Der digitale Euro – die Zukunft des digitalen Bezahlens? Rede bei der „Liberalen Tafelrunde“

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Einleitung

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich danke Ihnen für die Einladung zur „Liberalen Tafelrunde“, einem spannenden Format mit inzwischen 18-jähriger Geschichte – daher Gratulation an dieser Stelle zur „Volljährigkeit“.

Auch wenn es heute nicht um den „Heiligen Gral“ aus der mittelalterlichen Artus-Sage gehen soll, wage ich zu behaupten, dass unser Thema fast genauso spannend ist: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs. Hier hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert, der Wettbewerb ist intensiver geworden und manche traditionelle Rolle ist durch neue Anbieter herausgefordert. Deshalb sind viele auf der Suche nach der magischen Formel, die allerdings nicht zu Glückseligkeit oder ewiger Jugend führen soll, sondern zur richtigen Strategie, die dann wirtschaftlichen oder politischen Erfolg verspricht.

Einige Entwicklungen hin zum Digitalen liegen nun schon hinter uns. Wir können heute mit Smartphones und Ringen bezahlen. Denkt man daran, wie oft wir in den vergangenen Jahren von solchen Möglichkeiten gelesen haben, kann das nicht mehr überraschen. Doch aufhorchen lässt uns, wenn wir davon hören, dass inzwischen Banken im virtuellen Raum Grundstücke in bester „Metaversum-Lage“ erwerben, um dort Filialen zu eröffnen und ihre Dienste anzubieten. Und vielleicht braucht es bald auch Kredite, um solche virtuellen Investitionen tätigen zu können. Viele Veränderungen sind dabei noch nicht richtig greifbar. Und die Erfahrung lehrt uns, dass wir auf dem Weg in die Zukunft noch in manche Sackgasse laufen oder manchen Umweg nehmen werden. Aber eins ist sicher: die Zukunft wird anders aussehen als das Heute.

Auch wir als Zentralbanken müssen deshalb darüber nachdenken, wie unser Geld in Zukunft aussehen könnte. Wäre zum Beispiel ein digitaler Euro eine Art Heiliger Gral – die Lösung aller Herausforderungen?

Gewiss nicht. Der digitale Euro ist keine fixe Idee oder eine utopische Wunschvorstellung. Die Antwort ist deutlich komplexer: Wohlüberlegt ausgestaltet könnte ein digitaler Euro großen Nutzen stiften, den Zahlungsverkehr besser, schneller und sicherer machen und außerdem sicherstellen, dass der Euro auch in einer noch stärker digitalisierten Welt seine Funktionen erfüllen kann.

2 Definition von Geld

Bevor wir uns der digitalen Zukunft des Geldes widmen, möchte ich aber zunächst eine grundlegende Frage erörtern: Was ist eigentlich Geld?

Erstens ist es ein Tauschmittel. Es wird dazu genutzt, Güter und Dienstleistungen zu bezahlen. Vereinfacht gesagt, tauschen wir zum Beispiel Dienstleistungen wie unsere erbrachte Büroarbeit gegen Geld und tauschen dieses später wieder gegen Waren im Supermarkt ein.

Zweitens wird Geld für die Wertaufbewahrung verwendet. Daher hat sich historisch zuerst Münzgeld aus Metallen, also sehr haltbaren und knappen Materialien, durchgesetzt. Später wurde Geld ausgegeben, das durch Metalle – vor allem Gold – gedeckt war. Seit einigen Jahrzehnten ist auch dieses Konzept Geschichte. Heute basiert die Wertaufbewahrungsfunktion auf dem Vertrauen in die jeweilige Zentralbank. Diese muss dafür sorgen, dass der Wert des Geldes stabil bleibt. Gerade hieran hapert es bei den digitalen Werten oder digitalen Token, die seit rund zehn Jahren für sehr viel Aufmerksamkeit in der Finanzindustrie sorgen.

Drittens erfüllt Geld die Funktion einer Recheneinheit. Diese Funktion ist mit der Informationsfunktion des Preises verbunden, die Liberale Denker wie Friedrich August von Hayek und Walter Eucken als wesentlich für eine funktionierende Marktwirtschaft ansahen. Denn in Geldeinheiten ausgedrückte Preise helfen, die Allokation von Wirtschaftsgütern zu optimieren.

Damit Geld seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit zufriedenstellend erfüllen kann, ist eine gewisse Preisstabilität notwendig. Auch darauf hatte Walter Eucken deutlich hingewiesen. Unabhängigen Geldpolitikern freie Hand lassen, wollte er allerdings nicht; stattdessen plädierte er für eine strenge Regelbindung.

Für eine Definition von Geld kann man allerdings auch einen simpleren Ansatz wählen, der die drei Elemente zusammenfasst: Geld ist das, was als Geld akzeptiert wird. Und die Grundlage dieser Akzeptanz ist mittlerweile immateriell: Vertrauen. Für die Zentralbanken als Herausgeber des Geldes ist es daher essenziell, Vertrauensanker im Finanzsystem zu sein – und dies soll auch im digitalen Zeitalter so bleiben.

3 Digitale Bezahlmöglichkeiten auf dem Vormarsch

Viele Europäerinnen und Europäer dürften sich gut an das Jahr 2002 mit der Umstellung des Bargeldes auf unsere Gemeinschaftswährung, den Euro, erinnern. Das neue „Euro-Bargeld“ wurde zu einem greifbaren europäischen Symbol. Wir alle profitieren von der Möglichkeit, in ganz Europa mit Euro-Münzen und Banknoten bezahlen zu können. Sei es während der Ferien in Frankreich oder der Dienstreise nach Dublin.

Doch Bargeld spielt beim Bezahlen eine immer kleinere Rolle. Auch wenn sich europaweit die Anteile an Barzahlungen auf unterschiedlichen Niveaus befinden, zeigt der Trend in dieselbe Richtung: Das Bezahlen mit der Karte oder dem Handy wird von immer mehr Menschen gegenüber dem mit Bargeld bevorzugt.

82, 74, 60, 58 – was sich im ersten Moment vielleicht wie die Daten bedeutender Fußballwelt- und Europameisterschaften oder ein Zahlenrätsel anhören mag, ist vielmehr die prozentuale Entwicklung des Anteils von Transaktionen mit Bargeld an der Ladenkasse und bei Freizeitaktivitäten in Deutschland von 2011 bis 2021. Der Anteil sank von 82 Prozent im Jahr 2011 auf zuletzt noch 58 Prozent im vergangenen Jahr. Gemessen am Umsatz liegen Kartenzahlungen längst vorne, da kleinere Zahlungen tendenziell häufiger mit Bargeld und größere Summen häufiger mit Karte beglichen werden. Sicherlich ist vor allem die Möglichkeit, kontaktlos mit der Karte zu bezahlen, ein Treiber dieser Entwicklung.

Aber auch wenn die Bedeutung des Bargeldes als Zahlungsmittel in einer zunehmend digitalen Welt zurückgeht: Bargeld ist nicht nur die viel zitierte „geprägte Freiheit“, sondern auch Zentralbankgeld und damit die Möglichkeit für alle Bürgerinnen und Bürger, das Stabilitätsversprechen der Zentralbank in der eigenen Geldbörse zu halten. Dies wird weiterhin möglich sein, denn wir als Zentralbank verfolgen nicht das Ziel, das Bargeld zu verdrängen. Aber nicht wir entscheiden, wie gezahlt wird – sondern letztlich die Verbraucherinnen und Verbraucher. Sollte die Verwendung von Bargeld als Zahlungsmittel in einer digitalen Zukunft nun weiter sinken, stellt sich die Frage, ob wir als Zentralbank eine digitale Ergänzung zum Bargeld zur Verfügung stellen sollten.

Neben dem Trend zum bargeldlosen Bezahlen verändert die Digitalisierung aber noch auf andere Weise das Gesicht des modernen Zahlungsverkehrs.

4 Neues Marktumfeld: BigTechs und Stablecoins

Denn es sind längst nicht mehr nur Banken, die Zahlungsdienste anbieten. Innovative Start-Ups genauso wie große Tech-Konzerne kreieren neue Angebote. Letztere, gerne als BigTechs bezeichnet, sind aufgrund ihrer großen Reichweite, der nahtlosen Integration verschiedener Dienstleistungen und ihres datengetriebenen Geschäftsmodells in der Lage, das Kundenerlebnis zu revolutionieren. Bequeme und vollständig digitale Dienstleistungen werden in den Ökosystemen von Google, Meta und Co. zur Selbstverständlichkeit. Auf diese Weise entstehen Plattformen, deren Reichweite auch bei neuen Angeboten schnell Nutzerzahlen in Milliardenhöhe ermöglicht.

Wir sehen jedoch auch Risiken. Unter anderem besteht aus Kundensicht die Gefahr, dass ein Wechsel zu anderen Anbietern mühsam werden kann. Man spricht von „walled gardens“, die die Plattformen umschließen.

Auch aus Bankensicht sind diese Entwicklungen strategisch bedeutend, wenn Banken vermeiden wollen, den Zugang zur Kundenseite im Zahlungsverkehr zu verlieren. Denn auch wenn Banken im Hintergrund weiterhin den Zahlungsverkehr abwickeln oder die eigentlichen Anbieter der Finanzdienstleistungen sind – der Kunde hat vor allem ApplePay oder GooglePay im Blick und nicht so sehr die hinterlegte Bezahlkarte seiner Bank. Und zuletzt hatte zum Beispiel Apple in den USA ein „Buy Now Pay Later“-Angebot vorgestellt, bei dem Apple erstmals fast komplett auf die Unterstützung eines Bankpartners verzichtet. Dieser stellt lediglich noch die erforderliche Lizenz zur Verfügung.[1]

Dann ist es kein großer Schritt mehr zur Schaffung von eigenen Zahlungssystemen, die ohne den Rückgriff auf die Infrastrukturen der Banken auskommen. Nicht ohne Grund führte die Ankündigung zur Ausgabe eigener Stablecoins (Libra, dann Diem) durch Facebook (heute Meta) dazu, dass sich weltweit nahezu alle Regulatoren und Zentralbanken Gedanken machen, wie solche Angebote zu regulieren sind.

Stablecoins wollen im Gegensatz zu ungedeckten Krypto-Token wie Bitcoin eine stabile Kursentwicklung gewährleisten. Daher werden diese Token in liquiden Vermögenspositionen in Leitwährungen besichert; meist in US-Dollar, teilweise in Euro.[2]

„Stabile“ Stablecoins könnten daher im Vergleich zu anderen aus meiner Sicht rein spekulativen Token die eingangs erwähnten Geldfunktionen theoretisch besser erfüllen. Denn ohne Kurs- bzw. Preisstabilität sind Krypto-Werte sowohl als Wertaufbewahrungsmittel sowie als Recheneinheit nicht zu gebrauchen.

Dass Stablecoins jedoch nicht immer so stabil sind wie der Name vermuten lässt, zeigte sich vor wenigen Wochen erst. Im Zuge des sogenannten Krypto-Winters gerieten viele Token massiv unter Druck und Anleger erlitten bisweilen Totalverluste. Solche Erfahrungen zeigen, dass solche Token nicht ansatzweise das hohe Maß an Vertrauen genießen können, das staatliches Geld hat.

Damit unterstreichen die Vorgänge die Bedeutung einer angemessenen Regulierung im Krypto-Markt. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass die Gesetzgeber in Europa beim „Marathon-Thema“ der Regulierung von Krypto-Werten an der Spitze des Feldes laufen. Denn die Europäische Kommission veröffentlichte bereits vergangenes Jahr den Entwurf einer Verordnung für Markets-in-Crypto-Assets, kurz MiCA. Inzwischen haben sich die Unterhändler von Europaparlament und Rat im Trilog auf einen Gesetzestext geeinigt. Aber selbst mit einer effizienten Regulierung stellt sich die Frage, ob man die Zukunft des Geldes nur privaten Anbietern überlassen sollte.

5 Digitales Zentralbankgeld als mögliche Antwort

Die Entwicklungen rund um neue digitale Geldformen, ebenso wie die eingangs geschilderten Veränderungen der Zahlungsgewohnheiten berühren auch das Mandat der Zentralbanken als Herausgeber des Geldes. Eine mögliche Weiterentwicklung des Geldes wie wir es kennen, wäre die Einführung von digitalem Zentralbankgeld. Im Englischen reden wir von Central Bank Digital Currency (CBDC). Dieses wäre eine dritte Form von Zentralbankgeld neben Bargeld und den Einlagen von Banken und anderen Akteuren bei der jeweiligen Notenbank.

Auch das Eurosystem, also die Europäische Zentralbank gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken, beschäftigt sich seit einiger Zeit tiefergehend mit der möglichen Einführung von digitalem Zentralbankgeld im Euroraum. Ein solcher „digitaler Euro“ könnte die Effizienz moderner und digitaler Prozesse im Zahlungsverkehr mit der durch die Zentralbank garantierten Sicherheit in einem einzigen Zahlungsmittel kombinieren:

  • Ein digitaler Euro wäre universell in Europa verfügbar und würde im gesamten Euroraum zum Bezahlen verwendet werden können.
  • Er könnte auch offline – d. h. ohne Internetverbindung – nutzbar sein und würde vor allem einen einfachen Zugang zum digitalen Zahlungsverkehr bieten.
  • Beim Design eines digitalen Euro hätte der Schutz der Privatsphäre höchste Priorität. Gänzlich anonym kann damit nicht bezahlt werden. Aber es wäre durchaus denkbar, das Schutzniveau für Zahlungen mit kleineren Beträgen höher auszugestalten.
  • Der digitale Euro würde zu zusätzlichem Wettbewerb im Bereich digitaler Zahlungsangebote führen. Heute zahlen kleinere Händler bis zu 3 Prozent des Umsatzes als Gebühren, wenn sie Internetbezahlverfahren anbieten. Und anbieten müssen sie diese, wenn es von den Verbraucherinnen und Verbrauchern gewünscht wird.
  • Der digitale Euro könnte so ausgestaltet sein, dass er auch programmierbare Zahlungen in einem hochautomatisierten Umfeld unterstützt. Diese Möglichkeit wird wahrscheinlich nicht sofort zum Start verfügbar sein, sollte aber bei der Entwicklung berücksichtigt werden. Noch sind die Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge nicht so verbreitet, wie man es sich vor einigen Jahren erhofft, erträumt oder ausgerechnet hatte. Aber ich bin mir sicher, dass solchen Anwendungsgebieten die Zukunft gehört.
  • Mit einem digitalen Euro könnte außerdem die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr gestärkt werden. So zeigt sich beim Bezahlen im Internet sowie bei den Zahlungskarten im Euroraum eine starke Präsenz oder gar Dominanz von Akteuren mit Sitz in Übersee. Eine echte europäische Alternative, also ein digitales Zahlungsmittel mit europäischer Governance, das europaweit einsetzbar ist, würde uns gut zu Gesicht stehen.

Unser Euro-Bargeld ist wieder ein gutes Beispiel. Es bietet die Möglichkeit, im gesamten Euroraum mit einem einzigen Zahlungsmittel zu bezahlen. Ein digitaler Euro könnte nun die eingangs erwähnte digitale Ergänzung zum Bargeld für das Bezahlen im digitalen Kontext sein. Die Betonung liegt auf „Ergänzung“, denn natürlich werden wir weiterhin Bargeld anbieten. Nach wie vor schätzen die Bürgerinnen und Bürger dessen Vorteile, wie die Privatsphäre und die Möglichkeit, Zahlungen weitgehend ohne Rückgriff auf technische Infrastruktur abzuwickeln.

6 Stand der Dinge beim digitalen Euro

Im Projekt „digitaler Euro“ von EZB und nationalen Notenbanken geht es darum, wie wir unser Geld mit einem digitalen Euro so weiterentwickeln, dass möglichst viele Menschen davon profitieren. Im Oktober 2021 erfolgte der Start einer zweijährigen Untersuchungsphase.

Hinweise darauf, was ein digitaler Euro leisten sollte, lieferten Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Euroraum. Der Bericht über die Diskussion in sogenannten Fokusgruppen zeigte eine starke Präferenz für Zahlungsmittel mit gesamteuropäischer Reichweite und möglichst universeller Akzeptanz – sowohl im Einzelhandel vor Ort als auch im Onlinehandel. Zudem war es den Befragten wichtig, Zahlungen von Person zu Person (P2P) kontaktlos, in Echtzeit und unabhängig von der genutzten Plattform oder dem Gerät durchführen zu können.

Entsprechend läge der Einsatzbereich eines digitalen Euro neben P2P vor allem im Bereich des stationären Handels sowie des E-Commerce. Hinzu kommt noch der Zahlungsverkehr mit öffentlichen Stellen. Weitere Anwendungsfälle in nachfolgenden Ausbaustufen sind durchaus möglich.

Aus meiner Sicht müssen Banken und andere Intermediäre bei der Herausgabe eines digitalen Euro eine wichtige Rolle spielen, da sie über die entsprechende Kundenexpertise verfügen und innovative Bezahllösungen bieten könnten. Denn der digitale Euro soll nicht nur das Bargeld, sondern auch Girokonto-basierte Bezahlprodukte und andere Dienste der Banken sinnvoll ergänzen. Die Potenziale von digitalem Zentralbankgeld können meines Erachtens nur dann vollständig ausgeschöpft werden, wenn wir im Rahmen einer „Private-Public Partnership“ gut mit dem Privatsektor zusammenarbeiten.

Gleichzeitig müssen wir Sorge tragen, dass die mit der Einführung eines digitalen Euro verbundenen Risiken genauestens geprüft und wirksam eingegrenzt werden. So könnte etwa eine strukturelle Umschichtung von Einlagen in Zentralbankgeld das Einlagengeschäft der Banken unter Druck setzen. Um das zu verhindern, sind Höchstbeträge und gestaffelte Zinsen im Gespräch.

Vollständig eindämmen können wir die Risiken nicht, aber bestmöglich minimieren. Doch wie sagte Walter Scheel: „Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht auch nichts.

Die Entscheidung, ob ein digitaler Euro tatsächlich eingeführt wird, fällt der EZB-Rat nach Abschluss der Untersuchungsphase. Hierbei arbeitet das Eurosystem eng mit den gesetzgebenden Organen der Europäischen Union zusammen. Denn der digitale Euro ist auch ein politisches Projekt: Die Finanzminister der Eurostaaten unterstützen ausdrücklich das Projekt und betonen, dass ein digitaler Euro Innovationen fördern, die europäische Souveränität stärken und zum Funktionieren der Währungsunion beitragen könne.[3]

7 Fazit

Zahlungsgewohnheiten ändern sich. Neue Formen von Geld entstehen. Auch Zentralbanken stellen ihr Angebot zukunftsgerecht auf, um im digitalen Zeitalter das gewohnte Maß an Sicherheit und Stabilität zu bieten. Ein digitaler Euro könnte auch einen wichtigen Beitrag zur Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr leisten.

Die Untersuchungsphase im Projekt digitaler Euro läuft noch bis Oktober 2023. Bis dahin wollen wir eine gute erste Idee von der digitalen Zukunft unseres Geldes haben.

Zentralbanken gehen grundsätzlich mit großer Sorgfalt und Umsicht vor. Das hat gute Gründe. Denn das Währungssystem ist das Rückgrat unseres Finanzsystems. Der digitale Euro wäre keine Erzählung, kein Stück guter Literatur, sondern eine neue Realität in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftsleben. Abenteuer kann man vielleicht in der Fiktion wagen, im wahren Leben müssen die Konsequenzen durchdacht und der richtige Ansatz gewählt werden.

Der digitale Euro kann aber nur ein Erfolg werden, wenn alle zusammenarbeiten – das Eurosystem, die Anbieter von Zahlungsdiensten, die Wirtschaft und die Verbraucherinnen und Verbraucher. Insofern ist die Tafelrunde wieder ein treffendes Bild: Man trifft sich, prüft Ideen, bringt neue Ansätze in die Diskussion ein und findet am Ende eine Lösung. Wie heute.

 Fußnoten:

  1. Siehe z. B. Apple Pay Later: Ist das der Schritt, vor dem die Banken seit Jahren gezittert haben? (wiwo.de)
  2. Ein Beispiel ist der erst kürzlich von Circle eingeführte Euro-StablecoinEuro Coin“, vgl. https://www.circle.com/en/euro-coin 
  3. Verfügbar unter: https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2022/02/25/eurogroup-statement-on-the-digital-euro-project/?utm_source=dsms-auto&utm_medium=email&utm_campaign=Eurogroup+statement+on+the+digital+euro+project