Januar-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

  • Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken legten im vierten Quartal 2022 strengere Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an. Die Straffungen begründeten die Banken in allen Kreditsegmenten in erster Linie mit einem ihrer Ansicht nach gestiegenen Kreditrisiko.
  • Auch die Kreditbedingungen wurden in allen drei Kreditsegmenten restriktiver. Dies äußerte sich vor allem in einer Ausweitung der Margen.
  • Die Kreditnachfrage nahm in allen drei Kreditsegmenten ab. Bei den Unternehmenskrediten ging die Nachfrage erstmals seit 2013 zurück. Die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten brach im vierten Quartal so stark ein wie noch nie zuvor seit Einführung des BLS im Jahr 2003.
  • Die NPL-Quote trug laut Angaben der befragten Banken im zweiten Halbjahr 2022 marginal zu einer Straffung ihrer Kreditvergabepolitik im Geschäft mit Unternehmen bei. Für das erste Halbjahr 2023 rechnen die Banken mit einem etwas stärkeren restriktiven Einfluss der NPL-Quote auf ihre Angebotspolitik.
  • Die regulatorischen und aufsichtlichen Anforderungen wirkten sich den Angaben der Banken zufolge im vergangenen Jahr restriktiv auf ihre Kreditrichtlinien und Margen aus. Diese Effekte dürften im Zusammenhang mit der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) angekündigten Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers und der Einführung eines Systemrisikopuffers für den Wohnimmobiliensektor stehen.
  • Die deutschen Banken strafften ihre Kreditrichtlinien im zweiten Halbjahr 2022 in nahezu allen erfragten Wirtschaftssektoren. Strengere Maßstäbe legten sie vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, und hier insbesondere bei energieintensiven Unternehmen, sowie im Immobiliensektor an

Veränderung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Kreditrichtlinien
Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken passten per saldo die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) in allen drei Kreditsegmenten restriktiv an. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen erhöhten, lag bei Unternehmenskrediten bei +19 % (nach +19 % im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei +29 % (nach +39 % im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten bei +25 % (nach +37 % im Vorquartal). Die Banken begründeten die strengeren Anforderungen mit einem nach ihrer Einschätzung erhöhten Kreditrisiko. Relevant hierfür waren im Unternehmensgeschäft vor allem die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage und der Konjunkturaussichten, unter anderem aufgrund des Ukrainekriegs und der steigenden Energiekosten, sowie branchen- und firmenspezifische Faktoren. Bei Wohnungsbaukrediten spielten neben der Eintrübung der allgemeinen Wirtschaftslage die deutlich verschlechterten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt die wichtigste Rolle. Für das erste Quartal 2023 planen die Banken, per saldo ihre Richtlinien in allen drei Kreditsegmenten erneut restriktiv anzupassen. Auch die Kreditbedingungen in der Gesamtbetrachtung (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) wurden in allen drei Kreditsegmenten strenger. Die Anpassungen wurden ebenfalls primär mit einem gestiegenen Kreditrisiko begründet und betrafen vor allem die Margen.

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage
Die Kreditnachfrage von Unternehmen nahm insgesamt deutlich ab, nachdem sie seit 2014 nahezu stetig gestiegen war. Vor allem das gestiegene allgemeine Zinsniveau und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Anlageinvestitionen dämpften die Kreditnachfrage insbesondere nach langfristigen Ausleihungen. Die Quote von Kreditablehnungen nahm gegenüber dem Vorquartal spürbar zu. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten brach im vierten Quartal so stark ein wie noch nie zuvor seit Einführung des BLS. Als wesentliche Gründe für diesen Rückgang führten die Banken das gestiegene allgemeine Zinsniveau, die nach Einschätzung der Kreditnehmer deutlich verschlechterten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und das gesunkene Verbrauchervertrauen an. Auch die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten ging zurück. Kreditanträge privater Haushalte lehnten die Banken deutlich häufiger ab als im Vorquartal. Für die nächsten drei Monate erwarten die Banken eine per saldo weiter sinkende Nachfrage in allen Kreditbereichen. Nach Einschätzung der Banken dürfte der Rückgang jedoch schwächer ausfallen als im Schlussquartal 2022.

Die Januar-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen von neuen regulatorischen oder aufsichtlichen Anforderungen im Zusammenhang mit Eigenkapital, Verschuldungsobergrenzen, Liquidität oder Risikovorsorge sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Zudem war eine Frage zur Kreditangebotspolitik und zur Kreditnachfrage in den wichtigsten Wirtschaftssektoren enthalten.

Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal nahezu unveränderten Refinanzierungssituation. Im Zuge neuer regulatorischer oder aufsichtlicher Anforderungen stärkten die Banken 2022 ihre Eigenkapitalposition weiter. Die Anforderungen hatten ihren Angaben zufolge im vergangenen Jahr restriktive Auswirkungen auf ihre Kreditrichtlinien und Margen. Diese Effekte dürften im Zusammenhang mit der im Januar 2022 von der BaFin angekündigten Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers und der Einführung eines Systemrisikopuffers für den Wohnimmobiliensektor stehen. Beide Maßnahmen müssen ab Februar 2023 beziehungsweise April 2023 angewendet werden. Die Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des NPL-Bestandes (brutto) am Bruttobuchwert der Kredite) trug laut Angaben der befragten Banken im zweiten Halbjahr 2022 marginal zu einer Straffung ihrer Kreditvergabepolitik im Geschäft mit Unternehmen bei. Für das erste Halbjahr 2023 rechnen die Banken mit einem etwas stärkeren restriktiven Einfluss der NPL-Quote auf ihre Angebotspolitik. Die deutschen Banken strafften ihre Kreditrichtlinien im zweiten Halbjahr 2022 in nahezu allen erfragten Wirtschaftssektoren. Strengere Maßstäbe legten sie vor allem im Verarbeitenden Gewerbe an, und hier insbesondere bei energieintensiven Unternehmen, sowie im Immobiliensektor.

Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 12. Dezember 2022 bis zum 10. Januar 2023 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.