Schwerpunkte des Monatsberichts April

Die US-Wirtschaft im aktuellen Konjunkturaufschwung 

Nach der schweren Rezession von 2008/2009 hat die gesamtwirtschaftliche Erzeugung in den USA nur verhalten expandiert. Insbesondere gegenüber den kräftigen Aufschwungphasen, die zur Mitte der siebziger und zu Beginn der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ebenfalls auf scharfe Aktivitätseinbrüche folgten, ist das Wachstum weit zurückgeblieben. Vielfach wird das moderate Tempo der letzten Jahre als konjunkturelle Schwäche interpretiert, die aber auch durch die außerordentlich expansive Geldpolitik nicht beseitigt werden konnte.

Tatsächlich lässt sich eine Reihe von nachfrageseitigen Einflüssen identifizieren, die das gesamtwirtschaftliche Wachstum belastet haben. Zum einen hat der private Wohnungsbau seine übliche Rolle als Vorreiter der konjunkturellen Erholung nicht übernehmen können, weil nach den Übersteigerungen im vorherigen Zyklus zunächst noch die Anpassungsprozesse auf den Immobilienmärkten andauerten. Derartige Korrekturen benötigen erfahrungsgemäß einen längeren Zeitraum. Erst in den letzten Quartalen hat sich eine solide Aufwärtstendenz im Wohnungsbau etabliert, der jedoch aufgrund des niedrigen Aktivitätsniveaus die gesamtwirtschaftliche Tragweite fehlt. Zum anderen ist der hohe Expansionsgrad der Finanzpolitik, mit der sich der Staat 2008/2009 gegen die steile konjunkturelle Talfahrt stemmte, in den vergangenen Jahren zurückgeführt worden. Vor dem Hintergrund der nach wie vor steigenden Schuldenquote und immer noch klaffenden Haushaltslücken erscheinen weitere Konsolidierungsschritte erforderlich, auch um die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen abzusichern.

Darüber hinaus wird zwar oftmals der private Verbrauch als eine wichtige Schwachstelle im aktuellen Aufschwung angesehen, weil sich die Konsumenten um den Abbau von Schulden und den Ausgleich erlittener Vermögensverluste bemühten. Dem standen aber auch positive Impulse der außergewöhnlich lockeren Geldpolitik gegenüber. Da im Ergebnis die Sparanstrengungen im Verlauf der konjunkturellen Erholung jedoch nicht mehr größer wurden, konnten die privaten Haushalte ihre Verbrauchsausgaben im Einklang mit ihren Einkommen erhöhen. Insofern sind die moderaten Konsumsteigerungen der vergangenen Jahre wohl weniger Bremse, sondern vielmehr Reflex der verhaltenen Expansion von Einkommen und Beschäftigung.

Schwerer als diverse zyklische Faktoren wiegt letztlich, dass sich mittlerweile das gesamtwirtschaftliche Grundtempo erheblich verringert hat. So ist die Verlangsamung des realen BIP-Wachstums gegenüber den Erholungsphasen der neunziger Jahre und zu Beginn des neuen Jahrhunderts weitgehend auf die schwächere Expansion der Produktionskapazitäten zurückzuführen. Ausschlaggebend hierfür ist neben den Korrekturen der vorangegangenen Übertreibungen am Immobilienmarkt insbesondere der tiefgreifende demographische Wandel, der nicht nur das Wachstum des Erwerbspersonenpotenzials dämpft, sondern mittelbar zudem die Kapitalbildung zurückhält.

Auch wenn die Ausstrahleffekte der Rezession nachlassen und nunmehr ein Aufschwung im Wohnungsbau eingesetzt hat, wird sich daher die Gangart der gesamtwirtschaftlichen Expansion wahrscheinlich nur wenig erhöhen, zumal die notwendige fiskalische Konsolidierung noch nicht abgeschlossen ist.

Makroprudenzielle Überwachung in Deutschland: Grundlagen, Institutionen, Instrumente

Zum Jahresbeginn 2013 ist das Gesetz zur Überwachung der Finanzstabilität in Kraft getreten. Die makroprudenzielle Überwachung in Deutschland hat damit eine gesetzliche Grundlage erhalten. Als nationale makroprudenzielle Institution wurde der Ausschuss für Finanzstabilität errichtet, der sich Mitte März konstituiert hat. Die Zusammenarbeit der Bundesregierung, der Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht und der Deutschen Bundesbank auf dem Gebiet der Finanzstabilität erhält damit eine neue institutionelle Struktur. Das Finanzstabilitätsgesetz weist der Deutschen Bundesbank wichtige Aufgaben zu. Sie soll insbesondere für die Finanzstabilität maßgebliche Sachverhalte analysieren, Gefahren identifizieren, dem Ausschuss Warnungen und Empfehlungen vorschlagen sowie deren Umsetzung bewerten.

Der Aufbau makroprudenzieller Institutionen mit klar definierten Mandaten und die Entwicklung eines entsprechenden Instrumentariums sind zentrale Lehren aus der Finanzkrise. Denn wesentliche Ursachen für die Schärfe und die Persistenz der Finanzkrise lagen in Fehlentwicklungen innerhalb des Finanzsystems. Diese Erfahrung hat die Bedeutung systemischer Risiken in Erinnerung gerufen. Die makroprudenzielle Dimension der Finanzaufsicht und -regulierung verfolgt daher das Ziel, systemische Risiken zu begrenzen und damit einen Beitrag zum Erhalt der Finanzstabilität zu leisten.

Die makroprudenzielle Überwachung in Deutschland steht nun vor einer Reihe von Herausforderungen. Eine kohärente Strategie mit einem Analyserahmen für die Erfassung und die Bewertung von Risiken sowie mit einem System aus Zwischenzielen und möglichst operationalen Unterzielen ist zu entwickeln. Wichtige Instrumente befinden sich kurz vor Abschluss des europäischen Gesetzgebungsverfahrens. Um ihre Wirkungsweise im Falle eines Einsatzes einschließlich ihrer Nebenwirkungen möglichst vollständig zu erfassen, sind weitere ökonomische Analysen erforderlich.

Beim Einsatz makroprudenzieller Instrumente gilt es, die Vor- und Nachteile eines diskretionären gegenüber eines regelbasierten Ansatzes abzuwägen.