Schwerpunkte des Monatsberichts Januar 2012

Langfristige Entwicklung der Unternehmensfinanzierung in Deutschland: Ergebnisse der Finanzierungsrechnung

Das gesamte Finanzierungsvolumen von Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten – nominal wie real – als Reflex des gesamtwirtschaftlichen Wachstums zugenommen. Zugleich änderte sich in diesem Zeitraum jedoch die Finanzierungsstruktur: Während Innenfinanzierungsmittel grundsätzlich die wichtigste Quelle darstellten und tendenziell zugenommen haben, war die Außenfinanzierung von einer starken Zyklik geprägt, die in engem Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung stand. Darüber hinaus waren strukturelle Verschiebungen innerhalb der Außenfinanzierung zu beobachten. Zwar spielte der Kredit bis auf wenige Ausnahmen durchgehend die wichtigste Rolle. Veränderungen gab es jedoch bei den Kreditgebern: Während diese Funktion in der Vergangenheit vor allem Banken übernahmen, lässt sich im Betrachtungszeitraum ein Trend hin zu anderen Kreditgebern feststellen. So sind etwa große (internationale) Konzerne vermehrt dazu übergegangen, Finanzierungsmittel über spezielle Finanzierungsgesellschaften innerhalb des Konzerns zu verteilen.

Der Bankkredit, der an sich zwar noch immer die wichtigste Außenfinanzierungsquelle darstellt, hat hierdurch in den vergangenen 20 Jahren systematisch an Bedeutung verloren. Diese strukturellen Verschiebungen stehen in engem Zusammenhang mit einem sich ändernden makroökonomischen und institutionellen Umfeld. So dürften unter anderem die voranschreitende ökonomische Integration, die mit der Gründung der Währungsunion sowie der Osterweiterung vor allem innerhalb der Europäischen Union stark ausgeprägt war, zu diesen Entwicklungen beitragen haben. Einfluss auf die Finanzierung dürften darüber hinaus auch steigende regulatorische Anforderungen oder Änderungen in der Unternehmensbesteuerung gehabt haben.

"Private Haushalte und ihre Finanzen": Eine Erhebung zu Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland

Die Bundesbank hat zwischen September 2010 und Juli 2011 erstmals stichprobenartig deutsche Haushalte über ihr Vermögen und ihre Finanzen befragt. Die Ergebnisse dieser freiwilligen Befragung werden in der Panelstudie "Private Haushalte und ihre Finanzen" (PHF) zusammengefasst. Die Daten liefern künftig ein umfassendes Bild der Vermögens- und Verschuldungssituation privater Haushalte und ihrer Bestimmungsgründe und ermöglichen so ein besseres Verständnis etwa des Spar- und Konsumverhaltens, der Vermögensverteilung oder der Insolvenzrisiken. Das PHF ist Teil einer neuen, harmonisierten Befragung, die in allen Euro-Ländern durchgeführt wird. Daher werden sich die deutschen Ergebnisse vergleichsweise leicht auch in einen europaweiten Kontext stellen lassen. Die Daten umfassen vor allem die Vermögensbilanzen der Haushalte, ihre Rentenansprüche, die Spartätigkeit, das Einkommen, Daten zur Arbeitstätigkeit, zum Konsum, zu Einstellungen und Erwartungen sowie viele demographische Charakteristika.

Im Rahmen der ersten Befragungswelle zwischen September 2010 und Juli 2011 haben 3 565 Haushalte Auskunft gegeben. Es handelt sich dabei um eine repräsentative Stichprobe. Wohlhabende Haushalte sind überproportional erfasst, um die Vermögenszusammensetzung und -verteilung besser analysieren zu können. Die nächste Befragung soll 2014 erfolgen. Dabei werden möglichst viele Haushalte der ersten Welle wieder befragt. Noch sind nicht alle statistischen Aufbereitungsschritte abgeschlossen und die Zahlen daher vorläufig. Dennoch kann hier bereits ein erster Eindruck zu ausgewählten Ergebnissen vermittelt werden, beispielsweise zur Verteilung von Immobilienvermögen und der damit einhergehenden Belastung durch Verschuldung.

Der europäische Binnenmarkt im Zahlungsverkehr vor der Vollendung

Seit rund zehn Jahren arbeiten die Europäische Union, das Eurosystem und die europäische Kreditwirtschaft daran, einen einheitlichen Markt im unbaren Euro-Zahlungsverkehr (Single Euro Payments AreaSEPA) in Europa zu schaffen. Inzwischen ist ein wesentlicher Meilenstein erreicht: Die Auslauftermine für die nationalen Verfahren für Überweisungen und Lastschriften stehen fest. Ab Februar 2014 werden sie durch die neuen SEPA-Zahlungsinstrumente ersetzt. So sieht es eine EU-Verordnung vor, die im zweiten Quartal 2012 in Kraft treten soll. Dem Verordnungsentwurf müssen das Europäische Parlament und der Europäische Rat noch formell zustimmen. Mit dieser Verordnung werden technische Anforderungen für Überweisungen und Lastschriften in Euro festgelegt, die sich nicht nur auf den Interbankenbereich beziehen, sondern auch für die Bankkunden unmittelbar gelten. Doch der unbare Zahlungsverkehr umfasst neben Überweisungen und Lastschriften auch Kartenzahlungen und neue innovative Verfahren für Zahlungen im Internet oder mit dem Mobiltelefon. Diese weisen ein erhebliches Marktpotenzial auf. Um auch hier die Synergieeffekte eines gemeinsamen Binnenmarkts zu heben, rücken diese Marktsegmente immer stärker in den Fokus der Politik. Mit der derzeit laufenden öffentlichen Konsultation eines sogenannten "Green Paper" beginnt die EU-Kommission mit einer Analyse der Problemfelder.