Eine Schülerin im Workshop ©Frank Rumpenhorst

Einblick in einen Schülerworkshop Eine Schülerin erklärt die Zinspolitik der EZB

Ein Nachmittag in der hessischen Hauptverwaltung der Bundesbank: Eine Schülerin erklärt ihrer Klasse, weshalb sie eine Senkung des Leitzins empfiehlt. Das Team der Schülerin hat das Szenario einer geldpolitischen EZB-Ratssitzung aus dem Jahr 2013 durchgespielt und ist zu dem Schluss gekommen, dass der Zins gesenkt werden muss, weil die Inflation zu niedrig ist.

"Das ist richtig", lobt Martin Jedrzejowski die Schülerin. "Das hat der EZB-Rat damals wirklich so gemacht", sagt der Bundesbank-Mitarbeiter und erklärt, wie die zinspolitische Lage zu der Zeit aussah. Jedrzejowski leitet einen der zahlreichen kostenlosen Schülerworkshops, die die Bundesbank mit ihren Hauptverwaltungen in ganz Deutschland anbietet. Normalerweise nutzen hessische Schulen das Angebot der Hauptverwaltung in Hessen. Diesmal ist jedoch eine Schulklasse aus der Schweiz zu Gast, die den Finanzplatz Frankfurt besucht. Eine besondere Herausforderung, hat doch die Schweiz den Franken und nicht den Euro als Währung.

Aber die Schülerinnen und Schüler haben gute Vorkenntnisse: "Seit drei Wochen nehmen wir im Unterricht das Eurosystem durch", sagt Lehrerin Mirjam Guggisberg. Sie unterrichtet die 18-Jährigen, die kurz vor den Abschlussprüfungen stehen, im Fach Wirtschaft und Recht.

Europäische Geldpolitik in vier Schulstunden erklärt

Die Schweizer haben aus dem Angebot der Hauptverwaltung Hessen den Schülerworkshop "Die Geldpolitik im Eurosystem" ausgewählt. In vier Schulstunden bekommt die Klasse ein kompaktes Programm: Los geht es mit den Grundlagen der Geldpolitik. Die  zweite Stunde ist der Strategie des Eurosystems gewidmet. Nach einer Pause ist dann Gruppenarbeit angesagt – eine Simulation von EZB-Ratsentscheidungen. Zum Schluss wird über die aktuelle Lage der Geldpolitik diskutiert.

Frau Guggisberg ist zufrieden, auch mit dem hohen Tempo der Inhaltsvermittlung: "Es war schnell, anspruchsvoll – aber mit Vorkenntnissen okay", so die Lehrerin. Besonders gut habe ihr die Dynamik gefallen, dass alle Schülerinnen und Schüler angesprochen worden seien und der Referent viele Alltagsbeispiele eingebaut habe, mit denen die jungen Leute etwas hätten anfangen können.

Beispiele aus dem Alltag der Jugendlichen

Geht es etwa um die Anforderungen an Staaten, die Mitglied im Eurosystem werden wollen, erklärt Martin Jedrzejowski das zum Beispiel so: "Was musst Du können, wenn Du in den Fußballverein willst?" Gut Fußball spielen können wäre natürlich hilfreich. Ebenso, wie es notwendig ist, dass sich die wirtschaftliche Lage eines Beitrittslandes bereits einige Zeit vor dem Beitritt nachhaltig an die der anderen Mitglieder angenähert haben muss.

Oder wenn es darum geht, wer die Entscheidungen im Eurosystem trifft: "Wer entscheidet denn bei Euch zuhause, ob ein Auto gekauft wird?" Wenn die Schüler antworten, dass das die Eltern entscheiden, dann vergleicht Jedrzejowski das mit den Chefs der Notenbanken im EZB-Rat.

Angebot auch vor Ort in den Schulen

Komplizierte Begriffe und komplexe Sachverhalte verständlich rüberzubringen, das liegt Martin Jedrzejowski, der auch regelmäßig als Lehrbeauftragter an einer Hochschule unterrichtet. Für die Bundesbank ist der gebürtige Berliner nicht nur in der Hauptverwaltung Hessens in Frankfurt aktiv, sondern auch direkt vor Ort in den hessischen Schulen. "Viele Schulen haben unser Angebot schätzen gelernt", so Jedrzejowski. Für die Bildungseinrichtungen ist es praktisch, da sie keine Anreise mit den Schülerinnen und Schülern planen und finanzieren müssen. Das ökonomische Bildungsangebot der Bundesbank ist für die Schulen kostenlos und wird von den Referenten nach vorheriger Absprache nahtlos in den Unterricht eingefügt. Der Workshop lockert den Lehrplan auf und ergänzt ihn um Inhalte aus der Praxis.

Begleitlehrer Stephan Schori zeigt sich beeindruckt: "Es war spannend." Das Niveau sei anspruchsvoll gewesen, die Jugendlichen hätten viel lernen können. "Positiv überrascht" äußert sich eine Schülerin nach dem Workshop. Für sie steht fest: "Die Schweiz soll den Franken behalten. Es ist viel einfacher, Geldpolitik für nur ein Land zu machen."

Sind Sie als Lehrkraft tätig und möchten einen Schülerworkshop in der Hauptverwaltung besuchen? Oder wollen Sie einen Workshop an Ihre Schule holen?

Dann kontaktieren Sie uns gerne telefonisch oder per E-Mail. Das Team der ökonomischen Bildung der Hauptverwaltung in Hessen bietet zudem in Frankfurt am Main, bei Ihnen an der Schule sowie online auch weitere Vortragsthemen an - kostenfrei, gut verständlich und aktuell. Alle Angebote finden Sie unter dem folgenden Link.