TARGET-Salden

Die TARGET-Services bilden die Marktinfrastruktur des Eurosystems. 

Zu den TARGET-Services zählen: 

  • T2 bestehend aus dem zentralen Liquiditätsmanagement (Central Liquidity Management, CLM) für die Abwicklung der geldpolitischen Geschäfte und der Haltung der Mindestreserve sowie dem RTGS-Abwicklungsservice für den Individualzahlungsverkehr und der Nebensystemverrechnung
  • der Wertpapierabwicklungsservice TARGET2-Securities (T2S)
  • TIPS (TARGET Instant Payment Settlement) für die Verrechnung von Echtzeitüberweisungen
  • und ab April 2024 das gemeinsame Sicherheitenmanagementsystem ECMS (Eurosystem Collateral Management System)

Über das Individualzahlungsverkehrssystem TARGET2, dem Vorgänger von T2, flossen bis zur seiner Abschaltung im März 2023 pro Tag im Durchschnitt rund 350.000 Zahlungen im Wert von rund 1,7 Billionen Euro. Während eines ganzen Jahres wurden von TARGET2 knapp 90 Millionen Zahlungen in einem Gesamtwert von rund 430 Billionen Euro abgewickelt. Diesen Transaktionen können ganz unterschiedliche Geschäfte zugrunde liegen. Denkbar sind unter anderem die Zahlung einer Warenlieferung, der Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, die Gewährung oder Rückzahlung eines fälligen Darlehens, die Geldanlage bei einer Bank und vieles mehr.

Die TARGET-Services operieren auf einer gemeinsamen Plattform, bestehen aber rechtlich gesehen aus mehreren Komponentensystemen, die von den nationalen Notenbanken beziehungsweise der EZB betrieben werden.

Bei einer grenzüberschreitenden Transaktion etwa aus Frankreich nach Deutschland (z. B. als Bezahlung eines Imports) sind daher sowohl die Banque de France als auch die Bundesbank betroffen. Zunächst belastet die in Frankreich ansässige Geschäftsbank des französischen Käufers das Konto ihres Kunden und reicht eine Überweisung an eine in Deutschland ansässige Geschäftsbank des deutschen Verkäufers über einen TARGET-Service, z. B. T2 (RTGS), ein. Die Banque de France belastet das RTGS-Konto der französischen Geschäftsbank. Die Bundesbank wiederum schreibt den Betrag dem RTGS-Konto der deutschen Geschäftsbank gut. Diese verbucht den Geldeingang letztendlich auf dem Konto des deutschen Verkäufers.

Die innertäglichen Verbuchungen von grenzüberschreitenden Transaktionen in den TARGET-Services führen also zu einer Veränderung der Gesamtsumme der Bestände auf den bei einer nationalen Zentralbank geführten Konten. In einem multilateralen Verrechnungsverfahren entsteht dafür zum Ausgleich am Tagesende automatisch und unmittelbar eine einzige Verbindlichkeit oder Forderung gegenüber der EZB.

Isoliert betrachtet führt die beschriebene Transaktion demnach am Ende des Geschäftstages zu einer Verbindlichkeit der Banque de France und zu einer Forderung der Bundesbank gegenüber der EZB. Diese Forderungen oder Verbindlichkeiten gegenüber der EZB werden allgemein als TARGET-Salden bezeichnet.

Der TARGET-Saldo in der Bundesbankbilanz geht also im Wesentlichen auf grenzüberschreitende Transaktionen zurück, die Banken betreffen, welche über die Bundesbank an TARGET teilnehmen (über die Bundesbank nehmen auch einige Banken aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an TARGET teil, deren nationale Zentralbanken selbst nicht an TARGET beteiligt sind). Er wird einerseits von den Geschäften der Kreditinstitute am Geld- und Kapitalmarkt beeinflusst, beruht andererseits aber auch auf Transaktionen des Nicht-Banken-Sektors, der Zahlungen über das Bankensystem leistet.