BaFinTech 2025 – KI, Quantumcomputing und digitaler Euro
Was bedeutet es für die Finanzindustrie und die Finanzaufsicht, wenn Unternehmen zunehmend künstliche Intelligenz (KI) nutzen? Sind Zentralbanken auf einen Durchbruch von Quantumcomputing vorbereitet, vor allem im Hinblick auf Cyberrisiken? Wie beeinflusst die zunehmende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs die Finanzindustrie? Und welche Veränderungen würde ein digitaler Euro mit sich bringen? Beim Branchentreffen BaFinTech von Bundesbank und BaFin in Berlin diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der beiden Behörden mit der Finanzindustrie, aber auch Fachleuten aus Wissenschaft und Verbänden zwei Tage über digitale Innovationen in der Finanzindustrie und damit verbundenen Chancen und Risiken.
Über Regulierung im digitalen Finanzzeitalter – Balance zwischen Innovation und Stabilität
sprach Bundesbankvorstand Michael Theurer mit BaFin-Chef Mark Branson. Theurer ging dabei auf die Risiken technologiegetriebener Geschäftsmodelle für die Finanzstabilität ein und betonte, dass diese stark abhängig von der zugrundeliegenden Technologie seien. Aber auch operationelle Risiken wie IT- und Reputationsrisiken, Abhängigkeiten von Drittanbietern (zum Beispiel von BigTechs, also großen Digitalunternehmen) und geopolitische Risiken spielten eine Rolle.
Gleichzeitig betonte er aber auch die Chancen des Einsatzes von KI-Technologien, wie zum Beispiel bei der Prozessautomatisierung und einem verbesserten Kundenerlebnis. Es wäre gleichermaßen ein Risiko, sich technologischen Entwicklungen zu verschließen
, so Theurer.
Auf die Frage, wie die Aufsicht reagiere, wenn durch die Digitalisierung Grenzen zwischen dem Finanzsektor und anderen Sektoren verschwimmen, zum Beispiel durch Embedded Finance, also etwa eingebettete Finanzdienstleistungen in Plattformen von Unternehmen, antwortete er: „Wenn Wertschöpfungsketten aufbrechen, ist aus aufsichtlicher Sicht wichtig, dass die Verantwortlichkeiten nicht verwässern.“ Insgesamt müsse die Regulierung einen Balanceakt zwischen Innovationsförderung und Stabilität bewältigen. Er erachte einen gewissen regulatorischen Rahmen als notwendig, betonte aber, dass dieser flexibel und technologieneutral gestaltet sein sollte, um dynamischen Entwicklungen gerecht zu werden.
Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und digitaler Euro
Vorstandsmitglied Burkhard Balz thematisierte in seiner Rede die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und die Zunahme digitaler Zahlungen, wobei Bargeld in Deutschland noch immer für 50 Prozent der Transaktionen genutzt werde. Die Zunahme digitaler Zahlungen, insbesondere über das Smartphone, stelle laut Balz neue Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz. Zentralbanken stünden vor der Herausforderung, einen stabilen und vertrauenswürdigen Rahmen für den digitalen Zahlungsverkehr zu schaffen. Der digitale Euro, als Retail- und Wholesale-Variante, könne einen Beitrag zur digitalen Zukunft der Zahlungsverkehrslandschaft leisten und die wirtschaftliche Souveränität Europas stärken. Wholesale-Central Bank Digital Currency (CBDC), kurz Wholesale-CBDC, bezeichnet dabei die Abwicklung DLT-basierter Transaktionen zwischen Geschäftsbanken in Zentralbankgeld. Der digitale Euro würde die steigende Beliebtheit von digitalen Zahlungen mit den Vorteilen von Zentralbankgeld verbinden. Er würde die Bedeutung des Euro und des Euroraums gegenüber konkurrierenden Währungen und neuen Geldformen stärken, indem er die Ankerfunktion von Zentralbankgeld sicherstellt
, sagte Balz. Der digitale Euro soll auch offline nutzbar sein und damit Resilienz in Krisenzeiten bieten. Darüber diskutierte Bundesbankexpertin Heike Winter im anschließenden Panel mit ihren Gästen.
Da für den Finanzmarkt die zweite Variante des digitalen Zentralbankgeldes, Wholesale-CBDC, interessant sei, arbeite die Bundesbank und das Eurosystem an der Interoperabilität von DLT-Plattformen mit etablierten Zahlungssystemen des Eurosystems. Am 1. Juli 2025 habe die EZB für die DLT-basierte Transaktionsabwicklung einen zweigleisigen Ansatz vorgestellt. Bis Ende 2026 solle zunächst eine kurzfristige Lösung bereitgestellt werden, die eine Anbindung von DLT-Systemen an die TARGET-Services ermögliche.
Panel zu Quantumcomputing
Über die Auswirkungen von Quantumcomputing auf die Cybersicherheit diskutierte BaFin-Chef Mark Branson mit David Faller (IBM Deutschland), Esther Recktenwald (Bundesbank) und Günther Welsch (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik). Die Fachleute beleuchteten, wie diese Technologie bestehende Sicherheitsprotokolle herausfordert und neue Sicherheitsmaßnahmen erforderlich macht. Einig waren sich die Panelisten darin, dass es notwendig sei, die Entwicklungen im Quantumcomputing zu überwachen und entsprechende Anpassungen in der Cybersicherheitsstrategie vorzunehmen, um Schutz vor potenziellen Bedrohungen zu gewährleisten.
MiCAR 2.0 und internationale Vergleichsperspektive
Rupert Schäfer (BaFin), Karlheinz Walch (Bundesbank), Ivan Keller (EU-Kommission) und Daniel Resas (Placehodlr / U Penn) diskutierten in ihrem Plenum über eine mögliche MiCAR 2.0. Die EU-Verordnung MiCAR verfolgt das Ziel, einen harmonisierten europäischen Regulierungsrahmen für Kryptowerte zu schaffen. Nach der EU-Verordnung ziehen nun die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich mit eigenen Krypto-Regulierungsentwürfen nach. Die Teilnehmer diskutierten darüber, was Europa davon lernen kann und was die EU tun muss, um den dynamischen Entwicklungen im Krypto-Markt gerecht zu werden.
Digitales Geld für morgen
Alexandra Hachmeister (Bundesbank) diskutierte mit Eva Wimmer (Bundesministerium der Finanzen), Thomas Wißbach (Deutsche Börse) und Bert Staufenbiel (KfW) über Wholesale- CBDC: Digitales Geld für den Kapitalmarkt von morgen. Hachmeister gab in einem kurzen Vortrag einen Überblick über den Stand der Arbeiten im Eurosystem im Wholesale-CBDC-Bereich. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden wichtige Aspekte, Vorteile und Perspektiven zu Wholesale-CBDC herausgearbeitet. Auch die Perspektive der Politik zur Erreichung der Ziele der digitalen Kapitalmarktunion und der Spar- und Investitionsunion mittels Wholesale-CBDC war Teil der Diskussion.
Von der Regulierung zur Implementierung von Instant Payments
Unter der Moderation von Matthias Schmudde (Bundesbank) diskutierten Sarah Röttgermann (DZ Bank), Felix Strassmair-Reinshagen (BaFin) und Florian Haagen (finAPI) auf einem Panel über die Chancen und Herausforderungen, die mit der Einführung von Instant Payments, also Überweisungen in Echtzeit, einhergehen. Die Veranstaltung bot nicht nur einen Blick auf die regulatorischen Anforderungen, sondern auch auf die strategischen Potenziale, die sich für Banken, Fintechs und Verbraucherinnen und Verbraucher ergeben. Die überwiegende Mehrheit im Publikum war der Meinung, das Echtzeitzahlungen innerhalb der nächsten fünf Jahre zum „new normal“ werden.