Finanzpuffer ermöglichen ausgeglichenes Bilanzergebnis der Bundesbank

Der Anstieg der Leitzinsen hat im vergangenen Jahr den Jahresabschluss der Deutschen Bundesbank geprägt. Für das Geschäftsjahr 2023 weist sie ein ausgeglichenes Bilanzergebnis aus, weil Belastungen im zweistelligen Milliardenbereich über ihre Finanzpuffer abgefedert werden konnten. Dazu löste die Bundesbank ihre Risikovorsorge vollständig auf und verringerte ihre Rücklagen. Wie in den Vorjahren wurde kein Gewinn an den Bundeshaushalt abgeführt.

Wir gehen davon aus, dass die Belastungen für das laufende Jahr erneut erheblich sein werden. Sie dürften die verbliebenen Rücklagen übersteigen, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. In diesem Fall wird die Bundesbank einen Verlustvortrag ausweisen und diesen durch künftige Gewinne wieder abtragen. Wir erwarten, längere Zeit keine Gewinne ausschütten zu können, führte der Bundesbankpräsident weiter aus. 

Bilanz der Bundesbank ist solide

Die Bilanz der Bundesbank ist solide. Die Bundesbank kann die finanziellen Belastungen tragen, denn ihre Vermögenswerte sind erheblich größer als ihre Verpflichtungen“, erläuterte Nagel. So belaufen sich die Bewertungsreserven auf fast 200 Milliarden Euro. „Die Bundesbank wird weiterhin entschieden für Preisstabilität eintreten , sagte Nagel.

Preisstabilität fördert Zusammenhalt in Gesellschaft

Die hohe Inflation einzudämmen, war die zentrale geldpolitische Aufgabe des vergangenen Jahres. 2023 hatte mit Inflationsraten von mehr als 8 Prozent im Euroraum begonnen. Mit den Zinserhöhungen habe man den richtigen Weg eingeschlagen und große Fortschritte gemacht, resümierte der Bundesbankpräsident. Wir sind unserem 2-Prozent-Ziel deutlich nähergekommen. Aber wir haben es noch nicht erreicht, mahnte er. Zunächst müsse der EZB-Rat auf Basis der Daten davon überzeugt sein, dass das Inflationsziel tatsächlich erreicht werde. Erst dann könne eine Zinssenkung ins Auge gefasst werden. Der Bundesbankpräsident verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Lohnentwicklung im Zusammenspiel mit den Gewinnmargen der Unternehmen.

Nagel betonte: Wenn wir Preisstabilität erreichen, machen wir vielen Menschen das Leben leichter. Gerade wer mit wenig Geld auskommen muss, hat dann eine große Sorge weniger. Preisstabilität fördert daher auch den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Für die deutsche Wirtschaft sei 2023 ein schwieriges Jahr gewesen. Der Ausblick für 2024 verspreche aber wieder etwas mehr Licht als Schatten. Unsere Fachleute erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im Laufe des Jahres allmählich wieder Tritt fasst und auf einen Wachstumskurs einschwenkt, sagte Nagel. Rückenwind soll zum einen von den ausländischen Absatzmärkten kommen. Zum anderen sollte der private Konsum davon profitieren, dass sich die Kaufkraft der privaten Haushalte verbessert.

Ertragslage deutlich ungünstiger

Die erheblichen finanziellen Belastungen in der Bundesbankbilanz sind vor allem auf die umfangreichen Wertpapierbestände für geldpolitische Zwecke zurückzuführen. Sie verursachen ein Zinsänderungsrisiko. Der EZB-Rat hob die Leitzinsen zwischen Juli 2022 und September 2023 um insgesamt 450 Basispunkte an. Dies war nötig, um die Inflation einzudämmen. Der schnellste Anstieg des Einlagesatzes in der Geschichte der Währungsunion sorgte dafür, dass sich das Zinsänderungsrisiko im Jahr 2023 besonders auswirkte: Auf der Ertragsseite wuchs die Verzinsung der geldpolitischen Wertpapiere nur geringfügig, auf der Aufwandsseite sorgten die höher verzinsten Einlagen der Kreditinstitute für eine deutlich gestiegene Belastung.

Das Zinsänderungsrisiko hat sich 2023 materialisiert und die Ertragslage beeinträchtigt. Aber wir haben gut vorgesorgt, sodass wir einen Bilanzgewinn von null ausweisen, erklärte Sabine Mauderer, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank und zuständig für Rechnungswesen und Controlling. Der Nettozinsertrag als größte Komponente der Gewinn- und Verlustrechnung reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 17,9 Milliarden Euro und lag mit minus 13,9 Milliarden Euro erstmals im negativen Bereich. Für das Jahr 2023 ergibt sich ein Fehlbetrag von fast 21,6 Milliarden Euro. Die Wagnisrückstellung von bislang 19,2 Milliarden Euro wird zum Ausgleich der aufgelaufenen Verluste komplett aufgelöst. Der verbleibende Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 2,4 Milliarden Euro wird durch entsprechende Entnahmen aus den Rücklagen ausgeglichen, sodass wir einen Bilanzgewinn von null ausweisen, erläuterte Mauderer. Es verbleiben Rücklagen von knapp 0,7 Milliarden Euro.

Bilanzsumme gesunken

Die geld- und währungspolitischen Maßnahmen führten dazu, dass sich die Bilanzsumme der Bundesbank um rund 390 Milliarden Euro oder 13 Prozent auf 2.516 Milliarden Euro verringerte. Für die Aktivseite der Bilanz verwies Mauderer dabei auf sinkende TARGET-Forderungen, rückläufige Forderungen aus geldpolitischen Operationen und das Abschmelzen der geldpolitischen Ankaufprogramme. Korrespondierend dazu sei es auf der Passivseite zu sinkenden Euro-Einlagen der in- und ausländischen Einleger sowie sinkenden Verbindlichkeiten aus geldpolitischen Geschäften gekommen.