Neue Bundesbank-Prognose: Deutsche Wirtschaft vor Abkühlung des Wachstums im Winterhalbjahr

Die Krise der Staatsfinanzen in einer Reihe von Ländern des Euro-Gebiets und die hiervon ausgehende Verunsicherung sowie die allgemeine wirtschaftliche Abschwächung belasten zunehmend auch die deutsche Konjunktur. Dennoch sind die binnenwirtschaftlichen Voraussetzungen für einen lang gezogenen, breit angelegten Aufschwung weiterhin intakt. Dies geht aus der neuen Prognose der Deutschen Bundesbank für die Jahre 2012 und 2013 hervor. Die Staatsschuldenkrise birgt allerdings erhebliche Abwärtsrisiken.

Gesamtwirtschaftliche Produktion

Der Bundesbank-Prognose zufolge wird sich der Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) durch eine Durststrecke im Winter im kommenden Jahr spürbar auf 0,6% verringern. Nicht übersehen werden sollte mit Blick auf die reduzierte Wachstumsrate für 2012 jedoch, dass nach Überwindung der konjunkturellen Schwäche die allmähliche Fortsetzung des Aufschwungs bereits im Verlauf des nächsten Jahres einsetzt. Im Jahr 2013 sollte vor diesem Hintergrund das Wachstum wieder auf 1,8% anziehen. Im laufenden Jahr ist mit einer Zunahme des BIP um 3,0% zu rechnen. Die Prognose bzw. das ihr zugrunde liegende Basisszenario setzen voraus, dass es zu keiner weiteren signifikanten Verschärfung der Staatsschuldenkrise kommt, sondern dass sich die Verunsicherung der Investoren und Verbraucher allmählich etwas legt.

Arbeitsmarkt

Trotz der zunächst deutlichen konjunkturellen Abschwächung erwartet die Bundesbank keinen nennenswerten Rückgang der Erwerbstätigkeit, vielmehr dürfte mit einer gewissen Verzögerung gegenüber der gesamtwirtschaftlichen Aktivität ab Ende 2012 wieder eine leichte Beschäftigungszunahme zu verzeichnen sein. Im Durchschnitt des kommenden Jahres dürften knapp 3 Millionen registrierte Arbeitslose in Deutschland zu verzeichnen sein, was einer Arbeitslosenquote von 7,0% entsprechen würde.

Preisentwicklung

Im Prognosezeitraum wird sich der Anstieg der deutschen Verbraucherpreise voraussichtlich wieder im stabilitätsgerechten Rahmen bewegen. So ist für 2012 und 2013 mit einer jahresdurchschnittlichen Teuerungsrate von 1,8% bzw. 1,5% zu rechnen. Im laufenden Jahr dürften sich die Verbraucherpreise im Schnitt um 2,5% gegenüber 2010 erhöht haben. Für den günstigen Inflationsausblick in den kommenden beiden Jahren sprechen die Annahme einer nur noch begrenzten Verteuerung von Energieträgern sowie ein lediglich moderat zunehmender binnenwirtschaftlicher Preisdruck.

Risikobeurteilung

Die Prognose der Bundesbank geht in ihrem Basisszenario davon aus, dass sich die Verunsicherung aus der Staatsschuldenkrise wieder etwas zurückbildet, der aus einer tiefen Verunsicherung herrührenden Attentismus der Verbraucher und Investoren aber nicht vollständig ausgeräumt wird. Gelingt es, die Krise zügiger und nachhaltiger zu überwinden, könnte das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland auf mittlere Frist höher als in der Bundesbank-Vorhersage erwartet ausfallen. Bei einer Fortsetzung oder weiteren Verschärfung der Staatsschuldenkrise wären jedoch erhebliche Abwärtsrisiken vorhanden. Zusätzliche Belastungen könnten sich ergeben, wenn sich die Wirtschaftsdynamik in den Schwellenländern stärker abflacht. Hiervon wäre Deutschland aufgrund seiner Exportabhängigkeit in besonderem Maße betroffen.