Juli-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

  • Die deutschen Banken haben ihre Kreditvergaberichtlinien im Firmenkundengeschäft zum zweiten Mal in Folge gestrafft und im Bereich der privaten Wohnungsbaukredite etwas gelockert.
  • Gleichzeitig wurden die Kreditbedingungen in beiden Kreditsegmenten verschärft, insbesondere durch die Ausweitung der Margen für risikoreichere Ausleihungen.
  • Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnungsbaukrediten legte deutlich stärker zu als erwartet. Hauptgrund für den Nachfrageanstieg war das niedrige allgemeine Zinsniveau. Auch die Nachfrage nach Unternehmenskrediten mit längeren Zinsbindungsfristen nahm erneut zu.
  • In der ersten Jahreshälfte 2019 hatte der Anteil notleidender Kredite (NPL-Quote) keine Auswirkungen auf die Kreditvergabepolitik, für die zweite Jahreshälfte wird erstmalig ein verschärfender Einfluss der Quote im Unternehmenskreditgeschäft erwartet.

Die Umfrage erfasst die drei Kreditsegmente Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken verschärften die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) im Unternehmensgeschäft zum zweiten Mal in Folge (Nettoanteil +3 %, wie in der vorangegangenen Umfragerunde). Das betraf insbesondere die Kreditvergabe an große Unternehmen. Als Hauptgründe für die Anpassung wurde genannt, dass die branchen- oder firmenspezifische Lage sowie die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer als schlechter eingeschätzt wurden. Dies spiegelt sich auch in einem gestiegenen Anteil der abgelehnten Kreditanträge wider. Die Richtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte wurden dagegen wettbewerbsbedingt gelockert (Nettoanteil -3 % nach +7 % im Vorquartal). Für Konsumentenkredite und sonstige Kredite wurden die Vergabestandards nicht angepasst.

Die Kreditbedingungen insgesamt (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) wurden sowohl im Firmenkundengeschäft als auch im Wohnungsbaukreditgeschäft unterm Strich verschärft. Dabei wurden insbesondere die Margen für risikoreichere Kredite ausgeweitet. Bei durchschnittlich riskanten Krediten wurden die Margen nicht weiter verengt. Für Konsumentenkredite und sonstige Kredite blieben die Bedingungen im Wesentlichen unverändert.

Die Kreditnachfrage stieg laut Angaben der Banken in allen erfragten Geschäftsfeldern erneut an. Während der Nachfragezuwachs im Unternehmenskreditgeschäft den Erwartungen des Vorquartals entsprach, wurden die Erwartungen im Bereich der Immobilienfinanzierung weit übertroffen. Haupttreiber für diese Entwicklung war laut Angaben der befragten Banken das niedrige allgemeine Zinsniveau.

Die Juli-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten (hierzu zählen unter anderem die in der CRR/CRD IV festgelegten Eigenkapitalanforderungen und die aus dem Comprehensive Assessment resultierenden Anforderungen) sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Die befragten Banken berichteten, dass sich ihre Refinanzierungssituation vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten gebessert hat. Im Zuge der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten stärkten sie in der ersten Jahreshälfte 2019 insbesondere durch die Einbehaltung von Gewinnen ihre Eigenkapitalposition weiter. Im gleichen Zeitraum hatte die Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des NPL-Bestands (brutto) am Bruttobuchwert der Kredite) gemäß den Angaben der befragten Banken keine Auswirkungen auf ihre Kreditvergabepolitik. Für die kommenden sechs Monate erwarten sie allerdings erstmals einen verschärfenden Einfluss der NPL-Quote auf die Kreditrichtlinien und ‑bedingungen für Unternehmenskredite.

Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 17. Juni bis zum 2. Juli 2019 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 34 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.