Weidmann: Keine weiteren geldpolitischen Lockerungen nötig

Jens Weidmann beim dritten Bargeldsymposium ©Frank Rumpenhorst
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, die Wachstumskräfte im Euro-Raum zu stärken, um perspektivisch Abstand von der Nullzinsgrenze zu gewinnen. Die vergleichsweise niedrige Kerninflationsrate im Euro-Raum zeige, dass sich die wirtschaftliche Lage in einigen Euro-Ländern nur allmählich erhole und die Arbeitslosigkeit dort noch immer sehr hoch sei, sagte er beim 3. Bargeldsymposium der Bundesbank in Frankfurt.

Für den Euro-Raum insgesamt seien die Wachstumsaussichten nur verhalten, so Weidmann. Experten des Eurosystems hatten in ihrer jüngsten Projektion für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,6 % und für die kommenden beiden Jahre von je 1,7 % vorhergesagt. Vor diesem Hintergrund sagten die Prognosen des Eurosystems nur einen allmählichen Anstieg der Inflation voraus, erklärte Weidmann. Der Prognose des Eurosystems zufolge wird die Inflationsrate im nächsten Jahr auf 1,3 Prozent und 2018 auf 1,6 Prozent steigen.

Expansive Geldpolitik ist angemessen

Angesichts der gedämpften Preisaussichten sei die expansive Geldpolitik des Eurosystems derzeit angemessen, sagte Weidmann. Über die konkrete Ausgestaltung der unkonventionellen Maßnahmen könne man jedoch unterschiedlicher Meinung sein, ergänzte er. So seien einzelne Maßnahmen selbstverständlich nicht alternativlos. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik erfordere das derzeitige Umfeld nicht, betonte Weidmann. "Unsere Definition von Preisstabilität verlangt, dass die angestrebte Inflationsrate mittelfristig erreicht wird", sagte er. "Das gewährt uns ausreichend Zeit, die Wirkung der beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen auf die Preisentwicklung abzuwarten", so Weidmann.

Vertrauen beginnt beim Bargeld

Der Bundesbankpräsident betonte bei der Veranstaltung auch die hohe Bedeutung des Bargelds. "Vertrauen in eine Währung beginnt beim Bargeld", sagte er. Dies gelte für den Euro vielleicht sogar noch mehr als für andere Währungen, schließlich sei das Euro-Bargeld das sichtbarste Symbol für die europäische Integration.

Das klare Bekenntnis des EZB-Rats zum Bargeld sei im Rahmen des aktuellen Niedrigzinsumfelds ein wichtiges Signal. "Im Falle einer Abschaffung des Bargelds könnten negative Einlagezinsen einer noch expansiveren Geldpolitik zuliebe in der Breite leichter durchgesetzt werden", warnte Weidmann. Solche Vorschläge seien aber die falsche, völlig unverhältnismäßige Antwort auf die geldpolitischen Herausforderungen an der Nullzinsgrenze.