer Erhöhung des Geldvermögens um 4,9% gegenüber dem Vorjahr auf einen Wert von 4 939 Mrd €.

Grafik zeigt die Liquiditätsprüfung der privaten Haushalte

Die Außenfinanzierung der privaten Haushalte nahm gegenüber den Vorjahren spürbar zu. Per saldo wurden Kredite (einschließlich sonstige Verbindlichkeiten) im historisch niedrigen Zinsumfeld in Höhe von 16 Mrd € aufgenommen (2011: knapp 12 Mrd €). Dabei stieg der Anteil der Kredite von inländischen Banken an der gesamten Außenfinanzierung, während jener der Kredite von Nichtbanken (darunter vor allem Versicherungen) rückläufig war. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen um knapp 1% und betrugen zum Ende des Jahres 2012 gut 1 566 Mrd € (2011: 1 551 Mrd €). Das Nettogeldvermögen erhöhte sich im Berichtszeitraum um knapp 214 Mrd € auf 3 373 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, sank um 0,6 Prozentpunkte auf 59,2%.

Nichtfinanzielle Unternehmen: leichter Rückgang bei der Geldvermögensbildung, Außenfinanzierung halbiert

Die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Unternehmen lag im Jahr 2012 bei gut 84 Mrd € und war damit leicht niedriger als im Vorjahr (knapp 88 Mrd €). Dabei stieg die Geldvermögensbildung über Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) abermals und lag bei knapp 19 Mrd €. Der Anstieg konzentrierte sich auf die Sichteinlagen (einschließlich Bargeld), deren Zunahme um knapp 57,5 Mrd € noch einmal deutlich höher ausfiel als im Vorjahr (2011: 38 Mrd €). Termin- und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefe) wurden dagegen per saldo deutlich um 38,5 Mrd € abgebaut. Diese Entwicklung deutet auch bei den Unternehmen auf eine gesteigerte Liquiditätspräferenz hin. Die kapitalmarktbasierte Geldvermögensbildung fiel mit Wertpapierkäufen in Höhe von 26 Mrd € per saldo spürbar geringer aus als im Vorjahr (2011: knapp 45 Mrd €). Rückgänge waren vor allem bei Geldmarktpapieren und Investmentzertifikaten zu verzeichnen – allein Aktien wurden im Umfeld steigender Aktienkurse netto angekauft. Die Mittelzuflüsse bei Handelskrediten und Anzahlungen bewegten sich mit 34 Mrd € auf einem geringeren Niveau als im Vorjahr.

Neben den Transaktionen trugen auch Bewertungsgewinne auf den Kapitalmärkten von rund 184 Mrd € – darunter insbesondere bei Aktien – zum Anstieg des Geldvermögens der nichtfinanziellen Unternehmen bei. Insgesamt stieg es im Jahresverlauf um 8,7% und betrug zum Jahresende gut 3 348 Mrd €.

Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen lag im Jahr 2012 bei rund 57 Mrd € und fiel damit deutlich schwächer aus als im Vorjahr (2011: 116 Mrd €). Dies ist unter anderem auf einen starken Rückgang bei den Krediten zurückzuführen. Waren im Jahr 2011 noch Kredite in Höhe von knapp 36 Mrd € aufgenommen worden, so wurden sie im Jahr 2012 im Umfang von 5 Mrd € getilgt. Hier war besonders bei den von inländischen Banken gewährten Krediten ein Rückgang von knapp 7 Mrd € zu verzeichnen. Die kapitalmarktbasierte Mittelaufnahme legte hingegen spürbar zu und erfolgte vor allem über die Emission festverzinslicher Wertpapiere (einschließlich Geldmarktpapiere). Das Volumen der so aufgenommenen Mittel erreichte mit einer Höhe von knapp 19 Mrd € den höchsten Stand seit dem Jahr 2003 (27 Mrd €). Die Beteiligungsfinanzierung fiel hingegen per saldo mit rund 5 Mrd € so schwach aus wie zuletzt Anfang der neunziger Jahre. Den größten Anteil an der Außenfinanzierung hatten – wie auch im Vorjahr – die Handelskredite mit gut 32 Mrd €.

Zusätzlich zum lediglich schwachen transaktionsbedingten Anstieg ließen mit 276 Mrd € auch deutliche Kursgewinne auf den Kapitalmärkten – etwa für Aktien – die Verbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen ansteigen. Am Ende des Jahres 2012 beliefen sich die Verbindlichkeiten somit auf 4 787 Mrd € (2011: 4 454 Mrd €). Das Nettogeldvermögen war aufgrund der vor allem durch die Kursgewinne gestiegenen Verbindlichkeiten trotz der Halbierung der Außenfinanzierung insgesamt negativ und betrug knapp -1 439 Mrd € (2011: -1 375). Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten Bruttoinlandsprodukt, betrug 66,7% und war damit 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.

Aufgrund von Datenrevisionen sind die in dieser Pressenotiz veröffentlichten Ergebnisse nicht mit den Angaben in früheren Pressenotizen vergleichbar.