Glossar
Was finde ich in dieser Rubrik?
Fachbegriffe lassen sich leider nicht immer vermeiden - insbesondere bei so komplexen Themen wie der Geldpolitik. In unserem Glossar finden Sie daher eine Vielzahl von Begriffen kurz erklärt und alphabetisch sortiert.
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T2 ist das neue Individualzahlungsverkehrssystem des Eurosystems. Es hat im März 2023 seinen Betrieb aufgenommen und das bisherige Zahlungsverkehrssystem TARGET2 abgelöst. T2 besteht aus der Komponente für die Abwicklung des Individualzahlungsverkehrs und – im Gegensatz zu TARGET2 – dem zentralen Liquiditätsmanagement. Das zentrale Liquiditätsmanagement wird von den Zentralbanken u. a. für die Abwicklung geldpolitischer Geschäfte genutzt, beispielsweise für die Auszahlung von Krediten an die Banken. Hier verwalten die Banken ihre gesamte Zentralbankliquidität und führen sie innerhalb der TARGET-Services zielgerichtet ihren unterschiedlichen Verwendungszwecken zu. Die Komponente für die Abwicklung des Individualzahlungsverkehrs nutzen die Banken, um sekundenschnell und sicher Zahlungen (oft mit hohen Beträgen) in Zentralbankgeld zu überweisen. Den T2-Service nutzen auch einige Notenbanken der Europäischen Union, deren Länder den Euro bisher noch nicht eingeführt haben. T2 – wie auch sein Vorgänger TARGET2 – ist das größte Individualzahlungssystem Europas und zählt zu den bedeutendsten der Welt. Mit der Entwicklung und dem Betrieb von T2 hat das Eurosystem die vier nationalen Notenbanken Banque de France, Banca d'Italia, Banco de España und Deutsche Bundesbank betraut.
Siehe auch
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Im allgemeinen Sprachgebrauch werden täglich verfügbare Einlagen, die Bankkunden auf einem Tagesgeldkonto halten, als Tagesgeld bezeichnet. Im Zentralbankkontext hingegen bezieht sich dieser Begriff auf Zentralbankgeld, das Geschäftsbanken auf dem sogenannten Geldmarkt untereinander handeln. Dort verleihen Banken mit einem Überschuss an Zentralbankgeld dieses Geld an Banken, die hieran Bedarf haben. Dies geschieht in der Regel in Form eines Übernachtkredits. Die Laufzeit dieser Geschäfte beträgt also üblicherweise nur einen Tag, daher der Begriff „Tagesgeld“. Durch das Handeln auf dem Geldmarkt bekommen auch diejenigen Banken Zugang zu Zentralbankgeld, die nicht direkt an den Refinanzierungsgeschäften der Zentralbank teilnehmen. Der durchschnittliche Preis, zu dem Tagesgeld im Euroraum zwischen den Banken gehandelt wird, wird täglich ermittelt. Dieser Zinssatz wird als Euro Short-Term Rate (€STR) bezeichnet.
Siehe auch
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In der Alltagssprache beschreibt der Tagesgeldzinssatz denjenigen Zinssatz, den Kunden für Geld bekommen, das sie bei einer Bank auf einem Tagesgeldkonto anlegen. Im Zentralbankkontext hingegen ist der Tagesgeldzinssatz der Preis, zu dem Zentralbankgeld auf dem Geldmarkt zwischen den Geschäftsbanken gehandelt wird. Im Euroraum wird täglich ermittelt, wie hoch der durchschnittliche Tagesgeldzinssatz ist. Dieser Zinssatz wird als Euro Short-Term Rate (€STR) bezeichnet.
Siehe auch
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Eine TAN (Transaktionsnummer) findet üblicherweise in Online-Bezahlverfahren Anwendung. Sie wird hauptsächlich bei der Eingabe von Online-Bezahlvorgängen benötigt und ist nur dem Online-Banking-Nutzer und dem Banksystem bekannt, wodurch sie vor Missbrauch durch Dritte schützt. In der Vergangenheit wurden TANs dem Nutzer in Form einer schriftlichen Liste zur Verfügung gestellt. Mittlerweile werden die TANs von der Bank auf verschiedene Weise erst kurz vor der Nutzung transaktionsbezogen generiert und dem Zahlungspflichtigen übermittelt, beispielsweise mittels einer SMS-Kurzmitteilung über das Mobilfunkgerät.
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Tapering bezeichnet den Prozess, die Anleihekäufe einer Zentralbank im Rahmen der Quantitativen Lockerung zu reduzieren. Dies wird im Vorhinein von den jeweiligen Zentralbanken klar kommuniziert und Schritt für Schritt möglichst marktschonend implementiert. Im Gegensatz zu einer restriktiven Geldpolitik – auch Quantitative Straffung bzw. Quantitative Tightening genannt – vermindert die Zentralbank beim Tapering nicht die Geldmenge, sondern verringert lediglich den Zuwachs an Zentralbankgeld.
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TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) ist der TARGET-Service zur Abwicklung von sogenannten Instant Payments, also Echtzeitüberweisungen. Das bedeutet, dass die Abwicklung von Euro-Zahlungsaufträgen innerhalb von 10 Sekunden in Zentralbankgeld erfolgt. Dies ist rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres möglich (24/7/365). Der Service wurde im November 2018 in Betrieb genommen und ist neben T2, TARGET2-Securities und ab 2024 ECMS ein Teil der TARGET-Services.
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TARGET-Salden sind Forderungen (positiver TARGET-Saldo) oder Verbindlichkeiten (negativer TARGET-Saldo) einer nationalen Zentralbank gegenüber der Europäischen Zentralbank. Sie entstehen, wenn Geschäftsbanken grenzüberschreitende Transaktionen in Zentralbankgeld über die TARGET-Services abwickeln. Beispielsweise entsteht bei einer Überweisung aus Frankreich nach Deutschland über T2 eine Forderung der Bundesbank gegenüber der Banque de France. Gleichen sich solche Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Zentralbanken im Laufe des Tages nicht aus, so werden sie gegeneinander aufgerechnet und am Ende eines Geschäftstages in einem einzigen Saldo gegenüber der EZB zusammengefasst. Jede nationale Zentralbank hat demnach nur eine Forderung oder Verbindlichkeit aus TARGET gegenüber der EZB.
Siehe auch
Weiterführende Informationen
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Mit den TARGET-Services bietet das Eurosystem der europäischen Bankengemeinschaft ein einheitliches und integriertes Leistungsangebot im Bereich des Liquiditätsmanagements und des Individualzahlungsverkehrs (T2), der Wertpapierabwicklung (TARGET2-Securities) und der Abwicklung von Echtzeitüberweisungen (TIPS). Das zentrale Liquiditätsmanagement ermöglicht den Banken, ihre gesamte Liquidität bei den Notenbanken zentral und komfortabel über alle Services hinweg zu steuern. Zusätzlich vereinfachen übergreifende Komponenten wie z. B. gemeinsam genutzte Stammdaten und eine gemeinsame Rechnungsstellung den Geschäftsablauf.
Die TARGET-Services werden von den vier nationalen Zentralbanken Banque de France, Banca d'Italia, Banco de España und Deutsche Bundesbank betrieben. Ab November 2024 werden die TARGET-Services durch das gemeinsame Sicherheitenverwaltungssystem ECMS (Eurosystem Collateral Management System) komplettiert.Siehe auch
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TARGET2 (Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System) war ein System des Eurosystems zur sicheren und schnellen Abwicklung des elektronischen Individualzahlungsverkehrs in Euro. Es wurde am 20. März 2023 durch den neuen T2-Service abgelöst. Seit seiner Einführung im November 2007 wurde es von den Banken hauptsächlich zur sekundenschnellen Überweisung von großen Beträgen genutzt. TARGET2 basierte auf einer einheitlichen technischen Plattform und gewährleistete den raschen Austausch von Zentralbankliquidität zwischen den nationalen Geldmärkten. Es bot allen Teilnehmern bei nationalen wie grenzüberschreitenden Zahlungen harmonisierte Leistungen zu einheitlichen Preisen. Die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems waren zwingend über TARGET2 abzuwickeln. Mit der Entwicklung und dem Betrieb der Gemeinschaftsplattform hatte das Eurosystem die drei nationalen Notenbanken Banque de France, Banca d'Italia und Deutsche Bundesbank betraut.
Siehe auch
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TARGET2-Securities (T2S) ist ein Service des Eurosystems, der eine harmonisierte und zentrale Abwicklung von Wertpapiergeschäften in Zentralbankgeld anbietet. T2S ist ein Teil der TARGET-Services. Er macht insbesondere die grenzüberschreitende Abwicklung von Wertpapiergeschäften in Zentralbankgeld sicherer und günstiger und überwindet die vorherige Fragmentierung des europäischen Marktes. Zudem bietet er vor allem grenzüberschreitend tätigen Banken ein großes Potenzial zur Optimierung ihres Liquiditäts- und Sicherheitenmanagements. T2S beschränkt sich dabei ausschließlich auf die Wertpapierabwicklung (Settlement). Abgewickelt wird größtenteils im sogenannten Delivery-versus-Payment-Modus ("Lieferung gegen Zahlung"). Dadurch wird sichergestellt, dass die Lieferung des gehandelten Wertpapiers und die entsprechende Zahlung gleichzeitig erfolgen, so dass das Kontrahentenausfallrisiko eliminiert ist. Die Zahlung wird dabei in Zentralbankgeld geleistet. T2S wird im Auftrag des Eurosystems von der Deutschen Bundesbank, der Banque de France, der Banca d’Italia und der Banco de España gemeinsam betrieben.
Siehe auch
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Eine Tarifvertragspartei ist eine Personengruppe, die Tarifverträge abschließt, in denen Löhne, Gehälter und die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer festgelegt werden. Zu den Tarifvertragsparteien zählen die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, aber auch einzelne Arbeitgeber.
Siehe auch
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Eine Tauschwirtschaft beschreibt eine Gesellschaft ohne Geld oder vergleichbares Medium, das dessen Funktionen erfüllt. Somit ist man gezwungen, Güter direkt zu tauschen. Die Schwierigkeit besteht darin, jemand anderes zu finden, der exakt das anbietet, was man selbst benötigt und gleichzeitig exakt das benötigt, was man selbst anbietet. Entweder sucht man lange nach einem geeigneten Partner oder man bildet Tauschketten, was sehr viel aufwendiger ist, als mit Geld ein gemeinsames Tauschmedium zu haben. Außerdem ist es schwierig, die Austauschrelation jedes Gutes zu jedem anderen zu bestimmen. Im Ergebnis ist Handel viel schwieriger oder gar nicht durchführbar.
Siehe auch
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In der Fachsprache der Geldpolitik beschreibt der Begriff Tender ein standardisiertes Bietungsverfahren, mit dem die Zentralbank das Bankensystem mit Zentralbankgeld („Liquidität“) versorgt. Im Rahmen von Tenderverfahren geben die Geschäftsbanken Gebote ab, auf deren Grundlage die Zentralbank ihnen anschließend Zentralbankgeld zuteilt. Je nach Art des Tenders beziehen sich die Gebote der Banken hierbei entweder auf die Menge des gewünschten Zentralbankgeldes zu einem von der Zentralbank vorgegebenen Zinssatz (Mengentender). Oder aber die Banken geben an, für welche Menge Zentralbankgeld sie welchen Zinssatz zu zahlen bereit sind (Zinstender). Im Eurosystem werden für Hauptrefinanzierungsgeschäfte und für längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Tenderverfahren angewandt.
Siehe auch
Infografik
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Eine Termineinlage ist eine Einlage, die einer Bank von ihren Kunden oder von anderen Instituten für eine bestimmte Zeit gegen einen festen Zinssatz überlassen wird. Synonyme Bezeichnungen sind Termingeld oder Festgeld. Gängige Laufzeiten sind sechs Monate, ein Jahr oder drei Jahre. Termineinlagen sind in der Regel höher verzinst als Spareinlagen.
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Ein Termingeschäft ist ein Geschäft, das erst zu einem bei Vertragsabschluss festgelegten zukünftigen Zeitpunkt erfüllt werden muss. Zum Beispiel muss eine bestimmte Ware oder ein Finanzinstrument vom Verkäufer erst in drei Monaten geliefert und vom Käufer vollständig bezahlt werden. Unterschieden werden unbedingte und bedingte Termingeschäfte. Bei einem unbedingten Termingeschäft geht der Käufer die Verpflichtung ein, eine bestimmte Menge des Handelsgegenstands zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bei Vertragsabschluss festgelegten Preis vom Verkäufer zu kaufen (der Käufer geht damit eine „Long Position“ ein); der Verkäufer verpflichtet sich, zu den vereinbarten Konditionen zu liefern („Short Position“). Ein bedingtes Termingeschäft ist ein Optionsgeschäft. Termingeschäfte werden teils über Terminbörsen mit standardisierten Terminkontrakten angebahnt und abgewickelt oder außerbörslich im Handel „über den Banktresen“ (Over-the-Counter, OTC) zu frei ausgehandelten Konditionen. Mit Termingeschäften kann man finanzielle Risiken absichern (Hedging), auf Preisänderungen spekulieren (Trading) oder Preisunterschiede zwischen Märkten ausnutzen (Arbitrage).
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Ein Terminkontrakt hat ein standardisiertes unbedingtes Termingeschäft zum Inhalt, das über eine Terminbörse vereinbart und abgewickelt wird. Terminkontrakte gibt es für zahlreiche Handelsgegenstände wie zum Beispiel Weizen, Gold, Devisen, Staatsanleihen oder Aktien. Die Details eines börsennotierten Terminkontrakts wie zum Beispiel die genaue Spezifikation des unterliegenden Handelsgegenstands, die Kontraktgröße und seine Laufzeit sind standardisiert. Ein Terminkontrakt ist ein Derivat: Seine Preisentwicklung hängt maßgeblich von der Preisentwicklung des unterliegenden Handelsgegenstands, dem „Basiswert“, ab. Terminkontrakte, werden zur Absicherung gegen das Risiko von Preisschwankungen eingesetzt („Hedging“), zur Spekulation auf eine erwartete Preisentwicklung des Basiswerts (Trading) oder um Preisunterschiede zwischen Märkten auszunutzen (Arbitrage). Terminkontrakte (englisch: Futures) sind von Optionskontrakten (bedingten Termingeschäften) zu unterscheiden.
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Ein Transaktionsregister ist ein Unternehmen, das eine elektronische Datenbank zur Dokumentation von abgeschlossenen, modifizierten und terminierten Derivatekontrakten unterhält und dadurch die Transparenz an den Finanzmärkten erhöhen soll. Im Rahmen der European Market Infrastructure Regulation (EMIR) wurde beschlossen, dass standardisierte OTC-Derivate im Sinne der Verordnung über zentrale Gegenparteien abgewickelt und OTC-Derivate an Transaktionsregister gemeldet werden müssen. Insgesamt wurden vier Transaktionsregister von der Europäischen Aufsichtsbehörde für Wertpapiere und Märkte zugelassen.
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Die Transitionsrisiken beschreiben im Zusammenhang mit Green Finance die Kosten des Übergangs hin zu einem umweltbewussteren und insbesondere kohlenstoffärmeren Wirtschaften. Sie ergeben sich aus Neubewertungen der Finanzaktiva von Unternehmen in Sektoren, die besonders stark von solchen Transformationsprozessen betroffen sind. Dies gilt auch für Unternehmen des Banken- und Versicherungssektors bzw. generell für Investoren. Die durch Anpassungsprozesse entstehenden Kosten sind in starkem Maße abhängig davon, mit welcher Geschwindigkeit und wie plötzlich Übergangsprozesse regulatorisch herbeigeführt werden.
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Der Transmissionsmechanismus beschreibt, wie sich eine geldpolitische Maßnahme, zum Beispiel die Änderung des Leitzinses, auf ökonomische Variablen wie Preisniveau, Produktion und Beschäftigung überträgt. Die Transmission geldpolitischer Maßnahmen kann sich über unterschiedliche „Kanäle“ vollziehen, wobei sich manche Wirkungen sehr rasch einstellen können, andere hingegen viel Zeit benötigen. Art und Umfang der Wirkungen auf das Endziel sind häufig unsicher.
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Anders als Universalbanken ist es Trennbanken verboten, gleichzeitig das Kredit- und das Wertpapiergeschäft zu betreiben. Ziel des Trennbankensystems ist es, Interessenkonflikte der beiden Geschäftsfelder zu vermeiden.
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Als Troika wird in der 2009 ausgebrochenen europäischen Staatsschuldenkrise ein Gremium bezeichnet, dem Vertreter der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Kommission angehören. Die Troika prüft, ob die Mitgliedsstaaten, die im Zuge der Krise ein Hilfsprogramm aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) oder bilaterale Kredite von anderen Mitgliedsstaaten erhalten haben, die damit verbundenen Auflagen einhalten.
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