Glossar
Was finde ich in dieser Rubrik?
Fachbegriffe lassen sich leider nicht immer vermeiden - insbesondere bei so komplexen Themen wie der Geldpolitik. In unserem Glossar finden Sie daher eine Vielzahl von Begriffen kurz erklärt und alphabetisch sortiert.
-
Der Import umfasst in der Systematik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung alle Güter und Dienstleistungen, die in einem bestimmten Zeitraum von einer Volkswirtschaft aus dem Ausland bezogen werden. Güter werden in der Handelsbilanz und Dienstleistungen in der Dienstleistungsbilanz erfasst, die beide Teilbilanzen der Leistungsbilanz sind.
Siehe auch
-
Siehe
-
Inflation bezeichnet einen über mehrere Perioden anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Wenn das Preisniveau steigt, dann sinkt der Wert des Geldes. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Geldes nimmt bei steigendem Preisniveau ab, weil man für einen gegebenen Geldbetrag weniger Waren und Dienstleistungen kaufen kann als zuvor. Man sagt auch: Der reale, das heißt der in Gütereinheiten gemessene Geldwert, geht infolge von Inflation zurück. Um Preisstabilität zu gewährleisten strebt der EZB-Rat mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % an. Das Eurosystem misst die Inflationsrate anhand des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), den das Statistische Amt der EU berechnet.
Siehe auch
Weiterführende Informationen
-
Inflationserwartungen sind Erwartungen über die Höhe der Inflationsrate in der Zukunft. Im Gegensatz zur gemessenen Inflationsrate, die immer nur für einen vergangenen Zeitraum berechnet werden kann, zeigen Inflationserwartungen an, wie die zukünftige Preisentwicklung eingeschätzt wird. Diese Erwartungen wirken sich auf zukünftige Entscheidungen aus: bei Konsumenten unter anderem auf die Spar- und Konsumentscheidungen und bei Unternehmen auf die Planungen für Preissetzung und Investitionen. Inflationserwartungen beeinflussen also unser Verhalten, wodurch sie wiederum die tatsächlich entstehende Inflation beeinflussen. Wenn z. B. die Menschen eine höhere Inflationsrate erwarten, ziehen sie Käufe von Waren und Dienstleistungen tendenziell vor, bevor diese teurer werden. Dies erhöht die Nachfrage und somit steigen die Preise. Inflation und Inflationserwartungen stehen somit in einem Zusammenhang, der für die Geldpolitik relevant ist. Die Zentralbank will deshalb mit entschiedener Geldpolitik und transparenter Kommunikation die Inflationserwartungen (insbesondere für längere Horizonte) nahe am Preisstabilitätsziel von 2% halten.
Siehe auch
-
Bei einer inflationsindexierten Anleihe handelt es sich um eine Schuldverschreibung, bei der die Höhe des Rückzahlungsbetrags (sowie oft auch die Höhe der periodischen Zinszahlungen) an die Entwicklung eines Preisindex gebunden ist. Inflationsindexierte Anleihen schützen den Anleihegläubiger vor einem Kaufkraftverlust durch Inflation. Aus dem Vergleich der Renditen inflationsindexierter und nicht-indexierter Papiere mit ähnlicher Laufzeit desselben Emittenten lassen sich die am Kapitalmarkt bestehenden Inflationserwartungen ablesen (die "Breakeven-Inflationsrate").
Siehe auch
-
Unter Instant Payments versteht man unbare Euro-Zahlungen, die rund um die Uhr in Sekundenschnelle abgewickelt werden. Im Gegensatz zum bisherigen Massenzahlungsverkehr kann der Zahlungsempfänger sofort nach Absenden der Zahlung über den erhaltenen Betrag verfügen. Bisher wurden Zahlungen meist erst am nächsten Bankarbeitstag abgewickelt. Durch Instant Payments entfällt diese Wartezeit, da Zahlungen unabhängig von Bankarbeitstagen – also auch nachts und an Wochenenden – durchgeführt werden. Instant Payments ermöglichen insbesondere in Verbindung mit einer Smartphone-App bargeldlose Zahlungen zwischen Privatpersonen und Unternehmen, oder auch im Online-Handel oder am Point of Sale (POS).
Es existieren bereits Clearinglösungen, die die Übermittlung von Zahlungsnachrichten in Echtzeit ermöglichen. Ende 2018 wurde mit Target Instant Payment Settlement (TIPS) ein System zur Echtzeitverbuchung (Settlement) in Europa eingeführt und bietet damit eine weitere Alternative zur Abwicklung von Instant Payments.
Siehe auch
-
Als institutionelle Investoren werden Institutionen bezeichnet, die neben den privaten Anlegern (Kleinanlegern) am Kapitalmarkt aktiv sind. Dazu zählen zum Beispiel Banken, Investmentfonds, Versicherungen, aber auch Organe der öffentlichen Hand. Da institutionelle Investoren aufgrund ihrer Größe in der Lage sind, großvolumige Kauf- und Verkaufsaufträge zu erteilen, können sie mit ihren Investitionsentscheidungen das Geschehen an den Finanzmärkten oft merklich beeinflussen.
-
Das im Sommer 2022 kommunizierte neue Instrument zur Absicherung der Transmission (Transmission Protection Instrument, TPI) soll bei zu stark auseinanderlaufenden Renditen von Staatsanleihen die wirksame Transmission der Geldpolitik unterstützen, damit der geldpolitische Kurs reibungslos auf alle Länder des Euroraums übertragen wird. Dazu wird das Eurosystem – vorbehaltlich der Erfüllung festgelegter Kriterien – Wertpapiere des öffentlichen Sektors am Sekundärmarkt kaufen, die in Ländern begeben wurden, in denen sich die Finanzierungsbedingungen verschlechtert haben, dies aber nicht durch die länderspezifischen Fundamentaldaten gerechtfertigt erscheint. Der Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors kann gegebenenfalls in Betracht gezogen werden. Der Umfang der TPI-Käufe soll von der Schwere der Risiken für die geldpolitische Transmission abhängen.
Der EZB-Rat wird eine Liste von Kriterien berücksichtigen, um zu beurteilen, ob die Länder, in denen das Eurosystem Ankäufe im Rahmen des TPI tätigen kann, eine solide und nachhaltige Finanz- und Wirtschaftspolitik verfolgen.
Siehe auch
Weiterführende Informationen
-
Über den integrierten Analyserahmen erhält der Rat der Europäischen Zentralbank die Informationen für seine geldpolitischen Beschlüsse, für die er alle relevanten Faktoren bewertet. Dies beinhaltet auch eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit und potenzieller Nebenwirkungen seiner Geldpolitik. Dabei stützt er sich auf den integrierten Analyserahmen. Dieser besteht aus zwei ineinandergreifenden Analysen: erstens der wirtschaftlichen und zweitens der monetären und finanziellen Analyse. Wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen beiden Analysen wird so Rechnung getragen. Dies ist wichtig, weil Verflechtungen zwischen den wirtschaftlichen und monetären und finanziellen Entwicklungen eine zentrale Rolle für die Preisstabilität spielen.
Siehe auch
Weiterführende Informationen
-
Als Interbankenmarkt wird der Markt bezeichnet, auf dem Banken mit anderen Banken handeln. Wichtige Handelsgüter sind Zentralbankgeld ("Liquidität"), Devisen, Wertpapiere und Derivate. Der sogenannte Geldhandel – die kurzfristige Vergabe bzw. Aufnahme von kurzlaufenden Krediten in Zentralbankgeld am Geldmarkt – ist ein wichtiges Segment des Interbankenmarktes.
Siehe auch
-
Die International Bank Account Number (IBAN) ist eine international standardisierte Kontonummer, die den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr erleichtert. Sie wird aber auch zunehmend im nationalen Zahlungsverkehr verwendet. Die IBAN enthält maximal 34 Stellen (in Deutschland 22 Stellen) und ist mit Ausnahme der ersten vier Stellen (Länderkennung und Prüfziffer) in jedem Land individuell aufgebaut. Jedem Konto lässt sich so eindeutig eine IBAN zuordnen. Bei Euro-Überweisungen und -Lastschriften nach dem SEPA-Standard muss die IBAN als Kontonummer verwendet werden. Der SEPA-Standard gilt im Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum.
Siehe auch
-
Die International Securities Identification Number (ISIN) nach ISO-Norm 6166 ist eine Wertpapier-Kennnummer. Sie identifiziert in einer zwölfstelligen Buchstaben-Zahlen-Kombination ein börsengehandeltes Wertpapier eindeutig: Einem zweistelligen Ländercode folgen eine neunstellige nationale Kennnummer und eine Prüfziffer. Verantwortlich für die Vergabe von gültigen ISIN-Codes ist in Deutschland die Herausgebergemeinschaft Wertpapier-Mitteilungen, Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG. Die ISIN wurde 2000 in Deutschland eingeführt und soll seit 2003 die bis dahin verwendete Wertpapierkennnummer (WKN) ablösen. In der Praxis werden ISIN und WKN aber weiterhin parallel verwendet.
Siehe auch
-
Die International Swaps and Derivatives Association (ISDA) ist eine Vereinigung, die sich insbesondere dafür einsetzt, den außerbörslichen Handel mit Derivaten sicherer und stabiler zu machen. Zu ihren mehr als 800 Mitgliedern zählen globale und regionale Banken, Vermögensverwalter, Versicherungen und supranationale Organisationen. Die ISDA hat Rahmenverträge (Master Agreements) für den Derivatehandel entwickelt. Sie kann bei Insolvenzen und Umschuldungen in strittigen Fällen eingeschaltet werden um festzustellen, ob Kreditausfallversicherungen (Kreditausfallswaps) ausgelöst werden.
Siehe auch
-
Die Internationalen Rechnungslegungsstandards sind Regeln, die das "International Accounting Standards Board" (IASB) – ein international besetztes unabhängiges Gremium von Rechnungslegungsexperten – festlegt. Ziel dabei ist vor allem die Förderung von Qualität, Transparenz und Vergleichbarkeit – auch international – von Jahresabschlüssen zwischen verschiedenen Unternehmen oder der Abschlüsse eines Unternehmens aus unterschiedlichen Perioden. Kapitalmarktorientierte Unternehmen mit Sitz in der EU müssen ihre Konzernabschlüsse nach den Internationalen Rechnungslegungsstandards erstellen. Da das IASB eine privatrechtlich organisierte, internationale Vereinigung ist, deren Standards nicht unmittelbar rechtsverbindlich sein können, müssen diese jeweils ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, um auf EU-Ebene bzw. in anderen Ländern rechtsverbindlich zu werden. Vor dem 1. April 2001 nannte sich das Gremium "International Accounting Standards Committee" (IASC) und brachte Regelungen als "International Accounting Standards" (IAS) heraus, die auch unter dieser Bezeichnung weitergelten. Seither veröffentlichte Standards werden "International Financial Reporting Standards" (IFRS) genannt.
-
Der Internationale Währungsfonds (IWF; englisch: International Monetary Fund, IMF) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, in der 190 Länder zusammenwirken, um Kooperation in der Währungspolitik, Erleichterungen im Handel und ein stabiles Finanzsystem zu fördern. Dadurch sollen Beschäftigung und Wachstum unterstützt sowie Armut abgebaut werden. Gerät ein Mitglied in Zahlungsschwierigkeiten, kann es Kredite vom IWF erhalten, die meist von der Erfüllung bestimmter Kriterien abhängig gemacht werden (Konditionalität). Die Rechnungseinheit des IWF ist das Sonderziehungsrecht, das Stimmgewicht eines Landes bemisst sich nach dessen Kapitalanteil. Sitz des 1945 gegründeten IWF ist Washington, D.C.; der Posten des geschäftsführenden Direktors (Managing Director) wird traditionell europäisch besetzt.
Siehe auch
-
Als Internationales Währungssystem wird das Rahmenwerk von Regeln bezeichnet, das auf dem Gebiet der Währungspolitik die internationale Zusammenarbeit ordnet. Wesentliche Teile davon betreffen die Ordnung des internationalen Zahlungs- und Kapitalverkehrs (Konvertibilität), die grundsätzliche Art der Wechselkursbildung (Wechselkurssystem), die Reservewährung (z. B. Gold-Devisen-Standard) und auf längere Sicht die Bereitstellung internationaler Liquidität durch die beteiligten Nationen.
Siehe auch
-
In wirtschaftspolitischen Zusammenhängen bezeichnet Intervention das regulierende Eingreifen eines Akteurs wie dem Staat in einen Bereich, in dem sonst freies Kräftespiel herrscht. In der Währungspolitik spricht man dementsprechend von Devisenmarktinterventionen, wenn etwa die Zentralbank durch Devisenan- oder -verkäufe versucht, den Wechselkurs einer Währung zu beeinflussen.
-
Als Investmentbank wird eine Bank bezeichnet, bei der nicht das Kredit- und Einlagengeschäft im Vordergrund stehen, sondern andere Bankgeschäfte wie die Begleitung von Unternehmen und staatlichen Institutionen bei der Emission von Wertpapieren, der Handel mit Wertpapieren, Devisen und Finanzprodukten aller Art, die Beratung von Unternehmen bei Börsengängen sowie Fusionen und Übernahmen. Seinen Ursprung hat der Begriff im amerikanischen Bankensystem, wo es seit Anfang der dreißiger Jahre bis Ende des 20. Jahrhunderts eine gesetzlich vorgeschriebene Trennung zwischen Investmentbanken und anderen auf das Kredit- und Einlagengeschäft fokussierten Banken gab. Dieses Trennbankensystem unterscheidet sich vom kontinentaleuropäischen Universalbankensystem, bei dem Großbanken in praktisch allen Bankgeschäften aktiv sind.
Siehe auch
-
Ein Investmentfonds ist ein von einer Kapitalverwaltungsgesellschaft (Investmentgesellschaft) verwaltetes Sondervermögen, das in Vermögenswerten wie beispielsweise Aktien, Anleihen oder Immobilien angelegt ist. Zudem kann das Sondervermögen auch in Vermögenswerte mit besonderen Risiken investiert werden (Alternative Investments). Hierunter können Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds fallen. Über das Miteigentum am Fondsvermögen werden Anteile in Form von Wertpapieren (Anteilsscheine oder Investmentzertifikate) ausgegeben. Anleger können durch deren Erwerb mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz Miteigentümer eines - typischerweise breit gestreuten - Portfolios werden; die breite Streuung soll das mit der Anlage verbundene Verlustrisiko begrenzen. Man unterscheidet zwischen Publikumsfonds, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind und deren Anteile häufig auch an der Börse gehandelt werden, und Spezialfonds, die speziell für institutionelle Investoren (wie z. B. Pensionskassen) aufgelegt werden.
Siehe auch